Comma Johanneum
Beim sogenannten Comma Johanneum (CJ, comma latinisiert von altgriechisch κόμμα kómma, deutsch ‚Einschnitt, Abschnitt, Glied eines Satzes‘ [Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914]; Johanneum lateinisch = johanneisch; wörtlich also johanneischer Satzabschnitt [Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/ Wien 1909]) handelt es sich um einen Satzteil im 1. Johannesbrief (1. Johannes 5, 7.8a).
Die Bedeutung der Stelle und die theologische Diskussion über ihre Echtheit ergeben sich daraus, dass dieser Satzteil ein biblisches Zeugnis für die Dreieinheit GOTTES darstellt.
Von allen Texten, die von Christen abgelehnt werden, wird 1. Johannes 5,7.8a am meisten genannt. Seit über hundert Jahren wird der Vers jetzt in christlichen Seminaren und Ausbildungsplätzen abgelehnt, wo „Gelehrte“ (2. Tim. 3, 4) ihr Leben scheinbar dafür gewidmet haben, den Glauben junger Männer und Frauen an die absolute Autorität der Heiligen Schrift zu zerstören und ihn zu ersetzen durch die humanistischen und relativen Meinungen der christlichen „Intelligenzia“.
Die „Bibellehrer“, die gerne das CJ aus der Bibel entfernen möchten, argumentieren, dass die griechische Bezeugung des CJ äußerst schwach sei. Von den heute bekannten griech. Hss, die das CJ nachweisbar haben, gibt es derzeit zehn. Nun stellt sich natürlich die Frage, weshalb es in der byzantinischen Textform, die die überwiegende Mehrheit der griechischen Texte ausmacht, das CJ fehlt. Dunkins hat dieses Argument untersucht:
„Wir müssen verstehen, dass die Bedingungen im 4. Jahrhundert äußerst vorteilhaft waren, die griechischen Zeugen durch arianische Irrlehrer zu verändern, die das klare trinitarische Zeugnis beseitigen wollten. Die Knappheit griechischer Handschriften aus dem Osten, die das Comma bezeugen, kann durchaus erklärt werden; denn die Mehrheit der östlichen Teile des Imperiums im 4. Jahrhundert (besonders Kleinasien, Syrien und Ägypten, wo die meisten der berühmtesten griechischen Handschriften kopiert wurden, auf die sich die Textkritik beruft) gerieten unter den Einfluss des Arianismus. … Der wesentliche Punkt … ist, dass wir verstehen, dass für beinahe ein halbes Jahrhundert die große Mehrheit des Christentums in den Griechisch sprechenden östlichen Teilen des Reiches – inklusive zwei der berühmtesten und angesehensten Patriarchen – vom Arianismus umschlossen war. Ein Mann, der dem Arianismus wohlgesinnt war, wurde beauftragt die ‚offizielle‘ Version des griechischen Neuen Testamentes vorzubereiten — im Auftrag von Kaiser Konstantin (dem Vater von Konstantius, der ebenfalls zum Arianismus neigte); diese wurde während der Herrschaft des arianischen Sohnes fertiggestellt. Es ist daher angemessen, daraus zu schließen, dass unter diesen Umständen das starke trinitarische Zeugnis des Commas aus der ‚offiziellen‘ Version des griechischen Neuen Testamentes und dessen Abschriften entfernt wurde. Außerdem ist es, angesichts der langen örtlich begrenzten arianischen Vorherrschaft in dieser Region, ebenso angemessen zu fragen, ob nicht der Einfluss des Arianismus die Kopisten dazu ermutigte, das offenkundige trinitarische Comma aus ihren Abschriften des Neuen Testamentes wegzulassen – Abschriften, die den Corpus von Vater-Handschriften bilden würden, von denen die meisten Tochter-Handschriften stammen würden.“ [V. Verf. gekürzt.]
Dieser Artikel soll die biblischen und historischen Fakten darlegen, weshalb 1. Johannes 5, 7 in die Bibel gehört.
1. Johannes 5, 7.8a
„im Himmel Bezeugende ‹sind›: der VATER, das WORT und der HEILIGE GEIST, und diese drei sind eins; und drei sind es, die auf der Erde Bezeugende ‹sind›“
Das CJ wird bei den griechischen „Kirchenvätern“ nicht erwähnt und findet sich nicht in den syrischen, koptischen, äthiopischen und arabischen Übersetzungen. Es taucht aber ab dem 3. Jhdt. bei den lateinischen „Kirchenvätern“ und dann in altlateinischen Handschriften auf (teilweise variiert der Wortlaut etwas). Nach dem 4. Jhdt. fand es seinen Weg in lateinische Vulgata-Handschriften und von dort ab 1521 in das griechische gedruckte Neue Testament von Erasmus.
Der „historische Standpunkt“
Viele Christen akzeptieren einen „historischen Standpunkt“, der von einem Ungläubigen zum nächsten weiter gegeben wird, dass der Vers nicht in Ihre Bibel gehört, weil es keine „Autorität in den griechischen Handschriften“ für ihn gibt. Diese Fabel wird immer wieder weitergegeben (von Tübingen und Halle nach Oxford und Cambridge, von dort aus nach Princeton, Dartmouth und Yale, dann zu US-Bibelschulen u. a.). Sie lautet, dass Erasmus 1. Johannes 5,7 nicht in sein griechisches NT (1520) aufnehmen wollte, aber dann es doch tat, nachdem er versprochen hatte, den Vers aufnehmen, wenn sich ein griechisches Manuskript finden ließe, das den Vers beinhaltete. Es tauchte sofort (61 –“Montfort“) auf, also nahm er den Vers auf. .
Obengenannte „Tatsachen“ (die du nicht hinterfragen oder überprüfen sollst) sollen dich glauben machen, dass 1. Johannes 5,7 aus dem Neuen Testament entfernt werden sollte. […]
Weitere Handschriften
Manchmal findet sich eine Schule, die die „Katze aus dem Sack lässt“, indem sie zugibt, dass es mehr als eine griechische Handschrift gibt, die diese Leseart hat. Es gibt noch zwei (Mss. 88 und 629), obwohl nur eine davon den Vers im Text hat (Codex Wianburgensis aus dem 8. Jahrhundert); die andere hat den Text in einer Randbemerkung.
Die Standardvorgehensweise eines abtrünnigen Bibellehrers ist erst zu sagen, dass es keine Handschrift gibt, die diese Leseart enthält; dann wenn er „ertappt wird“ und in Verlegenheit kommt, gibt er zu, dass es zwei Handschriften gibt, aber nicht mehr, und dass sie „späte Handschriften“ sind.
Dann kommt wieder Stille auf, bis jemand auf die Tatsache hinweist, dass im Jahre 415 das Konzil zu Karthago den Vers als Grundtext zitiert für eine grundlegende Lehre, die ein Christ zu glauben hatte: auf Lateinisch heißt es „Pater, Verbum, et Spiritus Sanctus“ – Vater, Wort und Heiliger Geist. Wenn darauf hingewiesen wird, lügt der abtrünnige Bibellehrer zum dritten Mal und sagt „Ok, das ist alles.“ Aber es ist nicht alles. […]
Das Konzil zu Karthago
Das Konzil zu Kathago bezog sich auf diesen Vers in seinem Wettstreit mit den „Arianern“. Das bedeutet, dass die Leseart 415 n. Chr. existierte. Die Trinitarian Bible Society in London schreibt das Entfernen dieses Textes unserem alten Freund Adamantius Origenes zu. Die Bibelgesellschaft weist darauf hin, dass Origenes einen ungeheuren Einfluss auf die „Übertragung des griechischen Textes“ hatte in der Zeitspanne, als die meisten alten Abschriften gemacht wurden. […]
Der Textus Receptus
Wir werden Beweise vorlegen, die dir sonst vorenthalten werden. Lesen wir den Vers, wie er in den alexandrinischen Texten steht (Nestle, Hort, Aland, Metzger):
Und wie er im Textus Receptus steht:
Es gibt einiges zu beachten.
Warum eine neue Formel?
Wenn der Vers „gefälscht“ wurde, warum benutzte der Schreiber dann nicht seinen Verstand? Was hätte es für einen Vorteil gehabt, eine andere Formel als die in Matthäus 28 zu erfinden, die der frühe Christ auswendig kannte: „der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“? Niemand hätte „der Vater, das Wort und der Heilige Geist“ erfunden, wenn er mit „der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“ angekommen wäre. Das hätten alle orthodoxen Christen leicht akzeptiert. Wenn der Vers „lehrmäßig zweifelhaft“ wäre (ein Kliché von Westcott und Hort aus 1880), warum ihn dann nicht so formulieren, dass er über jeden Verdacht erhaben ist? […]
Griechische Grammatik
Der grammatikalische Konflikt in dieser Passage, wenn das Comma fehlt, basiert auf einer Regel in der griechischen Grammatik (sowie auch in anderen Sprachen), die eine Übereinstimmung der Geschlechter in den Satzteilen verlangt. Wenn man das CJ an seinem Platz läßt, stimmen maskuliner Artikel, Partizip und Zahl in der Apodosis von Vers 7 mit den zwei maskulinen (Vater, Sohn) und einem neutralen (Geist) Substantiven in der Protasis überein. Diese Übereinstimmung basiert auf dem „Prinzip der Anziehung“, eine Regel der griechischen Syntax, in der ein maskulines Substantiv, in einer Serie von Substantiven (innerhalb des gleichen Abschnittes) das Geschlecht für die ganze Serie „anzieht“ oder bestimmt. Das Geschlecht des Abschnittes, für gewöhnlich der untergeordnete, stimmt mit dem Prädikat des vorhergehenden Abschnittes in jenem Satz überein. Dadurch zwingen die zwei maskulinen Substantive in der Protasis, dass die ganze Liste de facto das maskuline Geschlecht annimmt, welches dann mit den maskulinen Prädikaten in der Apodosis übereinstimmt. Das Problem für diejenigen, die die Entfernung des Commas befürworten, ist, dass das maskuline Prädikat in der Apodosis von Vers 7, wenn das CJ in dem Text fehlt, mit den drei neutralen Substantiven (Wasser, Blut, Geist) aus Vers 8 verbunden wird (der dann zu einem untergeordneten Abschnitt wird) und das ist ein schwerwiegender grammatikalischer Fehler. Der Konflikt verschwindet, wenn das CJ an seinem Platz ist, weil dann Vers 7 nicht nur aufgrund des Anziehungsprinzipes im Geschlecht übereinstimmt, auch wird die Verbindung der drei neutralen Substantive in Vers 8 mit den maskulinen treis martürountes (drei Bezeugende) in Vers 8 dann durch das Prinzip der Anziehung erklärt. Dabney sagt:
„…dass das pneuma, das führende Substantiv in dieser zweiten Gruppe, neben den Adjektiven, sich gerade eine maskuline Form zugezogen hat aufgrund seiner vorigen Stellung in der maskulinen Gruppe…“
Dabney: The doctrinal various readings of the New Testament Greek, 1891, S. 378.
Die unmittelbare Nähe und die Tatsache, dass das pneuma ein übertragenes Substantiv aus der vorhergehenden Liste von Substantiven ist und de facto kraft des Anziehungsprinzipes in Vers 7 zu einem Maskulinum gemacht wurde, bewirkt ebenso, dass die Substantive in Vers 8 als Maskulina angesehen werden. Dies alles fällt in sich zusammen, wenn das CJ entfernt würde, denn dann gäbe es keine wirklich maskulinen Substantive (oder ein maskulinisiertes pneuma) aus Vers 7, die auf das Phänomen der Anziehung abzielen.
Bengel bemerkte diesen grammatikalischen Konflikt bereits 1740. [J.A. Bengel, Gnomon of the New Testament, Bd. 2, S. 808]
Ebenso erkannte Eugenius Bulgarus, Erzbischof von Cherson, ein hoher Beamter und Gelehrter in der griechischen Ostkirche, im 18. Jahrhundert den grammatikalischen Konflikt, der durch die Entfernung des CJ entsteht.
Knittel gibt Eugenius’ Gespräch über den Solözismus wieder, wie es 1780 von einem Professor Matthaei in Moskau berichtet wurde, der einen Brief von Eugenius in seiner eigenen Auseinandersetzung mit der Passage miteinbezogen hatte. [Knittel, F.A. Knittel, New Criticisms on the Celebrated Text 1 John v.7, Ed. Trans. W.A. Evanson, S. 206-208]
Ein ähnliches grammatikalisches Argument wurde von Frederick Nolan 1815 vorgebracht. [F. Nolan, An Inquiry into the Integrity of the Greek Vulgate, or Received Text of the New Testament, S. 254-261, 564-565]
Von diesem grammatikalischen Konflikt, wenn das CJ aus der Bibel entfernt wird, kannst du dich hier persönlich überzeugen:
:
Eine einfache Grundregel der griechischen Grammatik besagt, wie bereits oben erwähnt, dass „männliche Objekte in einer Gruppe das Geschlecht der ganzen Gruppe bestimmen, auch wenn neutrale Elemente dabei sind.“
Wir sehen also, wenn Vers 7 fehlt, entsteht in der kürzeren Fassung eine verstümmelte Grammatik, worauf auch einige Ausleger hinwiesen (z. B. Gregor von Nazianzus [390], John Reynolds in Matthew Henrys bekanntem Bibelkommentar [18. Jhdt], der bekannte presbyterianische Theologe Robert Dabney [The doctrinal various readings of the New Testament Greek, 1891]).
Manuskript 61
Was ist also mit dieser Handschrift 61 in Dublin?
Nun, laut Professor Michaelis (zitiert in „New Testament Criticism“ von Prof. Armin Panning) hat das Manuskript 61 vier Kapitel in Markus, die in drei Dingen mit der alt-syrischen Version übereinstimmen (zwei davon auch mit der alten Itala). Diese Lesearten sind anders als alle anderen griech. Handschriften. Die alte Itala wurde vor 200 n. Chr. geschrieben und die alt-syrische Version entstand vor 170 n. Chr. (Tatians „Diatesseron“).
Manuskript 61 wurde angeblich zwischen 1519 und 1522 geschrieben; die Frage stellt sich:
„von was wurde abgeschrieben? Nicht von Ximenes Polyglotte, denn der war noch nicht veröffentlicht. […] Die Übereinstimmung von Manuskript 61 mit dem Syrischen (Apg. 11,26) wurde in Europa erst 1552 (Moses Mardin), also 30 Jahre später, bekannt! […]„
Prof. Michaelis: New Testament Criticism
Bibelübersetzungen
In den meisten heute im Handel befindlichen Bibelübersetzungen, einschließlich der römisch-katholischen, wird das Comma Johanneum entweder überhaupt nicht erwähnt oder, deutlich als spätere Zufügung gekennzeichnet, in die Fußnoten verwiesen.
Ausnahmen sind die im englischen Sprachraum verbreitete King-James-Bibel von 1769 sowie die deutsche Schlachter 2000 und die La Buona Novella Bibel – Luther. Außerdem gab es eine Ausgabe einer alten Lutherversion, die als „original Lutherbibel 1545“ vermarktet wurde.
Weitere Hinweise
Es gibt noch weitere wichtige Gründe, den Vers aufzunehmen:
- John Gill sagt, dass Fulgentius die Stelle 510 n .Chr. zitiert. Woher hatte er sie? Etwa von einem „Oxforder Mönch, der sie in Eile erfand?“
- Jerome zitierte den Vers in seinem Brief an Eustochium (450 n.Chr.) und will wissen, warum er aus einigen Texten ausgelassen wurde.
- Athanasius zitierte den Vers, wie er im Textus Receptus steht, im Jahre 350 n. Chr. Hatte er ihn in Jerome’s „Vulgata“ gelesen? Jerome war noch gar nicht geboren.
- Gill sagt, Cyprian zitierte den Vers 250 n. Chr., fast 100 Jahre, bevor die Lieblingstexte der Alexandrier (Vaticanus und Sinaitus) geschrieben wurden.
- Aber Tertullian kommt Cyprian noch um 50 Jahre zuvor. Er zitiert ihn um 200n. Chr. (“An Exposition of the new Testament” John Gill, Bd. 2, S. 907-908).
- Als die King James Bibel übersetzt wurde, brauchten die Übersetzer sich nicht auf Erasmus oder Stephanus (oder Beza) verlassen, denn sie hatten vor sich vier waldensische Bibeln liegen, die aus 400 bis 600 n. Chr. stammten, und in diesen Bibeln stand das „johannitische Komma“ (1. Johannes 5,7).
Bezeugung
Die Zeugen für den Vers sind:
170 n.Chr. (alt-syrisch),
180 n.Chr. (Tatian),
200 n.Chr. (alt-lateinisch; Tertullian),
250 n.Chr. (Cyprian),
350 n.Chr. (Priscillian; Athanasius),
415 n.Chr. (Konzil zu Karthago),
450 n.Chr. (Jerome [Hieronymus]),
510 n.Chr. (Fulgentius),
750 n.Chr. (Wianburgensis),
1150 n.Chr. (Minuskelmanuskript 88),
1200,1300,1400 (Waldenser Bibeln),
1500 (Manuskript 61).
Und wir sollen das CJ aus der Schrift entfernen?
Behalte den Vers. Glaube dem Vers. Die Schrift alleine soll unsere Richtschnur sein. Sollen doch die „frommen“ Bibellehrer ihren Unglauben am Richtstuhl CHRISTI oder am großen weißen Thron erklären.
Quellen: - Interlinear Scripture Analyzer 3 beta - Textquellenbibel - Jettel, Thomas: Ist das "CJ" vom Apostel Johannes und GOTTES Wort, o. Jg. - Wikipedia
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