Pietisten und Ökumene

Die Pietisten Morgner und Maier werben für große Ökumene mit Katholiken

Das Jahr 2003 wird das ökumenischste sein, das Deutschland je erlebt hat. Neben etlichen ökumenischen Großprojekten steht vor allem der „Ökumenische Kirchentag“ in Berlin im Mittelpunkt. Zum ersten Mal werden Katholische und Evangelische einen Kirchentag gemeinsam begehen. Ökumene ist zur Zeit ein großes Thema, für das direkt oder indirekt auch im pietistischen Lager geworben wird. Der württembergische Landesbischof Gerhard Maier preist z. B. in seinem aktuellen Bischofs-Bericht “gesandt in die Welt” den ökumenischen Kirchentag an:

Durch die Planung gemeinsamer Vorbereitungsveranstaltungen vor Ort werden neue ökumenische Kontakte geknüpft und schon bestehende intensiviert. Ich ermutige Sie, diese Chance wahrzunehmen und am Ökumenischen Kirchentag in Berlin teilzunehmen.

Römer 10,11Über die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), in der u. a. Katholiken, Evangelische und Evangelikale zusammenarbeiten, freut sich Maier auch. Mit 60 Arbeitsgemeinschaften in der Ev. Landeskirche in Württemberg liege sie damit an der Spitze aller deutschen Landeskirchen. Württembergische Pietisten sind entsetzt über diesen nach Rom ausgerichteten Ökumene-Kurs ihres Bischofs. Sie fragen sich, wie ist dies möglich bei einem Mann, der viele biblisch fundierte Bücher verfasst hat?

Nun hat sich eine weitere evangelikale Führungspersönlichkeit für eine große Ökumene mit der Katholischen Kirche stark gemacht: der Präses des Ev. Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Christoph Morgner. In einem Beitrag für die ev. Nachrichtenagentur idea spricht sich Morgner angesichts der Entchristlichung dafür aus, mit der Katholischen Kirche enger zusammenzuwirken:

Wenn wir etwas in der Politik bewegen wollen, dann müssen wir die evangelischen und katholischen Pfunde zusammenlegen.

Der Gemeinschafts-Präses benennt zwar auch die Trennungsgräben zwischen Evangelischen und Katholiken wie Marien- und Heiligenverehrung oder das Papstamt, doch:

… was uns inhaltlich verbindet, ist wesentlich größer.

Würde Morgner nur kurz in die achtbändige(!) Darstellung katholischer Lehren hineinschauen, die von den führenden katholischen Dogmatikern Scheffczyk und Ziegenhaus stammt, dann würde er feststellen, eine solche Aussage entbehrt jeglicher Grundlage. Systematisch reguliert und blockiert die Katholische Kirche mit einem Dschungel von Lehren und heidnischen Praktiken den Zugang zur einzigen „Heilsquelle“ in Jesus Christus. Morgner sorgt mit seinen pro-katholischen Ausführungen dafür, dass sich immer weniger Menschen um die Irrenden in diesem Dschungel bemühen, sprich: sie evangelisieren. Sie sind ja als „fertige“ Christen zu akzeptieren.

Es ist besser, katholisch zu glauben und in dieser Kirche beheimatet zu sein, als überhaupt kein Verhältnis zu Jesus Christus zu haben,

postuliert Morgner.

Der Gnadau-Präses gehört auch zum Hauptvorstand der Deutschen Ev. Allianz. Seine Glaubensbrüder aus der italienischen Ev. Allianz müssen solche Aussagen eines deutschen Pietisten wie einen Schlag ins Gesicht empfinden. 1999 hat die Ev. Allianz im Mutterland des Katholizismus die Padua-Erklärung veröffentlicht.

In dieser Erklärung heißt es u. a.:

Das globale Ziel des Katholizismus ist Katholizität. Nach röm-kath. Verständnis hat Katholizität zugleich mit Einheit und Totalität zu tun. Die Grundidee ist, dass Vielfalt in Einheit gebracht werden soll … Die römische Kirche reformiert sich nicht anhand des Wortes Gottes; sie erweitert sich lediglich auf den traditionellen Grundlagen auf ihre möglichen Partner hin.

Die Autoren der „Padua-Erklärung“ warnen sogar davor, mit der katholischen Kirche auf ethischem Gebiet (was Morgner in seinem idea-Beitrag fordert) zusammenzuarbeiten:

Weil Theologie und Ethik nicht getrennt werden können, lässt sich nicht sagen, dass es eine gemeinsame ethische Sicht gibt – die zu Grunde liegenden Theologien sind wesentlich unterschiedlich.

Ökumene heißt aus katholischer Sicht immer katholisch. Das muss jeder wissen! Maier und Morgner haben es wohl vergessen – oder haben es immer gewusst …

(Quelle: TOPIC Nr. 10/2002)


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