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Christen im Nationalsozialismus

Am 10. August 1944 fand der zweite von insgesamt über 50 Prozessen gegen Mitverschwörer im Rahmen des am 20. Juli missglückten Attentats auf Hitler statt. Gegen die fünf Angeklagten des 10. August verhängte der Präsident des Volksgerichtshofs, Roland Freisler, die Todesstrafe.
 
Noch am selben Tag wurden drei der Verurteilten in Berlin-Plötzensee gehängt: der Marineoffizier Alfred Kranzfelder sowie die Juristen Fritz-Dietlof von der Schulenburg und Berthold Graf Schenk von Stauffenberg.
 
Die Christen in Deutschland verhielten sich Hitler und dem Naziregime gegenüber unterschiedlich. Die überwiegende Mehrheit lebte angepasst oder gar linientreu. Beamte und Soldaten leisteten den Treueid auf Adolf Hitler, unterstützten in aller Regel aktiv das System und waren sogar bereit, für Hitlers verbrecherische Ideen zu töten.
 
Andere, wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer, kippten von der anderen Seite vom Pferd, indem sie Verschwörungen und Attentatsversuche aktiv unterstützten. So legitimierte Bonhoeffer z.B. ausdrücklich den „Tyrannenmord“ und trat damit die Gebote des Herrn Jesus Christus ebenfalls mit Füßen.
 
Nur sehr wenige orientierten sich klar und unmissverständlich an den Geboten Christi und verweigerten dem verbrecherischen System exakt dann den Gehorsam, wenn die Interessen des nationalsozialistischen Staates gegen die Gebote Gottes gerichtet waren, indem sie z.B. weder den Treueid auf Hitler noch Kriegsdienst im Interesse der Naziverbrecher leisteten.
 
Die schlimmsten unter den Linientreuen waren solche, die entweder aufgrund geistiger Umnachtung jeden Durchblick verloren hatten oder gar von Hitlers Ideen überzeugt waren und aktiv dessen Nazipropaganda rechtfertigten. Zu diesen Leuten zählten u.a. Wilhelm Goebel, Direktor des Blauen Kreuzes (später „Reichsführer des Deutschen Hauptvereins“) und Ernst Modersohn, ein bekannter evangelischer Pfarrer, Schriftsteller und Vorstandsmitglied des Gnadauer Verbandes, dessen seichte Erbauungsliteratur sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Beide waren glühende Hitler-Verehrer.
 
Hier ein Beispiel für Wilhelm Goebels Anbiederung an Hitlers Rassenwahn:
„Die deutsche Rassenpolitik im Dritten Reich.
 
Es gibt Volksgenossen, auf welche schon das Wort ‚Rassenpolitik‘ fast so wirkt wie das rote Tuch auf den Truthahn. Sie mögen nicht davon hören und erklären die Sache, die durch das Wort bezeichnet wird, für unbiblisch, widersinnig und gefährlich.
Ich vermute, daß die meisten dieser Volksgenossen sich noch niemals ernsthaft und nachdenkend mit dem beschäftigt haben, was die Worte Rassenhygiene und Rassenerhaltung in sich schließen. Sie sprechen nur nach, was ihnen andere vorgesagt haben. Und diese andern lassen sich leider meist von Beweggründen leiten, die wirklich keine Berechtigung haben.
 
Die gleichen Leute, die so gegen die Rassenpolitik des Dritten Reiches eifern, haben, wenn sie z.B. Bauern sind, vielleicht ihre Ochsen und Kühe in das sorgfältig geführte Herdbuch eingetragen und legen ganz mit Recht den höchsten Wert darauf, daß die Rasse nicht verdorben wird. Und ebenso ist es bei Pferden, Hunden, ja selbst vielfach bei Schweinen. Das hält man für ganz selbstverständlich und bedauert nur, daß man in früheren Zeiten so gar nicht darauf geachtet hat. Diejenigen Rindvieh-, Pferde-, Hunde- und Schweinehalter aber, welche nicht darauf bedacht sind und mit allerlei Einwänden und Behauptungen kommen, bezeichnen sie mit Recht als rückständig und eigensinnig.
 
„Aber der Mensch ist doch kein Tier!“ höre ich rufen. „Durch die Rassenpolitik wird er ja geradezu dem Vieh gleichgestellt. Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes und ist nach seinem Ebenbild gemacht.“ — Das weiß ich auch und bejahe es durchaus, aber der Gott, der einst „ein jegliches nach seiner Art“ schuf, der hat auch die verschiedenen Menschenrassen entstehen lassen, und die Grenzen, die er zwischen ihnen gezogen hat, sind für den, der sie sehen will, ganz klar und deutlich. Und die von Gott gezogenen Grenzen überschreitet niemand ungestraft. So oder anders stellen sich die Folgen ein, oft in geradezu erschütternder Weise.
 
Ich war letzthin in einer Landschaft und erkundigte mich nach der Wiederbesetzung einer Pfarrstelle in der Nachbarschaft, für welche ich aus einem besonderen Umstand heraus Interesse habe. Da wurde mir folgendes gesagt: „Ja, da ist jetzt wieder ein Pfarrer, aber die Gemeinde ist geradezu unglücklich darüber. Es ist ein höchst sonderbarer Mensch, und das kommt wohl von seiner Herkunft. Er ist der Sohn eines Mannes, der im Fernen Osten lebte und sich dort mit einer christlichen Mongolin verheiratete. Nun ist sein Äußeres wie sein Inneres eine merkwürdige Mischung. Er findet den Weg zu seinen Gemeindegliedern — die rassenechte Bauern sind — nicht und diese nicht zu ihm. Der Mann ist zu bedauern, und die Gemeinde ist es auch.“ — Das ist nur ein Beispiel. Es würde zu weit führen, wenn ich noch andere, die mir reichlich zu Gebote stehen, anführte.
 
Nein, der Mensch ist gewiß kein Tier, und doch, rein biologisch gesehen, ich meine rein körperlich, besteht eine unverkennbare Verwandtschaft. Ich erinnere nur an die Fortpflanzung, weil diese hier besonders in Frage kommt.
Nach dieser Einleitung sei wiedergegeben, was der Führer in seiner Proklamation ausführte: […]“
 
Quelle: Wilhelm Goebel – ehemaliger Direktor des Blauen Kreuzes (später „Reichsführer des Deutschen Hauptvereins“) und Busenfreund von Ernst Modersohn: Zeitspiegel, 31.10.1937
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