Das Bäumchen der Wahrheit

Ein Sumpf wird nicht klarer,
indem man in ihm stochert.
Nur die reine, die unverfälschte Wahrheit
vermag ihn trocken zu legen.

Es war einst gepflanzt worden von jemandem, einem Gärtner, der hatte sich, auch später, durch gar nichts anderes je einen Namen gemacht. Er diente nicht seinem eigenen Namen, sondern dem Namen des EINEN.

Der Gärtner war eines Tages an diese Stelle gekommen, die ihn so arg hatte leiden lassen. Kein Wunder: Myriaden von Insekten umschwirrten ihn nicht nur, sie bissen ihn, sie saugten sein Blut und hinterließen Schwellen und Beulen auf seiner Haut -, dass er bei sich gedacht hatte, dies hier muss anders werden! Sich erinnernd, dass er in der Hosentasche etwas hatte, womit der Plan zu verwirklichen wäre:

Ein Samen war´s , ihm einst übergeben vom Großvater mit der Ermunterung, ihn eines Tages einzusetzen. Großvater glaubte an JESUS, aber nicht allein das. Deswegen hatte er auch eine Warnung mit ausgesprochen, damit sich dem Glauben das Werk zugeselle:

„Nicht dort, wo alles grün und prächtig ist, pflanze!“ Und er hatte ein Buch, es war die Bibel!, aufgeschlagen, in dem, was Jesus gesagt hatte, stand: „Der Kranke braucht den Arzt, nicht der Gesunde!“

Krank, ja dies als ein Stichwort, fiel ihm sogleich ein. Und je länger er die Stelle betrachtete -,  wir ahnen schon, es war ein Sumpf -, desto unausweichlicher wurde der Wunsch in ihm, hier, genau hier, einen Baum zu pflanzen.

Als Großvater ihm den Samen gegeben hatte, waren diese Worte, dass es ein Baum sei, den der Same in sich trug, gesprochen worden. Danach hatte er die Augen geschlossen und Simon, so hieß der Gärtner, hatte der Versuchung widerstanden, den Samen auf dem Grab seines Großvaters einzusetzen. Aus dem Tod wird neues Leben, so hatte ihn sein Großvater, als er noch Kind war, gelehrt. Und es schien Simon, der das Grab seines Großvaters jeden Tag aufsuchte, als würde diese Wahrheit sich bereits verwirklicht haben. Als sei das Wort TAT geworden. „Wozu soll ich den kostbaren Samen, den er mir zu Lebzeiten gab, in sein Grab pflanzen, wenn dort doch bereits das Leben sprießt?“ Und so war es. Das Leben auf Großvaters Grab schien förmlich zu explodieren, Wandelröschen waren über Nacht aufgegangen, Veilchen, Leberblümchen und sogar ein Olivenbaum. Simon wunderte sich erst. Doch dann wurde ihm klar, dass da heraus der Glaube seines Großvaters sprach. Sein Glaube an JESUS CHRISTUS, der den Tod in LEBEN verwandelt. Umso kostbarer war ihm der Samen, den er überall hin mit sich trug. Eines Tages, so dachte er, werde auch ich Leben pflanzen. Nicht dort, wo es bereits sprießt. Nur wo?

Er brauchte auf Antwort nicht lange zu warten.

Sein Großvater, der immer ein schützendes liebendes Auge auf ihn geworfen hatte, war tot. Zwar spendete noch Trost das Leben auf seinem Grab, doch es wurde Herbst, es wurde Winter….

Nun, somit war kein Leben mehr, nein, ausgelöscht, so schien es Simon, war es, der bittere Tränen vergoss, die tiefe Löcher in die Schneedecke rissen. Ungetröstet, an diesem Tag, ging er nach Hause. Doch träumte ihm etwas. Er hatte auch dies einst gehört, Großvater´s Worte waren es, die zu ihm durch die Finsternis drangen und doch nicht die des Großvaters, des alten Mannes. Der hatte sie nur im Herzen getragen als die Worte des EINEN, zu dem sie gehörten. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“

Es war kein normaler Traum. Keiner, den man träumte, bloß um ihn geträumt zu haben und wieder zu vergessen. Der Traum wühlte Simon auf, nicht weil er ihm unheimlich war. Nein, er war Liebe, durch und durch. Er zeigte ihn selbst, wie er tags vor dem Grab gestanden hatte, weinend.

„ICH bin der Weg!“, so trat es plötzlich deutlich vor Simons Augen; in Weiß in den Grabstein seines Großvaters, just unter dem Kreuz, eingemeißelt. Simon, wenn auch im Traum, riss die Augen auf, als ob es Wirklichkeit wäre. „Ich bin die Wahrheit!“, drang sanft, aber ihn vollkommen erfassend, durch ihn. Sein Körper war erfüllt von dieser unbeschreiblichen Süße, die, wie er erkannte, das LEBEN DES CHRISTUS war.

[ads_custom_box title=““ color_border=“#e87e04″]„ICH BIN DER WEG, DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN!“[/ads_custom_box]

Auf einmal war Simon auch klar, welch ein Bäumchen es war, das der Same, den Großvater ihm geschenkt hatte, barg.

Es war der Baum der Wahrheit! Ohne Wahrheit keine Liebe, ohne Liebe kein Leben!, durchfuhr es ihn, der schon dabei war, ein Loch in den Sumpf zu graben, in den er den Samen legen wollte. Mitten hinein in die Krankheit, die Lüge, mitten hinein in die gähnende Leere, den Tod, musste er eingesetzt werden. Und nicht nur das; all dem würde er standhalten müssen.

Doch Simon, der nicht mehr zählen konnte, wie viele Moskitos ihn belästigt, wie viele Blutegel sich an ihn geheftet hatten, kümmerte all das nicht. Er hatte das Bild vor Augen, das Bild des nötigen Leidens, um der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen. Es war ihm geschenkt worden, morgens, nach der Nacht mit dem Traum, als er gleich beim ersten Tageslicht das Grab seines Großvaters aufgesucht hatte. Wo immer seine Tränen sich Bahn gebrochen hatten, das Grab zu bewässern, standen nun, in voller Blüte, Schneerosen da.

Seit er ihn eingepflanzt hat, geht Simon auch heute noch täglich, um nach dem Baum zu sehen, der eines so wundervollen Tages aus dem Sumpf emporgestiegen und erste Blättchen hervorgebracht hatte. Wohl darauf achtend -, da er ihn immer wieder dann von wilden Tieren angeknabbert fand, wenn er sich in seiner eigenen Klarheit angegriffen und entmutigt fühlte -, ihn nie mit verwässerter, immer nur mit reiner Wahrheit zu düngen. Dem reinen, unverfälschten Wort GOTTES. 

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