Versuch einer Analyse und Beurteilung des Thesenpapiers von Roger Liebi
Ein Forum-Teilnehmer unserer Internetpräsenz bat mich, das Thesenpapier von Roger Liebi zu analysieren und zu kommentieren. Diesem Wunsch bin ich gerne nachgekommen, da ich der Meinung bin, dass die Thematik in vielen Gemeinden sehr kontrovers diskutiert wird.
Zur besseren Unterscheidung werden Roger Liebis Thesen, mein Kommentar und die zitierten Bibelstellen in unterschiedlicher Farbe dargestellt:
Thesen von Roger Liebi = Blau
Mein Kommentar = Schwarz
- Bei der Gabe der Sprachenrede in der Bibel handelte es sich um eine übernatürliche Gabe von Gott.
Dieser These ist ausdrücklich zuzustimmen. Es ist das biblische Zeugnis, dass die/der Gläubige das Zungenreden nicht lernen kann, denn der Verstand bleibt fruchtleer. Die Bibel sagt dazu: Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet zwar mein Geist, aber mein Verstand ist ohne Frucht. (1. Korinther 14,14)
2. Der Heilige Geist vermittelte die Fähigkeit zur Sprachbeherrschung und zur korrekten Aussprache.
Dies ist korrekt, denn es handelt sich dabei um keine erlernte Sprache.
3. Beim Sprachenreden in der Bibel handelte es sich nicht um ein Gestammel oder um unartikulierte Laute, sondern um wirkliche Sprachen.
Leider beweist R. Liebi diese Hypothese nicht durch die Bibel. Bei seiner Behauptung übersieht er, den vielfältigen Gebrauch des Begriffes „GLOSSO“:
Selbstverständlich kann es sich bei GLOSSA um „echte“ Sprachen handeln (um menschliche oder Sprachen der Engel: 1. Korinther 13,1).
GLOSSA umfasst allerdings weit mehr:
Das Substantiv GLOSSA = verwandt mit GLOCHES (= Grannen der Ähren, aus dem pflanzlichen Bereich stammend) bedeutet urspr. „Zunge“ (von Menschen und Tieren). Das bedeutet, dass neben der allgemeinen Sprache vor allem die Redefähigkeit gemeint ist!
Nachlesen kann man das z. B. in der LXX: Hier wird das Wort von ca. 160 Belegen ca. 100 x für hebr. LASCHON bzw. aram. LISCHAN = Zunge, Sprache gebraucht). Damit ist die Zunge als leibliches Organ bei Menschen und Tieren wieder gemeint (2. Mose 4,10; Richter 7,5). Übertragen bedeutet es die Redefähigkeit oder Sprache (1. Mose 11,7).
Im NT schließt sich der Gebrauch des Wortes an LXX an, wobei GLOSSA die Zunge als Körperteil (Lk. 16,24; Offb. 16,10), Organ des Redens (Lk. 1,64; Mk. 7,35; 1 Joh. 3,18; Jak. 1,26 u.a.) bezeichnet.
Die Verwendung von GLOSSO im Neuen Testament:
1. Zunge (vor allem als Sprachorgan): Lukas 16,24; 1,64
1.1 Im übertragenen Sinne „Zunge“ als Subjekt von Jubel und Lobpreis: Apg. 2,26; Phil. 2,11
2. Sprache: Apg. 2,11; Offb. 5,9; 7,9; 10,11; 11,9; 13,7; 14,6.
2.1 ein veraltetes Wort, das man nicht mehr versteht
2.2 Dialekt
2.3 Fremdsprache
2.4 Mundstück einer Flöte
2.5 Die Fähigkeit eine fremde Sprache zu sprechen, die man nicht gelernt hat.
Zusammengefasst bedeutet das, dass GLOSSA sich auf das Sprachwerkzeug (Zunge) beziehen kann (damit sind auch unartikulierte Laute möglich) und auf „intellektuelles Reden“ (Sprachen). Deshalb unterscheidet Paulus sprachlich zwischen der Nationalsprache („Stimmen“: PHONÄ) und der Zungensprache („Zungen“ GLOSSA) in 1. Kor. 14,10.18:
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 10.18″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Es gibt vielleicht so und so viele Arten von Stimmen (gr. PHONÄ) in der Welt, und keine Art ist ohne bestimmten Ton … Ich danke GOTT, ich rede mehr in einer Sprache (gr. GLOSSO) als ihr alle[/stextbox]
4. Die Bezeichnung „Zungenreden“ ist eine falsche Wiedergabe von EN GLOSSA LALEIN. Korrekt muss man übersetzen mit „Sprachenreden“ bzw. „Fremdsprachenreden“.
„Fremdsprachenrede“ ist sehr missverständlich, denn wenn ich Englisch oder Italienisch spreche, ist das auch eine „Fremdsprachenrede“, hat aber nichts mit der Gabe des Zungenredens zu tun. Es ist daher gut, an dem weniger eleganten Wort „Zungen“ festzuhalten, denn Sprachen kann man erlernen durch intellektuelle Leistung, während der Begriff Zungen im biblischen Sinn eine Gabe des GEISTES GOTTES meint: Eine Sprache, die uns durch übernatürliche Wirkung des GEISTES geschenkt wird (vgl. Punkt 1).
Aus der Benennung des Charisma mit GENÄ GLOSSON (1. Kor. 12,10.28; vgl. 1. Kor. 14,10) ergibt sich dass das Besondere an ihm der Reichtum und die Verschiedenartigkeit der GLOSSAI war; aus den
Begriffen ETERAI (Apostelgeschichte 2,4) und KANAI (Markus 16,17), dass das ganz Andere, für Menschen Unerhörte das eigentlich Bezeichnende für diese Wundergabe war. Dann liegt es aber am nächsten, GLOSSA = „Sprache“, als technischen Ausdruck für irgendeine besonderer Sprache, die „Sprache des Geistes“ zu fassen, eine Wundersprache, wie sie im Himmel im vertrauten Umgang mit GOTT von den Engeln gesprochen wird (1. Korinther 13,1), wie sie auch vom Geiste verzückten, in den Himmel entrückten (2. Korinther 13,1), Betern (vgl. dazu 1. Korinther 14,2.13ff.; Apostelgeschichte 10,46; 2,11) zugänglich werden kann. Der himmlische Ursprung des Phänomens ist auch in Apostelgeschichte 2,2ff. stark betont. Die einschlägige Fachliteratur benutzt den Ausdruck: „Glossenreden“. Auch diesen Ausdruck halte ich für wesentlich besser geeignet als „Fremdsprachenreden“, weil „Glossenreden“ sowohl das Sprachorgan „Zunge“ und das „Fremdsprachenreden“ bezeichnet.
5. Die biblischen Sprachenredner beherrschten die jeweilige Fremdsprache aktiv, ohne sie jemals zuvor gelernt zu haben.
Diese Behauptung steht im direkten Widerspruch zu Punkt 2 und geht nicht konform mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift.
6. Auch der Akzent war jeweils korrekt, sodass die biblischen Sprachenredner selbst bestimmte Dialekte beherrschten.
Sofern es sich um menschliche Sprachen handelt, ist diese Aussage korrekt (vgl. den Unterschied zwischen GLOSSO und PHONÄ unter Punkt 3).
7. Die biblischen Sprachenredner wirkten nicht als Medien. Ihr Bewusstsein war nicht eingeschränkt und ihr Verstand nicht ausgeschaltet.
Auch diesen Punkt kann jeder bestätigen, der die Gabe des Zungenredens oder andere Geistesgaben empfangen hat. Als biblische Belegstelle möchte ich 1. Kor. 14,32 anführen.
8. Die biblischen Sprachenredner waren sich daher auch immer dessen, was sie sagten, voll bewusst. Sie waren ja die Redenden, mit Hilfe des Heiligen Geistes.
Dieser Punkt ist unklar formuliert: Sie waren bei vollem Bewusstsein, aber verstanden nicht, was sie sagten:
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 2″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Denn wer in Sprachen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für GOTT; denn niemand versteht es, sondern er redet Geheimnisse im GEIST.[/stextbox]
9. Die biblischen Sprachenredner waren beim Sprechen in einem nüchternen Zustand der völligen Selbstkontrolle.
Dieser Punkt ist eine Wiederholung von Punkt 8. Wenn jemand bei vollem Bewusstsein ist, dann befindet er sich natürlich auch in einem nüchternen Zustand der völligen Selbstkontrolle.
10. Diese übernatürliche Sprachengabe sollte insbesondere dem Volk Israel bezeugen, dass mit Pfingsten (Apg. 2) ein neues Zeitalter, das Zeitalter der Mission, begonnen hat: Gott spricht nun nicht mehr lediglich in einer Sprache zu einem Volk, sondern in vielen Sprachen zu allen Völkern.
Hier bleibt R. Liebi bei der Prophetie der Glossenrede stehen und geht nicht weiter zur vollen neutestamentlichen Offenbarung. Ferner hat mit Apg. 2 nicht das Zeitalter der Mission, sondern das Zeitalter der Gemeinde begonnen.
11. Die Sprachenrede hatte nur einen Sinn, wenn die Anwesenden den Inhalt verstehen konnten. Falls die Anwesenden die jeweilige Fremdsprache nicht verstanden, musste für Übersetzung gesorgt werden.
Hier muss ich widersprechen, und zwar auf der Grundlage von 1. Kor. 14, 13:
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 13″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Darum, wer in einer Sprache redet, bete, dass er (es auch) auslege![/stextbox]
Dieser Vers macht zeigt deutlich, dass der Glossenredner in der Regel eben NICHT versteht, was er sagt. Darum soll er um die Gabe der Auslegung der Glossenrede (1. Kor. 12, 10) beten, um das Gesagte verständlich machen zu können. Allerdings sagt die Bibel auch, dass nicht jedes Zungengebet auslegungsbedürftig ist (1. Kor. 14,2).
12. Nicht alle Christen der Anfangszeit konnten in Sprachen reden, sondern nur gewisse, die in Gottes souveräner Auswahl die Gabe bekommen hatten.
Dieser Punkt ist richtig und trifft auch heute noch zu. Ob es sich um eine souveräne Auswahl GOTTES handelt oder ob es am einzelnen Gläubigen liegt (1. Kor. 14,1) lässt die Bibel offen.
13. Es gab nur einen Typ von Sprachenrede in der Bibel. Bei der Sprachenrede von Apg. 2 handelte es sich um dasselbe Phänomen wie in 1. Kor 12-14.
Diese Aussage steht klar im Widerspruch zur Heiligen Schrift: 1. Kor 12,10 einem anderen aber Arten (gr. GENOS = Verwandtschaft, Familie, Art, Klasse, Gattung) von Sprachen (gr. GLOSSA).
14. Die biblische Sprachenrede sollte allmählich verklingen und, im Gegensatz zu verschiedenen anderen Gaben, nicht bis zur Wiederkunft Christi bleiben.
Diese Hypothese steht im direkten Widerspruch zu den Aussagen der Heiligen Schrift.
15. Das heutzutage propagierte und von Tausenden praktizierte Zungenreden entspricht nicht dem biblischen Phänomen der Sprachenrede.
Auch hier bleibt Liebi jeden biblischen Beweis schuldig
Alle 6 Stellen der Bibel zum Thema
AT: Jes 28,11.12: Ankündigung für Israel
NT: Mark 16,15 18: Ankündigung durch den Herrn Jesus
Apg 2: Das Kommen des Heiligen Geistes
Apg 10,44.48: Die Nationen nehmen das Evangelium an
Apg 19,1.7: Johannes Jünger werden Christen: AT -> NT
1 Kor 12-14: Belehrung und Korrektur
Neben diesen Bibelversen gibt es noch weitere Stellen, die indirekt die Gabe des Zungenredens bezeugen:
1. Thessalonicher 5,19.20: Da wir aus dem 1. Korintherbrief wissen, dass die Gabe des Zungenredens zu den Manifestationen des HEILIGEN GEISTES gehört, kann die angeführte Stelle als indirekter Hinweis auch auf diese Geistesgabe betrachtet werden
Kolosser 3,16: Hier fordert Paulus die Gemeinde auf, einander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern zu ermahnen. Er schreibt hier von der gleichen Art der Anbetung wie in 1. Kor. 14,14, dass jeder einen Psalm hat (oder) er hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Zungenrede, hat eine Auslegung.
Epheser 5,18-20: Hier ermahnt Paulus die Gläubigen noch eindrücklicher, sich nicht mit Wein zu betrinken, sondern voll GEISTES zu werden und zueinander in Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern zu reden.
Galater 4,6: Hier bezeugt die Bibel, dass GOTT den GEIST Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt hat, der da ruft: Abba, Vater!
Römer 8,14.15: Hier braucht Paulus fast die gleichen Worte wie in Gal. 4,6 und sagt dann weiter:
[stextbox id=“alert“ caption=“Römer 8, 16.17″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Ebenso kommt auch der GEIST unserer Schwachheit zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; aber der GEIST selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der jedoch, der die Herzen erforscht, weiss, was das Trachten des GEISTES ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie es GOTT gefällt[/stextbox]
Beachte ferner:
In 1Mose 2 wurde der Mensch mit voll ausgestatteter Sprachfähigkeit erschaffen (Sprechen und Verstehen). In 1Mose 11 schuf Gott verschiedene neue Sprachen. Die Menschen waren plötzlich fähig, die jeweilig neue Sprache zu sprechen und zu verstehen.
1. Mose 2: Diese Bibelstelle zeigt deutlich, dass durch das Zungenreden wieder „paradiesische Zustände“ geschaffen sind. Wie in 1. Mose 2 bekommt der die Sprache direkt von GOTT. Der Unterschied ist der, dass er den Inhalt seiner Rede nicht versteht (außer wenn ihm GOTT die Gabe der Auslegung der Zungenrede gibt).
1. Mose 11: Diese Bibelstelle steht in einem ganz anderen Zusammenhang („Sprachenverwirrung“).
Sprachliche und exegetische Hinweise
GLOSSA = Zunge (als Organ), Sprache/ Fremdsprache
Das Substantiv GLOSSA = verwandt mit GLOCHES (= Grannen der Ähren, aus dem pflanzl. Bereich stammend) bedeutet urspr. „Zunge“ (von Menschen und Tieren). Das bedeutet, dass neben der allg. Sprache vor allem die Redefähigkeit gemeint ist!
Nachlesen kann man das z. B. in der LXX: Hier wird das Wort von ca. 160 Belegen ca. 100 x für hebr. laschon bzw. aram. LISCHAN = Zunge, Sprache gebraucht). Damit ist die Zunge als leibliches Organ bei Menschen und Tieren wieder gemeint (2. Mo. 4,10; Ri. 7,5). Übertragen bedeutet es die Redefähigkeit oder Sprache (1. Mose 11,7).
Im NT schließt sich der Gebrauch des Wortes an LXX an, wobei GLOSSA die Zunge als Körperteil (Lk. 16,24; Offb. 16,10), Organ des Redens (Lk. 1,64; Mk. 7,35; 1 Joh. 3,18; Jak. 1,26 u.a.) bezeichnet.
Die Verwendung von GLOSSO im Neuen Testament:
1. Zunge (vor allem als Sprachorgan): Lukas 16,24; 1,64
1.1 Im übertragenen Sinne „Zunge“ als Subjekt von Jubel und Lobpreis: Apg. 2,26; Phil. 2,11
2. Sprache: Apg. 2,11; Offb. 5,9; 7,9; 10,11; 11,9; 13,7; 14,6.
2.1 ein veraltetes Wort, das man nicht mehr versteht
2.2 Dialekt
2.3 Fremdsprache
2.4 Mundstück einer Flöte
2.5 Die Fähigkeit eine fremde Sprache zu sprechen, die man nicht gelernt hat.
Zusammengefasst bedeutet das, dass GLOSSA sich auf das Sprachwerkzeug (Zunge) beziehen kann (damit sind auch unartikulierte Laute möglich) und auf „intellektuelles Reden (Sprachen). Deshalb unterscheidet Paulus sprachlich zwischen der Nationalsprache
(„Stimmen“: PHONÄ) und der Zungensprache („Zungen“ GLOSSA) in 1. Kor. 14,10.18:
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14,1 0.18″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Es gibt vielleicht so und so viele Arten von Stimmen (gr. PHONÄ) in der Welt, und keine Art ist ohne bestimmten Ton …Ich danke GOTT, ich rede mehr in einer Sprache (gr. GLOSSO) als ihr alle. [/stextbox]
„giossais Lalein“ / „glosse Lalein“ =“(Fremd)- Sprachen sprechen“ / „eine (Fremd)- Sprache sprechen“; nicht: „in Zungen reden“
„Fremdsprachenrede“ ist sehr missverständlich, denn wenn ich Englisch oder Italienisch spreche, ist das auch eine „Fremdsprachenrede“, hat aber nichts mit der Gabe des Zungenredens zu tun. R. Liebi hatte bereits richtig erwähnt, dass es sich dabei um eine übernatürliche Gabe GOTTES handelt.
Aus der Benennung des Charisma mit GENÄ GLOSSON (1. Kor. 12,10.28; vgl. 1. Kor. 14,10) ergibt sich dass das Besondere an ihm der Reichtum und die Verschiedenartigkeit der GLOSSAI war; aus den Epithea ETERAI (Apg. 2,4) und KAINAI (Mk. 16,17), dass das ganz Andere, für Menschen Unerhörte das eigentlich Bezeichnende für diese Wundergabe war. Dann liegt es aber am nächsten, GLOSSA = „Sprache“, als technischen Ausdruck für irgendeine besonderer Sprache, die „Sprache des Geistes“ zu fassen, eine Wundersprache, wie sie im Himmel im vertrauten Umgang mit GOTT von den Engeln gesprochen wird (1. Kor. 13,1), wie sie auch vom Geiste verzückten, in den Himmel entrückten (2. Kor. 13,1), Betern (vgl. dazu 1. Kor. 14,2.13ff.; Apg. 10,46; 2,11) zugänglich werden kann. Der himmlische Ursprung des Phänomens ist auch in Apg. 2,2ff. stark betont. Die einschlägige Fachliteratur benutzt den Ausdruck: „Glossenreden“. Diesen Ausdruck halte ich für wesentlich besser geeignet als „Fremdsprachenreden“, weil „Glossenreden“ sowohl das Sprachorgan „Zunge“ und das „Fremdsprachenreden“ bezeichnet.
„neue Sprachen“ (Mk 16,17), „kainos“ (nicht „neos“): neu für die Sprechenden, nicht neuartige Sprachen
Hier gibt R. Liebi nicht die ganze Komplexität des Begriffes KAINOS wieder:
– neu d.h. vorher noch nicht vorhanden:
– neuartig, neu d. Art und Weise nach;
– ungewöhnlich, unerhört, unbekannt
Verwandte Ausdrücke:
– einen neuen Weg herstellen d. es bisher nicht gab, und durch d. erstmalige Benützung eröffnen (d.h. „einweihen“). 1. Samuel 11,14; Psalm 51,12; Hebräer 10,20
– neu in Form und Qualität: frisch (gemacht), ungebraucht, noch nie getragen; unbenützt – im Ggs. Judas 5,13; Matthäus 9,17; Markus 2,22; Lukas 5,36.38 u. a.
– neu im Gegensatz zum Alten: besser als d. Alte und ihm überlegen. Jesaja 65,17; Hesekiel 18,31; Matthäus 26,29; Lukas 22,20; 1Kor. 11,25; Epheser 4,24; Hebräer 8,8 u. a.
Dadurch, dass R. Liebi wesentliche Eigenschaften des Wortes verschwiegen hat, suggeriert er eine falsche Bedeutung des Begriffes KAINOS. Zusammengefasst bedeutet der Begriff KAINOS: etwas neues, das noch nicht vorhanden war (z. B. eine neue Sprache).
Apg 2,8. 11: „in unserer eigenen Mundart“ („dialektos“), „in unseren Sprachen“; auch Apg 10: Es handelte sich um verständliche, menschliche Sprachen und Dialekte.
Es werden bei 120 Jüngern nur 14 Sprachen aufgezählt; die übrigen Sprachen wurden nicht verstanden, daher meinten viele auch:
[stextbox id=“alert“ caption=“Apostelgeschichte 2, 13″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]sie sind betrunken[/stextbox]
Apg. 2,4: Der Heilige Geist bewirkte die korrekte Aussprache:
„apophthengomai“ = aussprechen (mit Bezug auf den lautlichen, klanglichen Aspekt der Sprache; vgl. Louw/Nida, Greek- English Lexicon).
Apg. 2,4: Und sie wurden alle mit Heiligem Geiste erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden (LALEO), wie der Geist ihnen gab auszusprechen (APOPHTHENGOMAI).
Auch diese Erklärung von Liebi beinhaltet nur die halbe Wahrheit:
LALEO = geschwätzig, plauderhaft; ai.: [wie ein Kind] „lalala“ sagen; vgl. nhdt.: „lallen“); Vb. (296) Gräz.: von Vögeln: zwitschern; zirpen. Hier geht es also um das Betätigen des Sprechorgane = nichtintellektuelles Reden.
APOPHTHENGOMAI = Von d. kurzen und abgehackten (aber auch treffenden) Aussprüchen der Weisen, d. Beschwörer oder d. Orakelwahrsager.
I.) frei heraus verlauten lassen
1) (her)aussprechen, etw. frei heraus (und laut) erklären, daher: mit Begeisterung reden. Hesekiel 13,9.19; Micha 5,11; Sacharja 10,2; Apostelgeschichte 2,4.14; 26,25
1 Kor 13, 1: Sprachen der Engel“: hypothetisch (Zusammenhang!), jedenfalls kann aufgrund dieser Stelle nicht behauptet werden: Sprachenreden = Reden auch in Engelsprachen
Dies ist eine freie Interpretation von R. Liebi. Gerade der Kontext weist auf alles andere als eine hypothetische Aussage des Apostels hin.
Kein ekstatischer Zustand, kein eingeschränktes Bewusste (2. Tim 4.5 „nepho“ =“frei sein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrnis, Exaltiertheit (Griechisches Wörterbuch zum NT v. Walter Bauer). Allerdings: grosse Freude ist biblisch: Ps 100, 1; Phil 4:4); Das NT ruft 11 x zur Nüchternheit auf. l. Kor 15,34; 1Thes 5,6.8; 1Tirn 3,2.11; 2Tim 2,26; 4,5; Tit 2,2; l. Pet 1,13; 4,7; 5,8. Ferner findet sich der Befehl „wachet“ 14x im NT. –> keine Passivität des Geistes, sondern Aktivität: „widerstehen, „kämpfen“ etc.; Gegenteil: östliche Religionen, Meditation, Traumreisen, Trance, Yoga, Autogenes Training, Rockmusik, Drogen etc.
Dieser Ausführung von R. Liebi ist zuzustimmen.
1. Kor 14: Zur Erbauung durch Sprachenreden:
Problem, wenn keine Fremdsprachigen da waren: Wenn die Fremdsprachen nicht verstanden wurden, so gab es keine Erbauung. Daher war in diesem Fall „Auslegung“ absolut notwendig (14,5; „diermeneuo“ = übersetzen, auslegen, deuten, erklären). –> Nicht das Sprachphänomen an sich, sondern allein die dadurch übertragene Botschaft war erbauend. Beispiel: Die Psalmen sind auf hebräisch inspiriert. Wenn man die Psalmen lesen würde (in deutscher Umschrift), würden sie niemanden erbauen, obwohl es die Sprache des Heiligen Geistes ist. Beachte: Wer in einer Sprache betete, und wusste genau, was er sagte. Für ihn war die Sprache nicht unverständlich: Er erbaute sich selbst (1Kor 14,4). Nicht das übernatürliche Phänomen erbaute, sondern der Inhalt, sonst wäre auch die Gemeinde erbaut worden, wenn keine Auslegung da war (14,17). Der menschliche Geist betete (14,14; vgl. Ps 77,5.6). Nicht vom Sprechenden, sondern vom Zuhörer heisst es: Er ist ein Barbar, der nichts versteht (14,11), er kann nicht „Amen“ sagen zur Bestätigung (14,16), er nimmt die Stellung des Unkundigen ein (14,16).
An dieser Behauptung kann man gut erkennen, dass R. Liebi nicht die Gabe des Sprachenredens von GOTT empfangen hat. Er redet wie ein Blindgeborener über Farben. Menschen, die die Gabe der Sprachenrede haben, wissen, dass sie ermutigt und gestärkt werden durch die Ausübung dieser Gabe (= Anbetung GOTTES) im „stillen Kämmerlein“, und zwar ohne, dass sie verstehen, was sie beten (genau das sagt auch die Bibelstelle aus).
Die Frage „Reden alle in Sprachen?“ und „Legen alle aus“ (1Kor 12,30) verlangen eine verneinende Antwort (Fragen die mit der griech. Partikel „me“ gestellt werden sind rhetorische Fragen, die ein „Nein“ als Antwort verlangen). -> Nicht alle Christen hatten die Gabe der Sprachenrede!
Diese Aussage ist korrekt.
Wir sind verantwortlich für all unsere Worte, die wir reden (Matthäus 12,36.37). Der Verstand darf daher nicht ausgelöscht oder eingeschränkt werden. Die Gläubigen sollen vielmehr „Erwachsenel Vollkommene am Verstand“ sein (1Kor 14,20). Der Mensch ist eine von Gott geschaffene Einheit von Geist, Seele und Leib (1Thes 5,23). Kein Aspekt des Menschen darf verachtet und vernachlässigt werden.
Mt. 12,36.37: Bezieht sich ausschl. auf intellektuelles Reden, nicht auf Zungenreden. Es ist richtig, dass kein Aspekt des Menschen verachtet werden darf. Deshalb ist es unbiblisch, das „verstandesmäßige Reden“ über das Zungenreden zu stellen.
Zum Problem der Zungenredner heute, die sich nicht verstehen, die nicht wissen, was sie sagen und zum Problem der heutigen Ausleger, die die Sprachen gar nicht verstehen: In 1Kor 14,14.15 scheinen die Begriffe „Geist“ („pneuma“) und „Verstand“ („nous“) Gegensätze zu sein. Aber eigentlich können diese Begriffe gar keine Gegensätze sein! Deshalb fragen wir uns: Was kann „nous“ alles bedeuten? (= Verstand, Gesinnung, Bedeutung von Wörtern etc. Was bedeutet „fruchtleer“? Antwort: keine Fruchtbringen für andere (beachte, wie oft in diesem Abschnitt über den anderen gesprochen wird) -> Ich will in Sprachen reden, jedoch möchte ich auch, dass man mich versteht. Wenn es eindeutig um die intellektuelle Verstandeskräften geht, braucht Paulus in 1Kor 14 ein anderes Wort („phren“, 14,20).
Das Wort NOUS hat – zumindest im klassischen Griechisch – tatsächlich auch die Bedeutung „Sinn“, „Inhalt (einer Rede)“, aber nicht „Aussagekraft“. Im NT findet sich die Bedeutung „Sinn/Aussage“ jedoch nicht. Es ist interessant, dass Roger Liebi in V. 15 und V. 19 nicht das Wort „Sinn“ oder „Aussage“ benutzen kann, was lexikalisch korrekt wäre, was aber keinen Sinn ergeben würde: „Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit Aussage“ (V. 15), „Aber in der Gemeindezusammenkunft will ich lieber fünf Worte reden mit Aussage, damit ich auch andere unterweise … „, denn auch dann, wenn die Zuhörer das Reden in einer fremden Sprache nicht verstehen, hat es doch eine Aussage (wenn auch eine für die Zuhörer unverständliche). Also muss er mit „Aussagekraft“ übersetzen, aber eben diese Bedeutung hat das Wort NOUS nicht.
Quellen falscher Sprachenrede: a) aus dem eigenen Herzen (vgl. Hes 13,2.3) = erlogen; b) durch Einbildung, seelische Überspanntheit (bekanntes Psychiatrisches Phänomen!); c) dämonisch (bei Gläubigen möglich? -> Mat 16,16.23; Eph 4,27; 2Kor 11,4).
Hesekiel 13,2.3: Hier geht es um das prophetische Reden und nicht um das Glossenreden.
Matthäus 1,6.16.23: Hier sagt der HERR zu Petrus
[stextbox id=“alert“ caption=“Matthäus 1,6.16.23″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057]“Weg mit dir, Satan….[/stextbox]
Der Grund ist aber nicht, dass Petrus in Zungen gesprochen hat, sondern zum HERRN gesagt hat, dass Ihm das angekündigte Leiden erspart bleibt.
Eph. 4,27: Hier geht es darum, dass wir dem Teufel keinen Raum geben sollen, indem wir keinen Raum unserem Zorn geben (hat auch nichts mit Sprachenreden zu tun).
2. Kor. 11,4: Hier geht es um die Verkündigung eines anderen Jesus, Geistes und Evangeliums. Auch dieser Vers hat nichts mit dem Sprachenreden zu tun.
Ergebnis: R. Liebi kann nicht durch die Bibel nachweisen, dass es ein „dämonisches“ Zungenreden gibt.
Sprachenrede wozu?
Eigentliche Bedeutung: für das ungläubige Israel (Jes 2.8,11.12; 1. Kor 14,21): Zeichen“(= Hinweis): Gottes Wort für alle Völker und Sprachen (vgl. IMos 11; Apg 2); bis 1800: Bibel in ca. 70 Sprachen, 1830: 156 Sprachen; 1999- in über 2 100 Sprachen; evang. Botschaften auf Kassetten und Platten: über 4800 Sprachen und Dialekte; Arbeit ohne Sprachenrede!
Hier verwechselt R. Liebi das Sprachenreden mit dem Übersetzen der Bibel. Die Bibel lehrt etwas anderes:
Gebetsdienst: nicht intellektuelle Kommunikation:
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 14.15″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer. Was ist nun? Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Verstand[/stextbox]
Anbetung Gottes (mehrheitlich als Zungenreden)
Gesang:1 Kor 14,15
Danken: 1 Kor 14,17
gehört zusammen mit Segnen (EULOGEO): 1. Kor 14,16
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 16″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu GOTT; denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.[/stextbox]
Vollmachtshandlung: Markus 16,17
Die Zungen als „Zeichen“ (SÄMEION)! Besondere Hilfe im Dienst der Vollmacht (Exorzismus, Befreiung durch Gebieten in Zungen, Heilung…).
Zungen als
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 21.22″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Zeichen für Ungläubige[/stextbox]
Die Sprachenrede sollte abklingen
1. Kor 13,8.13: „hinwegtun“ = „katargeo“: vernichten, abschaffen, zunichte machen (Heb 2,14), entfernen, urspr. „herab machen“ –> plötzliches unmittelbares Beseitigen (bei der Entrückung; „aufhören“ (nur in Verbindung mit Sprachenrede!) = „pauo“: abklingen (Apg 20,1 von der Beruhigung des Volkstumultes) –> allmähliches Abklingen (d.h. vor der Entrückung); Zeugnisse aus der Kirchengeschichte verdeutlichen das Aufhören der Zeichen und Wunder: z.B. Augustinus 392 n. Chr.; Chrysostomos 4. Jahrh.; Isidor v. Pelusium 4. Jahrh.; Isidor von Sevilla 7. Jahrh.
Der Begriff in V. 9: das Vollkommene (gr. TELEIOS) hat folgende Bedeutungen:
– das Ende erreicht habend
– Vollkommen zum Ende oder Ziel gebracht,
– vollendet; vollständig (d.h. nichts mehr brauchend zur Vollendung). Bsp.: Mt. 5,48; Röm. 12,2; 1Kor. 13,10; Hebr. 9,11; Jak. 1,4; 3,2; 1Jo 4,18 u. a.
– erwachsen – ein Mensch, dervollendet ausgewachsen ist: reif, mündig und volljährig. 1Chr 25,8; 1Kor 2,6; 14,20; Eph 4,13; Phil 3,15; Kol 1,28; Hebr 5,14
Das Nomen TELOS wird abgeleitet von einer Wurzel TEL, die herumdrehen bedeutet (z. B. das Steuer) und meint ursprünglich den Drehpunkt, das Scharnier, den Kulminationspunkt, an dem das eine Stadium endet und das andere beginnt; später das Ziel, das Ende. Von Bedeutung ist noch die Aussage über Gott als ARCHE KAI TELOS, Anfang und Ende aller Dinge; nur Er fasst Anfang und Ende zusammen.
In 1. Kor.13,10 steht TO TELEION (Neutrum mit Artikel). im Gegensatz zu TO EK MEROUS (das was stückweise ist). Hier auf der Erde, in dieser gefallenen Schöpfung gibt es nur eine teilweise Vollkommenheit, während das eigentliche Ziel im Himmel ist (Hebräer 9,11). So wird sich das vollkommene Gesetz der Freiheit erst in Gottes neuer Welt voll entfalten (Jakobus 1,17).
Wenn dieser Vers sich auf die Vollendung des NT beziehen würde, hätte der Apostel den Begriff HOLOKLEROS („alle Teile habend“; „ganz“; „alles“). Denn dieser Ausdruck bezeichnet das, was alles ihm Zugeteilte enthält und dem nichts mehr zur Vollständigkeit fehlt bzw. nach Verlust der Vollständigkeit diese wieder zurück gewonnen hat (kommt im NT nur in 1. Thessalonicher 5,23 und Jakobus 1,4) vor.
Der in 1. Korinther 13,10 mit Vollkommene übersetzte Begriff TELEION ist im Epheserbrief 4,13 mit vollen Mannesreife (Rev. EÜ) wiedergegeben und als das Erreichen des Vollmaß des Wuchses der Fülle CHRISTI definiert. In diesem Zustand werden wir ganz sicher erst bei der Wiederkunft CHRISTI sein.
Ein zweiter Punkt ist ganz wesentlich, nämlich der Kontext. In 1. Kor. 13,8 schreibt Paulus, dass nicht nur Weissagungen, Sprachen, sondern auch Erkenntnis (gr. GNOSIS) weggetan werden. GNOSIS meint nicht das Wort der Erkenntnis (LOGOS GNOSEOS), sondern bezeichnet u. a. die Erkenntnis des wahren GOTTES und Seines CHRISTUS (Römer 15,14; 1. Korinther 1,5; 2. Korinther 2,14; 4,6; 6,6; 8,7; 10,5; Epheser 3,19 u. a.) und darüber hinaus Verstand, Einsicht und Vernunft (1. Petr. 3,7). Wenn man die Meinung dieser Ausleger konsequent zu Ende denkt, wäre mit Vollendung des NT die Erkenntnis GOTTES, sowie Verstand, Einsicht und Vernunft beseitigt worden. Ist das wirklich die Botschaft der Heiligen Schrift?
Fazit: Wenn man diese Fakten berücksichtigt wird deutlich, dass mit dem Vollkommenen unmöglich die Vollendung des NT gemeint sein kann. Denn diese Lehre widerspricht sowohl dem Grundtext als auch dem Textzusammenhang. Es gibt für diese Hypothese keinen einzigen biblischen Anhaltspunkt. Vielmehr meint die Heilige Schrift mit dem Vollkommenen das Endgültige, das Ziel des Heilsplanes GOTTES, die Wiederkunft JESU CHRISTI und das vollendete Gottesreich. Unsere Erwartung des Vollkommenen ist eine Person: Der Herr JESUS selbst.
Liebi argumentiert hier mit dem „argumentum e silentio“ („Argument aus dem Stillschweigen“, d. h. wenn man das „argumentum e silentio“ anwendet, zieht man Schlussfolgerungen nicht aufgrund von in einem bestimmten Text Vorhandenem, sondern aufgrund des darin Fehlenden). Die Gabe des Zungenredens und andere „wundersame“ Gaben werden angeblich (fast) nicht erwähnt, also seien sie am Aussterben.
Ähnlich hat schon der Bibelkritiker Jul. Wellhausen in bezug auf das Gesetz argumentiert:
Das Gesetz Moses wird bis zu den Propheten nirgends in den Schriften des Alten Testament erwähnt; also ist es bis dahin noch nicht vorhanden;
die Propheten sind somit nach Wellhausen älter als das Gesetz. Damit hat er die verhängnisvolle Umstellung in der Datierung vorgenommen, die Israels Geschichte auf den Kopf gestellt und auch aus der Darstellung der biblischen Theologie ein Zerrbild gemacht hat.
Hier müsste man beachten, dass das Nichterwähnen einer Sache die verschiedensten Ursachen haben kann. Bei Liebi ist das „argumentum e silentio“ nicht beweiskräftig, da es auf nicht erfüllten oder nicht erfüllbaren Grundvoraussetzungen beruht:
- Möglichkeit, in jedem Falle die Ursache des Silentiums ( = Stillschweigens) bestimmen zu können
- Annahme steter Wiederholung von bereits Erwähntem
Dazu passt das Schema nicht einmal, denn das Zungenreden wird von den „Kirchenvätern“ wohl erwähnt. Ich werde diese Tatsache durch Zitate noch ent- sprechend belegen.
Genauso falsch ist die Argumentierung, die man oft hört, dass das Zungenreden vor allem in der Gemeinde zu Korinth praktiziert wurde und ein Problem war (mit allen Schlussfolgerungen daraus), in anderen Gemeinden nicht oder weniger, nur weil im 1. Korintherbrief diese Gabe u. a. (Kp. 12 und 14) besonders erwähnt werde. Auch das ist ein Argument aus dem Stillschweigen der anderen Briefe über dieses Thema.
Es kann, genauso wie das Gesetz nicht in allen Büchern, die nach den fünf Büchern Mose entstanden sind, erwähnt wird und dennoch vorhanden war, einfach als Tatsache vorausgesetzt werden. Nicht jedes biblische Buch und nicht jeder neutestamentliche Brief muss zu jeder Frage Stellung nehmen. Oder sind etwa die Taufe oder das Herrenmahl in den Gemeinden nicht praktiziert worden, weil die an sie gerichteten Briefe sie nicht erwähnen? Das sind lauter „argumenta e silentio“. So ist auch das ein „argumentum e silentio“, dass das Zungenreden ein besonderes Charakteristikum nur der Gemeinde in Korinth gewesen sei.
Es ist methodisch sehr fragwürdig, „Kirchenväter“ als Belege zu biblischen Aussagen anzuführen. Bekanntlich haben die sog. „Kirchenväter“ neben richtigen Aussagen auch manche schriftwidrigen gemacht (vgl. als Belege z. B. Schnepel, Erich: Jesus im Römerreich. Der Weg der Gemeinde Jesu in den ersten vier Jahrhunderten, Bad Liebenzell 1977, Verlag der Liebenzeller Mission (TELOS 206): Clemens von Rom, S. 39/46, Ignatius S. 41,42ff., 46, zur Gemeindezucht S. 62/63 u. a., oder weitere Beispiele in: Hauss, Friedrich: Väter der Christenheit, Von den apostolischen Vätern bis zur Reformation, BDI, Wuppertal 1956). So können sie klare Aussagen der Schrift weder stützen noch entkräften.
Wichtig sind für uns in bezug auf alle Fragen, auch die der Gabe des Zungenredens, die Aussagen der Heiligen Schrift. Sie allein ist die inspirierte, absolute Wahrheit. Und was sie dazu sagt, ist für uns allein maßgebend. Alle Glieder am Leib JESU CHRISTI sind wichtig (Römer 12,3-8; 1. Kor. 12,21-25), ebenso alle Gaben. Entscheidend ist allein, dass
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 12, 11″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]ein und derselbe GEIST jedem für sich zuteilt, wie ER will[/stextbox]
Bemerkenswert ist, dass die kirchengeschichtlichen Beispiele, die Liebi erwähnt, alle aus dem 4. bzw. 7. Jhd. stammen. Was Liebi verschweigt, ist die Tatsache, dass in der nachapostolischen Zeit die römische Kirchenlehre begonnen hat mit all ihrer Vermischung von Wahrheit und Irrtum. Das geistliche Leben hat abgenommen und damit auch manche Äußerungen des HEILIGEN GEISTES, die in der Urgemeinde noch vorhanden waren. Es ist nicht ein „allmähliches Abklingen“ bzw. ein „Aufhören der Zeichen und Wunder“, sondern ein Zeichen des Abfalls, vor dem Paulus gewarnt hat (Apostelgeschichte 20,28-30).
Die damalige „Kirche“ ist vom Wort GOTTES abgefallen und hat sich schlimmen Götzendienst zugewandt. Ein Merkmal dieser Staatskirche war, dass an einer festgeschriebenen Liturgie festgehalten wurde, die dem GEIST GOTTES und Seinen Gaben keinen Raum mehr bot. Selbstverständlich gab es auch in dieser Zeit wiedergeborene Christen, die von GOTT die Gaben des GEISTES bekommen haben (z. B. Zungenreden usw.).
Da Liebi die Kirchengeschichte in Bezug auf das Zungenreden falsch darstellt, möchte ich noch auf diesen Punkt eingehen. Die Zungenrede blieb nicht auf die Urgemeinde beschränkt. Durch die ganze Kirchenge- schichte trat sie immer wieder in Erscheinung. Es trägt zu einem tieferen Verständnis bei, diesen Erscheinungen nachzugehen.
Aus Platzgründen möchte ich mich auf wenige Beispiele beschränken.
Auch unter den Schreibern der frühen Gemeinde der nachapostolischen Zeit gibt es Hinweise auf das Zungenreden. Es ist für die richtige Einschätzung dieser Gabe von Bedeutung, dass es nicht auf die apostolische Zeit beschränkt blieb, sondern unter den späteren Leitern der Gemeinde JESU seine Fortsetzung fand.
Wir sehen das deutlich beim späteren Irenäus. Er schrieb in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts als Bischof von Lyon die erste Systematik des christlichen Glaubens. Vom Besuch des Petrus bei Cornelius in Cäsarea schrieb er:
Petrus hätte ihnen niemals so bereitwillig die Taufe gegeben, wenn er sie nicht prophetisch prophezeien gehört hätte, als der Heilige Geist auf sie kam
(Hinweise und Zitate betr. Der „Kirchenväter“ finden sich im Buch „The Ante-Nicene Fathers“ und „The Nicene and Post-Nicene Fathers“, 1952 und 1956 Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids, Michigan). Die Bibel sagt uns bei diesem Bericht aber, dass sie in Zungen sprachen. Irenäus benutzt stattdessen das Wort „prophezeien“. Irenäus wusste genau, wovon er redete. Das wird deutlich an verschiedenen Stellen seines großen Werkes „Adversus haereses“, wo er über die Erfahrung der Zungenrede spricht. So beschreibt er beispielsweise mit folgenden Worten:
Der Geist aber fiel, wie Lukas sagt, am Pfingsttage auf die Jünger nach der Himmelfahrt des Herrn und verlieh ihnen die Macht, allen Völkern den Eingang zum Leben zu gewähren und zur Eröffnung des neuen Bundes. Von jenem Tage an priesen sie Gott einmütig in allen Sprachen, wobei der Geist Angehörige entfernter Völker zur Einigkeit im Glauben brachte und so dem Vater die Erstlingsfrüchte aus allen Völkern dargeboten wurden.
Dann berichtet er, was in seiner Zeit an Gaben des GEISTES zur Auswirkung kam, ohne das Zungenreden besonders zu erwähnen:
Einige treiben wahrhaft Teufel aus, so dass die, welche von bösen Geistern gereinigt wurden, häufig an Christus gläubig werden und der Gemeinde beitreten. Andere haben ein Wissen von Dingen, die kommen werden. Sie sehen Gesichte und äußern prophetische Redensarten. Andere wieder heilen Kranke durch Auflegen ihrer Hände und machen sie gesund. Ja, sogar Tote sind auferweckt worden und haben noch manche Jahre unter uns gelebt…….
Die klassische Stelle jedoch, wo deutlich wird, dass er Prophetie und Zungenrede als ein- und dasselbe betrachtet, folgt später:
Aus diesem Grunde erklärt der Apostel ‚Weisheit aber reden wir unter den Vollkommenen’, wobei er die vollkommen nennt, die den Geist Gottes empfangen haben und durch den Geist Gottes in allen Sprachen sprechen, wie er selber auch spricht. In gleicher Weise hören wir viele Brüder in der Gemeinde, die prophetische Gaben besitzen, durch den Geiste in vielen Arten von Sprachen sprechen und zur allgemeinen Erbauung viele verborgene Dinge ans Licht bringen und die Geheimnisse Gottes erklären……
Ich möchte weitere Zeugen der nachapostolischen Zeit in Bezug auf die Gabe des Zungenredens zitieren:
Im ersten Clemensbrief wird die Gemeinde in Korinth daran erinnert, dass „eine volle Geistesausgießung auf euch allen gewesen ist“ („Zungenreden“, S. 63), und dass Diener der Gemeinde durch die Gnade GOTTES durch den GEIST gesprochen haben.
Justinus Martyr, der in der Mitte des 2. Jhds. lebte, widerlegte die Behauptung, dass unter den Nachfolgern CHRISTI kein Prophet mehr aufgestanden sei. Er beschreibt die damalige geistliche Situation so:
Nun können wir unter uns Frauen und Männer sehen, die Geistesgaben besitzen….. („Zungenreden“, S. 64).
Diese Männer kannten die Aufzählung der Geistesgaben bei Paulus. Sie lassen keinen Raum für die Vermutung, dass eine davon nicht mehr vorhanden gewesen sei.
Auch Tertullian (ca. 150 – 223) hat deutlich vom Zungenreden gesprochen. Dieser fähige Jurist aus Nordafrika, dem wir zahlreiche Schriften verdanken, war der erste theologische Schriftsteller, der sich der lateinischen Sprache bediente. Man betrachtet ihn als Erben von Irenäus und den Vorgänger von Cyprian und Augustin und somit als einen der Miturheber der Lehre der Westkirche. Er sprach offensichtlich von Tatsache, als er schrieb:
So soll denn Marcion prahlen mit dem, was ihm Gott gegeben habe: Propheten, die aus dem Geist Gottes sowohl künftige Dinge voraussagten, wie auch Geheimnisse des Herzens kundtaten (1. Kor. 14,25); er soll einen Psalm, eine Vision, ein Gebet aus dem Geist produzieren; …… er soll mir ruhig auch zeigen, wie irgendeine der Frauen unter seiner besonders heiligen Schwestern mit prahlerischer Zunge prophezeit hat. Alle diese Zeichen geistlicher Gaben kommen bei mir ohne Schwierigkeiten zum Vorschein und befinden sich zudem in Übereinstimmung mit den Regeln, Anordnungen und Unterweisungen des Urhebers … Das ist mein offenes Bekenntnis jedem gegenüber, der Näheres wissen möchte. („Zungenreden“, S. 64f.).
Aus dem vierten Jahrhundert liegt noch ein rein historischer Bericht vor über den ägyptischen Abt Pachomius, gestorben etwa 346 n. Chr. Dieser soll in Engelszungen gesprochen haben, wie der Historiker Sozomen im fünften Jahrhundert berichtet („Zungenreden“, S. 65).
In Butlers „Lives Of The Saints“ wird von Pachomius (ein Freund des Athanasius) erzählt, dass ihm als Geschenk des Himmels das Sprechen in Griechisch und Latein gegeben wurde. Es waren Sprachen, die er nie Zeit gehabt hatte zu studieren.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es auch im 4. Jhd. Menschen gab, die vom Zungenreden wussten und es als Tatsache anerkannten. Nirgendwo wird in den Schriften der sog. „Kirchenväter“ in Abrede gestellt, dass Zungenrede eine Gabe des GEISTES ist. Es scheint unter dem Namen „Prophetie“ anerkannt – und in späteren Zeiten vernachlässigt worden zu sein.
Liebi beruft sich auf Augustin, um seine Hypothese zu untermauern. Allerdings verschweigt Liebi wesentliche Informationen, wie Augustin zu seiner Erkenntnis gekommen ist. Er ist der Irrlehre zum Opfer gefallen, dass Zungenrede angeblich den Aposteln nur zum Zweck der Evangelisierung verliehen wurde. Festzuhalten ist, dass die Haltung Augustins die kirchliche Meinung prägte. Es war aus seiner Sicht der unnötig, darüber weiter zu diskutieren. In seiner Auseinandersetzung mit den Donatisten über die Taufe bezeichnete der die Glossolalie als nicht mehr vorhanden:
Der heilige Geist wurde nicht nur gegeben unter Handauflegung mit Begleiterscheinung von Wunderzeichen wie in früheren Zeiten, als der Glaube noch einer sichtbaren Bestätigung bedurfte, damit die Gemeinde wachsen konnte. Wer erwartet denn heute, dass unter Handauflegung der heilige Geist und die Gabe der Zungenrede empfangen wird?
Dadurch dass Liebi diese Tatsache verschweigt suggeriert er, dass es sich bei Augustin um historische Tatsachen handelte. In Wirklichkeit kommt darin Augustins Wunschdenken zum Ausdruck, weil er eine Irrlehre (neben vielen anderen Irrlehren) gezielt verbreiten wollte (und dies leider auch erfolgreich getan hat).
Mit dem Untergang des weströmischen Reiches im 5. Jhd. Teilte sich der Strom des „christlichen“ Lehrens und Denkens. Zwei verschiedene „christliche“ Traditionen waren die Folge. Die griechisch-orthodoxe Ostkirche und die lateinische oder römische Westkirche entwickelten unterschiedliche Haltungen gegenüber den Geistesgaben im allgemeinen und dem Zungenreden im besonderen.
Im Jahre 691 kodifizierte die Ostkirche auf ihrem 6. Konzil die „102 Kanons“. Einer davon war ein Gesetz, das den Laien zu lehren verbot, sie hätten denn die Gabe des Lehrens empfangen. Der Kanon bezieht sich dann auf 1. Kor. 12,29 mit dem Hinweis, dass Zungenreden eigentlich nur eine besondere Lehrfähigkeit sei (The Rudder [Pedalion] , trans. D. Cummings, Chicago, The Orthodox Christian Educational Society 1957, S. 363). Dieser Hinweis auf die paulinische Aufzählung der Geistesgaben, in der das Zungenreden mit eingeschlossen ist, mag die Grundlage sein für die Aussage des Patriarchen von Konstantinopel, dass seine Kirche das Zungenreden immer anerkannt und kontrollierend praktiziert habe.
Schon früh wurde das Zungenreden in der westlichen christlichen Tradition mit Misstrauen betrachtet. Wo es vorkam, wurde es oft als ein Zeichen der Besessenheit durch Dämonen betrachtet. Diese Sicht wurde zum Standpunkt der römischen Kirche gemacht und ins „Rituale Romanum“ aufgenommen, das seine endgültige Form ungefähr um das Jahr 1000 fand. Im Abschnitt über „Exorzismus bei Besessenen“ wird der Priester, der den Exorzismus vollziehen will, wie folgt unterrichtet:
Die Zeichen, anhand derer Besessenheit von Melancholie oder einer anderen Krankheit unterschieden werden kann, sind die Fähigkeiten, mit Leichtigkeit in einer unbekannten Sprache zu sprechen oder eine solche zu verstehen, wenn sie von anderen gesprochen wird; die Fähigkeit, die Zukunft zu enthüllen oder verborgene Ereignisse offenbar zu machen; die Entfaltung von Kräften, die dem Alter oder den natürlichen Fähigkeiten des Individuums nicht entsprechen; und viele andere Anzeichen, die, als Ganzheit gesehen, offenbar machen.
Monsignore Roland A. Knox, der durch seine umfassende Studie über christliche Schwärmerei bekannt ist, nimmt den gleichen Standpunkt ein:
Ich bestreite nicht, dass es während der ganzen fraglichen Geschichtsperiode Zungenreden gegeben hat. Das Sprechen in Sprachen, die man nicht gelernt hat, war aber damals wie heute ein anerkanntes Symptom in Fällen von erklärter diabolischer Besessenheit…… („Enthusiasm”).
Bei dieser Sicht dieser Gabe ist es sicherlich zu verstehen, warum im Westen so selten von Zungenrede gesprochen wurde.
Ein weiterer wichtiger Punkt wird deutlich: Gerade Gemeinschaften, die sich für „bibeltreu“ halten, vertreten oft den Standpunkt, dass es sich angeblich beim heutigen Zungenreden um eine diabolische Gabe handelt. Zur Untermauerung dieser fadenscheinigen Behauptung werden noch einige Geister erfunden (z. B. „Pfingstgeist“, „Schwarmgeist“ usw.). In Wirklichkeit ist diese Lehre nicht biblischen, sondern römisch-katholischen Ursprungs. Diese Gemeinschaften lehnen i. d. R. die röm.-kath. Kirche zu Recht ab. Aber sie sind sich nicht zu schade, die Irrlehren der röm. Kirche zu übernehmen, solange sie in das eigene Gedankengebäude passt.
Nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes durch Ludwig XIV. im Jahre 1685 begegnen wir der Gabe des Zungenredens als Massenerscheinung. Die Hugenotten, die ein großes Maß an Glaubensfreiheit besessen hatten, sahen sich plötzlich heftig verfolgt. Viele dieser französischen Protestanten flohen in die Neue Welt. Zu den Zurückgebliebenen gehörte auch eine Gruppe in den Cevennen, die mit Hingebung das Neue Testament zu betrachten begann und dabei zu der Überzeugung kam, dass sie von GOTT berufen und mit dem HEILIGEN GEIST erfüllt worden sei.
Die erste Zungenrede erwuchs aus den prophetischen Aussprüchen der 10jährigen Isabeau Vincent, die den Misshandlungen ihres Vaters entflohen war und gesehen hatte, wie die Soldaten des Königs Frauen und Kinder, die in ihrer eigenen Kirche zum Gottesdienst beisammen waren, mit dem Bajonett erstachen. Der GEIST GOTTES kam auf dieses Mädchen und sie rief zur Buße auf. Sie sprach dabei in ihrem Dialekt, der einzigen ihr bekannten Sprache. Als man von ihren ihren wunderbaren Prophezeiungen hörte, kamen viele Leute aus der Umgebung, um sie zu hören. Zu diesen nun sprach sie in perfektem Französisch mit guter Aussprache. Später rezitierte sie Teile aus der lateinischen Messe (die ihr etwas bekannt war, denn ihr Vater hatte sie gezwungen, daran teilzunehmen), die sie anschließend widerlegte. Bald wurden Kinder überall in den Cevennen vom GEIST GOTTES erfasst und prophezeiten (deshalb wurden sie auch die „kleinen Propheten aus den Cevennen“ genannt). Sogar Kinder von drei Jahren sollen die Leute in Ansprachen ermahnt haben. Auch Erwachsene wurden vom GEIST erfasst und sahen sich zu ihrem Erstaunen französische Worte sprechen, die sie nicht verstanden. Eine einfältige Frau hielt eine Rede auf so hohem Niveau und in so gutem Französisch, dass die Hörer sagten: „Der Esel Bileams hat einen Mund von Gold!“ Über 300 Kinder wurden verhaftet und durch die medizinische Fakultät von Montpellier untersucht, die zu den besten Europas zählte. Diese Männer, die sich aus der Zeit, in der sie die Päpste mit ärztlichen und anderen Dienstleistungen versorgt hatten, recht frei in ihrem Denken fühlten, nahmen die Meinung der Priester, dass diese Kinder von Dämonen besessen seien, nicht einfach hin, nannten sie aber Fanatiker. Und so wurde eine Anzahl dieser jungen „Fanatiker“ auf die Galeeren geschickt, viele Jünglinge wurden in die Armee gesteckt und einige wurden gleich getötet.
Die Botschaften, die diese Kinder sprachen, wären an sich nicht ungewöhnlich gewesen, aber ihr ebenso beredtes wie gewähltes Französisch lag völlig jenseits ihrer Fähigkeiten. Die Gaben des HEILIGEN GEISTES unterstanden nicht ihrer Willkür, sondern kamen über sie, während sie beteten. Ein Autor schreibt, dass viele von denen, die die Geistesgaben empfingen, völlig umgewandelt wurden, und zwar sowohl in moralischer als auch in geistlicher Hinsicht.
Als Conyers Middleton behauptete, dass seit der Zeit der Apostel „nie mehr“ in Zungen gesprochen worden sei, widersprach ihm Wesley mit einer Beschreibung der „kleinen Propheten“.
Ein führender Quäker berichtete von einer konservativen Quäker-Gruppe, die in Zungen reden. Diese Feststellung wird unterstrichen durch ein Zitat aus dem Werk eines der ersten Quäker, Burrough’s „Preface To Great Mystery“, in dem es heißt:
…. unsere Zungen verloren sich und unsere Lippen öffneten sich, und wir sprachen mit neuen Zungen, wie der Herr es uns auszusprechen gab. („Zungenreden“, S. 79 ff.).
So könnte ich noch viele weitere Beispiele anführen, die belegen, dass es zu allen Zeiten Menschen gab, die die Gabe des Zungenredens empfangen hatten.
Schutz in den letzten Tagen
Das Wort Gottes (AT und NT): 2Tim 3,13 17; Mat 7,21.27
Wie helfen? 2Tim 2,24-26
Bemerkungen zu einzelnen Versen in l. Kor 14
[stextbox id=“alert“ caption=“1. Korinther 14, 13.14.15.19.20″ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]Darum, wer [immer wieder] in einer Sprache redet, bete [immer wieder], auf daß er es [immer wieder] auslege. („Präsens“ = Durativ ün Griech., hier mit iterativer, wiederholender, Bedeutung. Es geht nicht darum, eine Gabe zu erbitten. Der in Sprachen Redende weiss ja genau, was er sagt. Doch soll er Gott um Hilfe bitten, um anderen das Gesagte verständlich zu machen.) … Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist [=“pneuma mou“; d.h. der Geist des Menschen, der denkt und forscht; Ps 77,7], aber mein Verstand meine Bedeutung [„nous“ = hier: der Sinn von dem, was ich sage] ist fruchtleer [d.h. nützt den anderen nichts] … Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geiste [„pneuma“] aber ich will auch beten mit dem Verstande/ mit der Bedeutung [„nous“; d.h. so, dass andere, den Sinn verstehen]; ich will lobsingen mit dem Geiste [„pneuma“], aber ich will auch lobsingen mit dem Verstande/ mit der Bedeutung [„nous“] … Aber in der Versammlung will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstande/ mit meiner Bedeutung [„nous“; d.h. mit der Bedeutung von dem, was ich sagen will], auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache … Brüder, werdet nicht Kinder am Verstande [„phren“; ein anderes Wort als im vorhergehenden Vers!], sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstande [„phren“, nicht „nous“ wie im vorhergehenden Vers!] aber seid Erwachsene.[/stextbox]
„Durativ“ bezeichnet nicht eine wiederholtes, sondern ein andauerndes Handeln; für das wiederholte Handeln gibt es den Fachausdruck „iterativ“. Beide Aktionsarten werden im Griechischen durch die Präsensform ausgedrückt. Das bedeutet aber nicht, dass jedesmal, wenn im griechischen NT ein Verb im Präsens gebraucht wird, ein wiederholtes oder andauerndes Handeln gemeint ist.
In den Evangelien z.B. wechselt die Erzählung oft unvermittelt vom Aorist (erzählende Vergangenheitsform) zum Präsens (z.B. in Mt. 15,29-32a: Aorist; V. 32b – 34: Präsens; ab V. 35: Aorist). Hier hat das Präsens keineswegs eine durative oder iterative Bedeutung. Außerdem kann man tatsächlich in 1. Kor. 14, 13 auch eine wirklich durative Bedeutung sehen; dann müßte man so übersetzen: „Darum, wer (andauernd) in einer Sprache redet, bete (andauernd), auf daß er es (andauernd) auslege.“ Allerdings stehen die Verben im zweiten und dritten Satzteil im Konjunktiv, bei dem die Zeitbedeutung in den Hintergrund tritt, so dass man eigentlich so übersetzen müßte: „Darum, wer (andauernd) in einer Sprache redet, bete, auf dass er es auslege.“ Für die Aussage: „Es geht nicht darum eine bestimmte Gabe zu erbitten“ reicht also der Befund nicht aus – im Gegenteil.
„Das in Vers 20 für Verstand gebrauchte Wort ist ‚phren’ und meint im Gegensatz zu „nous“ Verstandeskraft.“
Auch das kann ich nicht bestätigen. Ich habe eher die Bedeutung „Gebrauch des Verstandes“ gefunden (neben anderen).
Epilog:
Es ist begrüßenswert, dass Roger Liebi versucht hat, die Gabe des Sprachenredens in seinem Thesenpapier systematisch darzustellen. Leider muss angemerkt werden, dass Liebi m. E. dabei sehr tendenziös vorgegangen ist und bei bestimmten Punkten eine Überpretation vorgenommen hat, auf der Suche nach Bestätigungen für eine vorgefasste Meinung. Offensichtlich hat sich Liebi weniger durch die Aussagen der Heiligen Schrift leiten lassen, sondern mehr durch die Dogmen eines persönlichen, theologischen Systems (Dispensationalismus).
Weil man bereits eine feste Theorie im Kopf hat („es gibt kein Zungenreden mehr“), sitzt auf Augen und Ohren ein Filter, der nur noch die ins eigene System einfügbaren Fakten durchlässt. Dies erklärt auch, weshalb Liebi bestimmte historische Fakten unberücksichtigt ließ. Deshalb ist hinter Liebis Prüfungsergebnisse ein doppeltes Fragezeichen zu setzen, weil die Prüfungsmethoden selbst unbiblisch sind. Wer falsch prüft, kommt auch zu einem falschen Resultat.
Literatur:
(Knox, Roland A.: Enthusiasm: A Chapter In The History Of Religion, Oxford 1950)
Kelsey, Morton T.: Zungenreden, 1. Aufl., Konstanz 1970
Kalewey, Jens: Bemerkungen zum Umgang mit Geistesgaben und „pfingstlichen Strömungen“, Riehen (Schweiz) o. Jg.
Külling, Samuel R.: Was beweisen die Kirchenväter, Riehen (Schweiz) o. Jg.
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