Auch in gläubigen Kreisen fällt oft das Stichwort “große Sünden – kleine Sünden”. Doch so zu argumentieren ist sehr gefährlich. Erstens sind auch “kleine Sünden” Sünden und zweitens können wir oft nicht mit letzter Sicherheit festlegen, was vor GOTT eine kleine oder große Sünde ist. Vor GOTT gilt nämlich nicht unbedingt unser Strafgesetzbuchdenken, das das Unrecht abstuft in Verbrechen, Vergehen und Ordnungswidrigkeiten, sondern Sünde ist vor GOTT alles, was Ihn zum Zorne reizt, und das sind hauptsächlich versteckte Unaufrichtigkeiten und Heuchelei, also Dinge, die dem menschlichen Auge meist verborgen sind.
Bedenke: König Saul wurde verworfen einer Sünde wegen, die im Vergleich zu den Sünden König Davids uns viel geringer erscheint, ja nach unserem juristischen Denken gar nicht hätte belangt werden können; denn was hatte König Saul denn getan? Nach dem Strafgesetzbuch nichts. Im Gegenteil. Heute bekäme König Saul für seine humanitäre Tat den Friedensnobelpreis; denn er hatte sich geweigert, die Todesstrafe an König Agag zu vollziehen. David aber beging einen niederträchtigen Meuchelmord an Uria, dem Hethiter, weil er dessen Frau geschwängert hatte. Er wurde zwar von GOTT dafür bestraft, aber nicht verworfen wie Saul, sondern galt ganz im Gegenteil als ein Mann nach dem Herzen GOTTES. Große Sünden, kleine Sünden?
Oder denke an Moses, er beging Totschlag im Affekt, wurde deswegen aber nicht bestraft, sondern sogar als der demütigste Mann auf Erden gewürdigt (4. Mose 12,3). Seine Sünde, die GOTT zum Zorne reizte, war eine ganz andere: Er hatte im Unglauben den Fels geschlagen. Große Sünden, kleine Sünden?
Oder denke an Adam und Eva. Sie begingen keinen Mord, verübten auch keinen Raub, sie aßen lediglich von einem Baum, obwohl es verboten war. Nach unserem Strafgesetzbuch wäre das verbotene Essen von Früchten höchstens eine Ordnungswidrigkeit. Diese “kleine Sünde” war also die Ursache für Krankheit und Tod und alles Leid und Elend, das in der Folge über die Erde kam. Große Sünden, kleine Sünden?
So ist es mit vielen Dingen. Der Mensch sieht nur, was vor Augen ist. Der HERR aber beurteilt nach den verborgenen Beweggründen des Herzens. Wir sollten uns also nicht darüber den Kopf zerbrechen, ob die Sünde groß oder klein ist. Sünde ist Sünde und schließt vom Reiche GOTTES aus. Je näher wir unser Ohr am Munde GOTTES haben, desto gerechter können wir urteilen,
dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheine, sel’ge Ewigkeit.
(Marie Schmalenbach, 1835 – 1924, deutsche Pfarrersehefrau und Schriftstellerin)
Quelle: Glaubensnachrichten 03/2006, S. 3f.
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