Wohlstandsevangelium (Prosperity Gospel)

Ein Erfahrungsbericht

In meinen früheren Schilderungen habe ich bekannt, dass ich so mancher charismatischen Irrlehre vorübergehend geglaubt hatte und bedingt durch das charismatische Umfeld mit zahlreichen Gemeinden und Konferenzen in Berührung kam die einen gewissen persönlichen Erfahrungsschatz bilden mit meinen heutigen  Aussagen nicht alleine das Lehrgebäude zu verwerfen sondern Berichte aus eigenem Erleben abzugeben.  Ich bemühe mich erst gar nicht um eine falsche Objektivität und Aufzählung möglicher guter Absichten der Verkündiger , sondern gebe subjektiv wieder was mich befremdete um nicht zu sagen abstieß.

Zwischen 2006 und 2008 war ich Mitglied einer internationalen  charismatischen Gemeinde, in der ich die Liebe und Gemeinschaft unter den Geschwistern besonders hervorheben möchte,  in der das Wohlstandsevangelium ( prosperity gospel ) einen gewissen Einfluss hatte. Eines Tages wurde uns ein ( unbekannter ) Gastredner vorgestellt, ein Mentor unseres Pastors aus dessen Heimatland, der seinen Vortrag mit den Sätzen begann, ob wir denn keine materiellen Wünsche hätten, ob wir kein Motorrad oder einen Jaguar fahren wollten und ob wir nicht verstanden hätten, dass wenn wir finanzielle Not hätten all dies das Resultat unseres Unglaubens wäre. Sein rhetorisch mässiger Vortrag endete mit einem Zitat des 4-Sterne-Generals und Regierungsmitglieds der Georg W. Bush-Ära, Colin Powell, das er sich in seiner Bibel notiert hatte (!!!). Einen zweiten Vortrag am nächsten Tag verliess ich nach wenigen Minuten aus Empörung über die gleichen Entstellungen des Wortes Gottes. Zu meiner Erleichterung bekannte mir der Pastor der Gemeinde später, dass auch andere Mitglieder unserer Gemeinde Anstoss genommen hatten an diesen plumpen und unbiblischen Vorträgen.

Ahnungslos nahm ich Monate später, auf Initiative des gleichen Pastors an einer Veranstaltung von Creflo Dollar in Heidelberg  teil. Hätte ich vorher lesen können, was ich im weltlichen Magazin „DER SPIEGEL“ http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55034237.html  Monate später gelesen hatte, dann wäre ich dieser Veranstaltung sicherlich fern geblieben und hatte somit den zweifelhaften Vorzug an dieser teilzunehmen. Meine Empörung ist mir noch gegenwärtig, Einzelheiten habe ich z. T. vergessen – der Vortrag von Mr. Dollar ging darum, dass Gott ihm ( angeblich ) gesagt hatte, dass er seinen teuersten seines damaligen Bestandes der 10 ( sündhaft teuren ) Massanzüge verschenken solle und er sich aber entschieden habe einen anderen Massanzug zu verschenken. Gott habe ihn ermahnt und so ging das Spiel wie bei den „10 kleinen Negerlein“ wo es zum Schluss nur noch einen Anzug gab, den Mr. Dollar sich geweigert hatte dem Verlangen Gottes nachzukommmen und diesen zu verschenken – letztlich verschenkte er diesen Anzug ( so seine Schilderung). Nicht etwa dass Mr. Dollar Ermahnung oder gar Züchtigung für seinen Ungehorsam erlebt hätte, – nein, er besässe heute mehr Anzüge denn je und mehrere Luxus-Karossen überdies. Dieser „Logik“ folgend rief seine Ehefrau danach zu Spenden auf … in einer ungeheuerlichen Weise, in einer Penetranz, die ich noch bei keinem „Bettel-Gottesdienst“ jemals gehört hatte … sie schrie und schrie immer wieder die Besucher der Veranstaltung an, sie mögen Gott glauben, denn er wolle, dass was sie heute Abend spenden würden verzehnfachen … für schwache Rechner pries sie an, dass wenn Du heute 10 € geben würdest, Gott es Dir mit 100 € vergüten würde, … im Publikum regte sich etwas, zu meinem Entsetzen nahm ich wahr, dass nahe stehende Geschwister mit denen ich zu dieser Veranstaltung gekommen war, Anzeichen einer befremdlichen Euphorie zeigten und das Portemonnaie zückten …  Mrs. Dollar fuhr fort in lautem Geschrei einer Markthändlerin den Segen Gottes sogar auf das hundertfache zu erhöhen … gib heute 10 oder 100 € und Gott wird es hundertfach an Dich zurückgeben …  der HERR JESUS,  reduziert und missbraucht zu einer „Geldmaschine“ , vor den „Karren gespannt“ unserer fleischlichen Selbstsucht und unserer materiellen Wünsche ? … ich war entsetzt, abgestossen und traurig, vor allem über die grenzenlose Manipulation der meine Geschwister anheim fielen und die Veranstaltung im Anschluss sogar noch  priesen.

Meine letzte Begegnung mit dem Phänomen „Wohlstandsevangelium“ hatte den Hintergrund, dass ich mein Vorurteil gegen den Dienst von  Joyce Meyer  überprüfen wollte, das Gute, dass angeblich Viele bei ihren Veranstaltungen zum Glauben an Jesus kämen, überprüfen wollte und mit skeptischen und gemischten Gefühlen mich letztlich überreden liess an einer Veranstaltung im Jahr 2009 in Basel teilzunehmen. Kurz gesagt: Alles was mir vorher schon suspekt erschienen war bestätigte sich drastisch. Abgesehen davon, dass das Wort Gottes kein Lehramt für eine Frau erlaubt, war das was man als „Lehre“  zu bezeichnen hätte kaum mehr als eine Beschwörung einer magischen Formel, dass wer „diesen“ Jesus annähme alle Erfüllungen in seinem Leben erfahren könnte … an Plattheit war das kaum mehr zu überbieten … ein Jesus ohne Sündenerkenntnis … davor und dazwischen laute und lärmiger „worship“ mit einer der weltweit emporkommenden Hillsong-Bands … Stapeln von Büchern der Authorin Joyce Meyer mit vielversprechenden Titeln wie „100 Dinge, die das Leben leichter machen“  zu deren Kauf animiert wurde. Vieles wurde von kritischen Stimmen schon über diese „Sirene“  aus der „Wort-des-Glaubens“-Bewegung gesagt – ich möchte noch hinzufügen, dass ich persönlich auch den Einfluss des Irrlehrers Robert Schuller und seiner self-esteem-Lehre über den Selbstwert der Menschen heraushören kann  und diesen Pragmatismus der angeblich zahlreichen Bekehrungen, deren Nachweis nicht erbracht werden kann, schärfstens ablehne. Bei den rechtfertigenden Aussagen zu derartigen Verkündigungen wird stets vergessen, dass Bekehrungen ein souveränes Werk Gottes sind und dass unser HERR JESUS keineswegs abhängig und angewiesen ist auf Verkündiger ob sie Joyce Meyer oder sonst wie hiessen.

Quelle

Bildnachweis:
Das verwendete Beitragsbild steht unter folgender Lizenz: „Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz“
Herzlichen Dank an Praise Poster


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert