Schem Hamphoras – Luthers Antisemitismus

Vom Schem Hamphoras (vollständiger Titel: Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi) ist ein Buch, das der deutsche Reformator Martin Luther 1543 schrieb, in welchem er die Juden mit dem Teufel gleichsetzte und sie in obszöner Sprache diffamierte.

Schem Ha Mphoras ist der hebräische rabbinische Name für den unaussprechlichen Namen Gottes, das Tetragramm JHWH. Luthers Gebrauch dieses Begriffs mussten Juden als Verhöhnung und Beleidigung empfinden. Er schrieb diese Abhandlung einige Monate, nachdem er bereits Von den Jüden und iren Lügen veröffentlicht hatte.

Luther behauptete, dass die Juden nicht mehr weiter das auserwählte Volk seien, sondern „des Teufels Volk“: Auf sie bezog er sich mit obszöner Wortwahl in seiner Abhandlung.[1] Eine englische Übersetzung des Vom Schem Hamphoras wurde zuerst 1992 veröffentlicht als Teil des The Jew in Christian Theology (Der Jude in der christlichen Theologie) von Gerhard Falk.[2] Historiker verweisen darauf, dass Luthers Schriften in ihrer Zeit zum Antisemitismus in den deutschen Provinzen beitrugen. Im Allgemeinen glauben sie, dass die NSDAP in den 1930er und 1940er Jahren seine Schriften auf opportunistische Art benutzte, um Antisemitismus unter ihrer Herrschaft aufzubauen. Nach vorherrschender Ansicht unter Historikern hat seine anti-jüdische Rhetorik wesentlich zum Entstehen des Antisemitismus in Deutschland beigetragen,[3] und in den 1930er und 1940er Jahren eine „ideale Untermauerung“ für die Attacken der Nationalsozialisten auf die Juden dargestellt.[4]

Das nachstehende Bild zeigt eine anti-jüdische Skulptur an der Stadtkirche zu Wittenberg. Das Bild zeigt jüdische Rabbiner, die von einem Schwein gesäugt werden (dadurch ist das Schimpfwort „Judensau“ entstanden). Luther bezieht sich darauf in seiner antisemitischen Schrift von 1543 – „Vom Schem Hamphoras und vom Geschlecht Christi“.

Schem Hamphoras


Bildnachweis:
Nick Thompson, aufgenommen am 14. April 2009

Quellenangaben

Weimarer Ausgabe Bd. 53, S. 600ff; Originaldruck von Luthers „Schem Hamphoras“, Volltext
Gerhard Falk: The Jew in Christian Theology: Martin Luther’s Anti-Jewish Vom Schem Hamphoras; Jefferson, NC: McFarland, 1992; ISBN 0899507166
Ronald Berger: Fathoming the Holocaust: A Social Problems Approach; New York: Aldine De Gruyter, 2002; S. 28. Paul Johnson: A History of the Jews; New York: HarperCollins Publishers, 1987; S. 242. William Shirer: The Rise and Fall of the Third Reich; New York: Simon and Schuster, 1960.
Richard Grunberger: The 12-Year Reich: A Social History of Nazi German 1933-1945; NP: Holt, Rinehart and Winston, 1971; S. 465.

Für nähere Informationen und Textbelege


Kommentare

2 Antworten zu „Schem Hamphoras – Luthers Antisemitismus“

  1. Avatar von Wolfgang Lohmüller
    Wolfgang Lohmüller

    Es muss betont werden, dass diese Schrift „Vom Schem Hamphoras“ keineswegs ein authentisches Schriftwerk D.Martin Luthers ist. Wie schon das Pamphlet „Von den Jüden und ihren Lügen“ von Johannes Agricola verfasst und unter dem Namen Luthers herausgegeben wurde, könnte es durchaus sein, dass Johannes Agricola auch dieses Pamphlet kriminellerweise unter dem Namen Luthers herausgab, denn der Schreiber bezieht sich auf das Pamphlet „Von den Jüden und ihren Lügen“, das er kürzlich herausgegeben habe.

    1. Luthers Judenhass ist ein so heißes Eisen, dass deswegen schon einige originelle „Lösungsvorschläge“ vorgebracht worden sind.
      Dein Kommentar fällt unter den Bereich „Fake News“. Diese „alternativen Fakten“ gehen auf die Berliner Wissenschaftlerin Eva Berndt zurück. Sie meint, dass Luthers judenfeindliche Schriften Fälschungen seien; er selbst habe stets eine judenfreundliche Haltung beibehalten.
      Berndts Hypothese wird jedoch nicht von der kirchengeschichtlichen Forschung bestätigt. Und gerade christliche, insbesondere lutherische Historiker hätten doch ein Interesse daran, einen ihrer grössten Helden diesbezüglich reinzuwaschen.
      Solche Theorien gibt es viele, um zu „belegen“, dass bestimmte historische Persönlichkeiten nicht antisemtisch eingestellt waren. Ein weiteres Beispiel aus der Welt der „alternativen Fakten) ist die Theorie, dass Adolf Hitler nicht „Mein Kampf“ geschrieben habe, sondern der Jesuitenpater Stempfle. Hitler wurde dieses Pamphlet „untergeschoben“.

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