Zitat von
Roland am 30. Januar 2023, 20:51 Uhr
Die Kommentare spiegeln die Schwierigkeit wieder, die Ausleger mit diesen Versen haben. Es zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, will man den Text erfassen, nicht nur die Bedeutung von einzelnen Wörtern und von kurzen Satzteilen zu verstehen, sondern den Aufbau des ganzen Satzes zu beachten. Die Verse 13–16 stellen einen sich durchziehenden Satz dar. Etwas strenger übersetzt könnte er wie folgt wiedergegeben werden:
„Deshalb, die Lenden eures Denkens umgürtet habend, nüchtern seiend, setzt eure Hoffnung ‹gezielt und› vollkommen auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Offenbarung JESU CHRISTI, 14 wie/als Kinder des Gehorsams euch nicht formend nach dem Schema der früheren Lüste, [denen ihr] in eurer Unkenntnis [dientet], 15 sondern wie DER, DER euch rief, heilig [ist], werdet auch selbst heilig in aller Lebensführung, 16 weil geschrieben ist: ‘Werdet heilig, weil ICH heilig bin.’“
Jetzt erkennt man den Kern des Ganzen: „setzt eure Hoffnung“. Nach dem ersten Wort in V. 13 sammelt sich alles andere ergänzend und erklärend um diesen Kernsatz und ist ihm untergestellt. Das ihm Vorangehende ist gleichsam Voraussetzung. Das Nachfolgende will mitteilen, wie gehofft werden soll: „gezielt“, „euch nicht formend“; „werdet heilig“. Zu beachten ist, dass an dieser letzten Stelle (V. 15M) nicht wieder mit einem Partizip formuliert wird, sondern – betonend – mit einem einfachen Imperativ. Die Verse 15 und 16 bleiben aber dennoch der Gegensatz zu V. 14 und mit diesem als Erklärung dem Hoffen untergeordnet.
„Werdet heilig“ = Das gr. gi̱nesthe heißt in erster Linie „werdet“. In seltenen Ausnahmefällen kann es die Bedeutung von „seid“ annehmen. Das könnte hier auch der Fall sein. Jedenfalls könnte diese Nuance mitschwingen. Die Leser sollen sein wie ihr Vater, der „heilig“ ist. Sie sollen es werden, ja, aber um es zu sein, und das nicht erst morgen, sondern heute schon. Beides liegt im Text, aber ein „Werden“ darf nicht zum Aufschub verleiten.
Quelle: Herbert Jantzen und Thomas Jettel, trans., Das Neue Testament, Die Psalmen, Die Sprüche in deutscher Fassung (Bellingham, WA: Faithlife, 2017).
Die Kommentare spiegeln die Schwierigkeit wieder, die Ausleger mit diesen Versen haben. Es zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, will man den Text erfassen, nicht nur die Bedeutung von einzelnen Wörtern und von kurzen Satzteilen zu verstehen, sondern den Aufbau des ganzen Satzes zu beachten. Die Verse 13–16 stellen einen sich durchziehenden Satz dar. Etwas strenger übersetzt könnte er wie folgt wiedergegeben werden:
„Deshalb, die Lenden eures Denkens umgürtet habend, nüchtern seiend, setzt eure Hoffnung ‹gezielt und› vollkommen auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Offenbarung JESU CHRISTI, 14 wie/als Kinder des Gehorsams euch nicht formend nach dem Schema der früheren Lüste, [denen ihr] in eurer Unkenntnis [dientet], 15 sondern wie DER, DER euch rief, heilig [ist], werdet auch selbst heilig in aller Lebensführung, 16 weil geschrieben ist: ‘Werdet heilig, weil ICH heilig bin.’“
Jetzt erkennt man den Kern des Ganzen: „setzt eure Hoffnung“. Nach dem ersten Wort in V. 13 sammelt sich alles andere ergänzend und erklärend um diesen Kernsatz und ist ihm untergestellt. Das ihm Vorangehende ist gleichsam Voraussetzung. Das Nachfolgende will mitteilen, wie gehofft werden soll: „gezielt“, „euch nicht formend“; „werdet heilig“. Zu beachten ist, dass an dieser letzten Stelle (V. 15M) nicht wieder mit einem Partizip formuliert wird, sondern – betonend – mit einem einfachen Imperativ. Die Verse 15 und 16 bleiben aber dennoch der Gegensatz zu V. 14 und mit diesem als Erklärung dem Hoffen untergeordnet.
„Werdet heilig“ = Das gr. gi̱nesthe heißt in erster Linie „werdet“. In seltenen Ausnahmefällen kann es die Bedeutung von „seid“ annehmen. Das könnte hier auch der Fall sein. Jedenfalls könnte diese Nuance mitschwingen. Die Leser sollen sein wie ihr Vater, der „heilig“ ist. Sie sollen es werden, ja, aber um es zu sein, und das nicht erst morgen, sondern heute schon. Beides liegt im Text, aber ein „Werden“ darf nicht zum Aufschub verleiten.
Quelle: Herbert Jantzen und Thomas Jettel, trans., Das Neue Testament, Die Psalmen, Die Sprüche in deutscher Fassung (Bellingham, WA: Faithlife, 2017).
Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was JaHWeH von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem GOTT? (Micha 6, 8)