Im Tempel war der Pharisäer und der Zöllner. Dieser sagte: „Ich danke Dir, Gott, dass ich nicht so bin wie der Sünder da!“ Jener betete: „GOTT sei mir Sünder gnädig!„
Der Pharisäer ist auch heute wie es und je ein Fuchs. Er weiß, dass seine Haltung durch dieses Gleichnis entlarvt ist. Darum hat er seine Wortwahl und sein Verhalten umgestellt. Der Pharisäer nimmt stets die Rolle an, die es ihm ermöglicht, weiterhin in der Sünde zu leben und trotzdem auf der kirchlich anerkannten Seite zu stehen. Das war immer so.
Doch GOTT kennt die Schliche dieser Scheinheiligen, die alles so drehen und wenden, dass sie nicht lassen müssen von ihrer Verwahrlosung in Augenlust, Fleischeslust und stolzem Wesen, und dennoch die anerkannten Gläubigen sind.
Damals war die Haltung des Pharisäers, wie wir sie im Gleichnis lesen, die allgemein von der Hochkirche anerkannte. Welche Rolle hat sich der Pharisäer heute ausgesucht? Um das herauszubekommen, muss man nur wissen, welche geistliche Haltung heute kirchlich am anerkanntesten ist. Und das ist die Haltung des „armen Sünders“, genau die Position, die damals der Zöllner im Gleichnis innehatte. Der Pharisäer heute spricht das Gebet des Zöllners von damals wortgetreu, besser gesagt: Er trägt es vor. Dem Wortlaut nach kann man keinen Unterschied feststellen. Dennoch ist es nicht das Herzensgebet des Zöllners, sondern eiskalte, tote Gebetslyrik, begleitet von Orgelklängen: mea culpa, mea maxima culpa; kyrie eleyson, Christe eleyson.
Wenn sich auch das Mundwerk in die allgemein anerkannte Haltung eingefunden hat, so ist doch das, was den Pharisäer zum Pharisäer macht, geblieben: die Heuchelei:
Matthäus 15, 7-9; 23, 13
Heuchler! Trefflich weissagte Jesaja über euch, als er sagte: „Dieses Volk naht sich zu MIR mit seinem Munde und ehrt MICH mit den Lippen, aber sein Herz ist weit entfernt von MIR. Vergeblich verehren sie MICH, indem sie als Lehren Menschengebote lehren.“ {Jes 29,13}
Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler!
Der Pharisäer heute fühlt sich wohl in der „Arm-Sünder-Rolle“. Warum? Weil er sich so weiterhin in der Welt suhlen kann, in Saufgelagen, in der hohen Eitelkeit christlicher Kultur, im beruflichen Ehrgeiz und Standesdünkel. Wenn es dann darauf ankommt, ist man eben schnell der Zöllner aus dem Gleichnis, der arme Sünde, der da hinging, gerechtfertigt. Alle anderen, die ihr unordentliches Wesen nicht mitmachen, werden zu überheblichen Pharisäern abgestempelt, die sich für besser halten.
Glaubst du, du kannst GOTT beeindrucken mit deiner kalten Zöllner-Litanei, mit Motetten und Oratorien, mit Kerzen und Weihrauch, mit Beffchen und Kutte? Dieses liturgische Possenspiel kannst du den Heiden überlassen, die zu ihren Holzgötzen rufen. Hört auf mit euren sakralen Kanzelstücken und euren Gruftgesängen. Die Leute von der Oper können das viel besser.
Ja, du Fuchs, ich meine dich. Lege die Rolle des „reuigen Zöllners“ ab und sei ehrlich vor GOTT!
Quelle: Herausforderung an die verweltlichte Christenheit,
Band 1, 3. Auflage 2010, 84 f.
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