Uns wird beigebracht, an runde Geschichten zu glauben, schrieb sinngemäß Ulrich Reitz in seiner Kolumne „Angespitzt“, in der er im bekannten Fall eines Fakejournalisten aufrollt, wie es dazu kommen kann, für seine Erfindungen Lob, später Bewunderung, dann Journalistenpreise, einzuheimsen. Letztlich zahlte sich die Lüge nicht aus. Der Geist des Irrtums ist ein kurzlebiger.
Ich übertrage die Tendenz, das „Runde“ vor der Wahrheit zu bevorzugen, auf Weihnachten. Schließlich muss auch Weihnachten für die meisten Menschen „rund“, wie eine Geschichte im Spiegel, sein.
Hauptsache „rund“.
Den Knopf, an dem andere ihr „rundes Weihnachten“ aus- und einschalten, kann ich bei mir nicht finden.
Ganz einfach deswegen, weil ich eine Atmosphäre der Zuversicht, des Geborgenseins, der Gewissheit, der übergroßen Freude daran, angenommen worden zu sein, ja gerettet zu sein, nicht mit Rentierschlitten, rotnasigen, zipfelbemützten Männern mit Rauschebärten, Ochs und Esel, Plastikspielzeug, Weihrauch und Glitzerschnee gleichsetzen, ja nicht einmal in Verbindung bringen mag. Es ist eine Sache, vor allem, der Zugehörigkeit. Ich weiß, dass das runde Weihnachten Gaukelei, Phantasie, bloß ein Spiel, das alle mitspielen, ein Gesellschaftsspiel, ist. Ich spiele nicht mit.
Ich gehöre da nicht dazu. Ich bin Christ.
Uns leuchtet dauerhaft ein Licht.
Uns wird dauerhaft, nicht nur an „Weihnachten“, Liebe entgegengebracht. Und auch ich verschenke Liebe das ganze Jahr über. Ja, mein ganzes Leben lang ist ER für mich und meinesgleichen, ja für ALLE MENSCHEN da. ER braucht nicht, ja kann nicht, an einem einzigen Tag, gar an einem Abend nur, zum Leben erweckt werden.
Man kann schließlich auch nicht erwarten, dass man ein Neugeborenes aus der Mottenkiste hervorholen und kurz vom oberflächlichsten Staub befreien, es dadurch wieder lebendig machen und wieder bis zum nächsten Gebrauch in die Kiste zurückstecken kann.
IHN jedes Jahr „wiederbeleben“? Das geht doch nicht.
Eben da drum. ER IST JA DAS LEBEN. Immerdar. ER ist es, der UNS belebt hat, beziehungsweise beleben möchte.
ER möchte, dass wir IHM Wohnstatt im eigenen Herzen bereiten und zwar dauerhaft, also das ganze Jahr, das ganze Leben lang. Dann könnte man es erfahren. Die Wunden, die uns geschlagen, sind durch IHN geheilt, das weiße Tuch, das unsere Sünden bedeckt, wird zum echten Wunder: Weihnachten, das „Fake – Weihnachten“, das um jeden Preis, für jeden Geschmack abgerundete, muss dann nicht mehr sein.
„Weihnachten“, wie Christen es erfahren, ist weder eckig, noch rund. Es ist überhaupt nicht weltlich bemessbar.
Uns ist nämlich gesagt worden:
Unser „Weihnachten“ ist der Moment, an dem unser eigenes HERZ durch IHN zum Leben erwacht ist, um immerdar für JESUS CHRISTUS zu schlagen. Durch IHN, in IHM leben, IHN lieben. Ja, das fühlt sich „wie Weihnachten“ an. Warum wir IHN lieben? – Weil ER uns zuerst geliebt hat.
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