Als Jakob am Jabbok zerbrochen wurde, wurde seine Seele gesund (1. Mose 32, 31), und er erhielt einen neuen Namen (Israel – 1. Mose 32, 29). Nach rund 20 Jahren anhaltendem Zerbruch, der am Jabbok den Höhepunkt erreichte, wurde er eine neue Kreatur! Darum geht es. Er hat GOTT gesehen und ist gesund geworden, wie auch Hiob es erlebte (Hiob 42,5).
Der Zerbruch bringt uns ans Kreuz; dort sehen wir GOTT und werden in CHRISTUS eine neue Kreatur. GOTT zerbricht uns, damit wir das wahre Leben kennen lernen und Ströme des lebendigen Wassers aus unserem Leibe herausfließen. Unser altes Leben hat da nichts mehr zu suchen – es ist mit dem HERRN JESUS am Kreuz abgetan worden. Bis wir aber dazu bereit sind, müssen wir zerbrochen werden. Erst durch den Zerbruch erhalten wir ein reines Herz (Psalm 51, 12) und werden GOTT schauen (Matthäus 5, 8).
Der Zerbruch ist ein Wegbereiter zu einem überfließenden Leben. Möge GOTT uns die Augen öffnen und uns zeigen, dass Zerbruch nichts anderes als die Erhörung des Gebetes nach einem fruchtbaren und überfließenden Leben ist! Der HERR JESUS kann nur in einem zerbrochenen Leben wohnen.
Die Opfer GOTTES sind ein zerbrochener Geist.
Ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, GOTT, nicht verachten.


Aus: "Die Wegbereiter" Nr. 687 02/2020
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- Kontrolle über die Gemeindemitglieder
- Christliche Hurerei
- Kleine Sektenkunde
- Heiligung, was ist das?
- Verführung ist schlimmer als Verfolgung
Stimmt viele worte,aber zum wort Gottes ,vom anfang bis zum ende sind es viel mehr.Und die ganze welt könnte dies nicht fassen wäre alles aufgeschrieben was jesus alles getan hat ( joh 21,25)Wie sehr wünscht man sich das 1petr 3,8+9 Endlich mal wirklichkeit wird ( vergl auch 1 Thes 5,12-28)Traurig aber wahr ,die wirklichkeit sieht da anders aus.Da trägt man durch und in Christus über jahre schwache Brüder und schwestern,in bewustsein selbst noch nicht so zu sein ,wie man vor Gott sein sollte,
und es kommt zur trennung.Aber vieleicht sollte es so sein ,jeder sieht ja mansches nur von einer seite .Die gnade unseres
Herrn jesus christus sei mit euch allen.
Paulus sagt in 1.Thessalonicher 1,9-10, daß wir bekehrt seien, um
dem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Und worin dienen wir
Ihm? Doch vor allem darin, daß wir Ihm lieben helfen. Jesu ganzer
Dienst bestand darin, sich Seinem Gott zu geben, daß Gott durch Ihn
eine verlorene Welt zu sich lieben konnte. Durch Ihn konnte Gott der
verlorenen Welt den deutlichsten Beweis Seiner Liebe geben (Joh.
3,16). Und wozu sind wir Kinder Gottes geworden? Wozu ist der
Heilige Geist in unsre Herzen ausgegossen worden? Vorläufig doch
zu keinem andern Zweck, als daß wir in den Linien des Sohnes
weitergehen sollen, d. h. weiterlieben, bis eine verlorene Welt zu Gott
hingeliebt ist. Und ist das nicht der Fall, fehlt der eigentliche Inhalt
in unserm Christentum – was dann? Paulus gibt uns die rechte Antwort
in 1.Korinther 13, wo er sagt:
„Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete –
und hätte der Liebe nicht,
so wäre ich ein tönendes Erz
und eine klingende Schelle!“
„Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und
hätte alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzte,
und hätte der Liebe nicht,
so wäre ich nichts!“
„Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen
Leib brennen (d. h. verschmachten),
und hätte der Liebe nicht,
so wäre es mir nichts nütze!“
Diesen Maßstab legte Paulus an, wenn er sein Christentum auf
Echtheit und Vollgewichtigkeit hin prüfte.Und nicht nur da in 1petrus 3,8-9
finden wirdiese bestätigung Mahnung an die ganze Gemeinde….
endlich aber seid allesamt gleichgesinnt,mitleidig,brüderlich,barmherzig
demütig.Vergelt nicht böses mit bösen,oder scheltwort mit scheltwort,
sondern segnet vielmehr,weil ihr dazu berufen seid ,das ihr den segen ererbt
siehe auch 1 Thess 5,12-28
Und der Geist hat uns diesen
Maßstab aufbewahrt, damit auch wir ihn brauchen und in unser
Christentum hineinstellen. Stell ihn hinein! Was zeigt er an? Ich lasse
die Antwort dir. Ich weiß, daß keiner hier ist, der nicht ein Defizit
hat, der eine ein größeres, der andre ein kleineres. O dieser Maßstab!
Was sagt er uns? Er sagt: Schweigt von euren Erfahrungen, schweigt
von eurer Erkenntnis, schweigt von eurem Dienst usw.; fehlt euch
die Liebe, so seid ihr nichts, und alles ist euch nichts nütze! Denn
diesem allem fehlt das Siegel und die Anerkennung Gottes. Gott ist
die Liebe; der Himmel ist erfüllt mit Liebe; die ewige Herrlichkeit
kann nur in Liebe selig verbracht werden usw. Und habt ihr die Liebe
nicht, was wollt ihr bei Gott, was wollt ihr im Himmel, was wollt ihr
in der Herrlichkeit? Dies alles wäre nur Qual für euch! O werdet doch
einmal recht nüchtern und sündigt nicht und sündigt nicht gegen die
Liebe! Denn keine Sünde schafft eine so tiefe Kluft zwischen Gott
und Mensch und auch zwischen Mensch und Mensch als die Sünde
gegen die Liebe. Das ist die „große Kluft“, die fast nicht mehr zu
überbrücken ist. Darum sind gebrochene Freundschaften und zerstörtes
Eheglück fast nicht mehr zu heilen, weil man hier gesündigt
hat gegen die Liebe. – In den letzten Jahren hat die Kinder Gottes
viel die Frage beschäftigt über: Das Bleiben in Jesus. Johannes gibt
uns in seinen Briefen die beste Antwort auf diese Frage. Er sagt: „Wer
in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1.Joh. 4,16).
Und wer nicht in der Liebe bleibt, der bleibt nicht in Gott und Gott
nicht in ihm. „Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie
kann der Gott lieben?“ (1.Joh. 4,20) Er kann es einfach nicht. Du
hast schon oft geklagt, daß du den Heiland nicht so lieben kannst,
wie du gern möchtest. Sieh, hier hast du deine Antwort. Du hast mit
deiner Liebe nicht am rechten Ort angefangen, nämlich bei deinen
Brüdern und Schwestern, die um dich her sind.
Die Schrift zeigt uns in verschiedenen Stellen, was Liebe ist. Sie
sagt: „Kann auch eine Frau ihres Kindleins vergessen?“ (Jes. 49,15)
Das ist natürliche Liebe! – Sie sagt: „Darum wird ein Mensch seinen
Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen“ (1.Mose
2,24). Das ist geschlechtliche Liebe! – Sie sagt: „So ihr liebt, die euch
lieben“ (Luk. 6,23). Das ist Liebe aus Zuneigung! – Sie sagt: „Liebe
280 Georg Steinberger
deinen Nächsten wie dich selbst“ (Matth. 19,19). Das ist Liebe nach
dem Gesetz, d. h. wie das Gesetz sie fordert. Aber dies alles ist noch
nicht die Liebe.
Was ist denn die Liebe?
Es ist die Liebe, mit der Christus uns liebte. Wie liebte Er uns? Er
liebte uns nicht wie sich selbst, wie das Gesetz es forderte, sondern
Er liebte uns mehr als sich selbst. Beweis dafür ist, daß Er sein Leben
für uns gab. Des Menschen größte Liebe besteht darin, daß er sein
Leben gibt für seine Freunde, wie Paulus sagt in Römer 5: „Aber Er
starb für uns, da wir noch Seine Feinde waren.“ Er kam und starb
und opferte Sein gutes Ich auf, wie wir lesen in Philipper 2,1-11,
nicht nur damit Er die Macht habe, unser rebellisches Ich vom Schauplatz
zu fordern, sondern damit auch wir die Macht hätten, Ihm in
Seinem Weg der Liebe zu folgen und Seinen Weg fortzusetzen. Denn
die Liebe ist das aufgeopferte Ich. Darum war das Höchste, was Er
von Seinen Jüngern forderte: „Daß ihr euch untereinander liebet, wie
Ich euch geliebt habe“ (Joh. 13,34), also daß ein jeder den andern
mehr liebt als sich selbst, d. h. sein „eigenes Ich“ durchstreicht und
das „Du“ des andern an diese Stelle setzt und diesem Du gibt, was er
bis jetzt dem Ich gegeben hat.
Das ist die Liebe!
Wenn Johannes sagt, daß wir auf Grund der erfahrenen Liebe Gottes
gegen uns schuldig seien, das Leben für die Brüder zu lassen, so
kann er damit nicht nur das Erleiden eines gewaltsamen Todes gemeint
haben oder das im Dienst für die Brüder aufgeopferte Leben,
sonst könnten ja viele von uns diesen Höhepunkt in der Liebe gar
nicht erreichen; es muß also dieses „Lebenlassen“ einen noch allgemeineren
Sinn haben und vielleicht diesen: daß wir schweigen, wo
der Bruder nicht schweigen kann; tragen, wo er nicht tragen kann;
den kürzeren ziehen, wo er nicht nachgeben kann; einfach sterben,
wo er noch sein Leben sucht und liebt. Da ist dann keins verkürzt
von uns, sich zu üben in dem Weg der Liebe.
Und nun zum Schluß noch einige Worte über den ersten Schritt
auf dem Weg der Liebe. Wenn du dich nun entschlossen hast, ganz
anders in der Liebe zu wandeln als bis heute, was ist dann der erste
Schritt, den du tun mußt? Du mußt vergeben! Liebe ist Geben. Du
kannst aber nicht geben, wenn du nicht vergeben hast. Gott ist die
Liebe. Was ist das erste, das der Mensch erwartet von Gott, wenn er
zu Ihm kommt? Daß Er ihm vergebe! Das erwartest du, und das erwartet
jeder Mensch von Gott auf Grund dessen, weil Er die Liebe ist.
Und wenn du bekennst, daß du ein Kind Gottes bist, was ist dann das
erste, das die Menschen von dir erwarten? Daß du ihnen vergibst!
Darum sagt Paulus: „Vergebt einander, gleichwie euch Gott vergeben
hat in Christus.“ Keine Sünde wird dem Menschen so hoch angerechnet
als Unversöhnlichkeit; lest nur Matthäus 18. Dort steht, daß
man die Vergebung nicht nur verlieren kann, sondern daß sie einem
wieder genommen werden kann, und zwar von Gott selber – wenn
man unversöhnlich ist!
Jesus sagt: „So ihr den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird
euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben“ (Matth. 6,15).
Betet, soviel ihr wollt; glaubt, soviel ihr wollt, – Er wird euch eure
Fehler nicht vergeben! Ihr werdet in den Kerker geworfen und
kommt nicht von dannen heraus, bis ihr den letzten Heller bezahlt
habt, d. h. bis ihr die letzte Unversöhnlichkeit aufgegeben habt. Was
ist „der Kerker“? Es ist nicht in erster Linie die Hölle, denn sonst
wäre nicht die Möglichkeit eines Auswegs angenommen, sondern
der Kerker ist vor allem der Bann, die Finsternis, die Gefangenschaft
oder auch die Krankheit, in die unversöhnliche Seelen hineinkommen.
Und da kommen sie nicht heraus, bis sie den letzten Heller bezahlt
haben. Was ist „der letzte Heller“? Es ist die letzte Unversöhnlichkeit.
O bezahlt heute, bezahle jetzt diesen letzten Heller, das
heißt vergib und vergiß es dem Menschen, von dem du sagst: Er hat
unverzeihlich an mir gehandelt, er hat einen Schatten über mein ganzes
Leben gebracht! Sag nicht: Lieber Heiland, hilf mir, daß ich vergeben
kann! sondern sag: O Herr, ich vergebe auch diesem, so wie
Du mir vergeben hast! Und es wird sich in deinem Herzen aufs neue
eine Tür auftun für den Liebesschein Gottes, und du wirst aus deinem
Kerker herauskommen, mag derselbe deinen Geist oder deinen Leib
umschlossen haben.
Wir finden, daß bei Seelen, die wieder in Finsternis und Umdunklung
gekommen, die wieder in ihr altes Wesen zurückgefallen
sind und daliegen wie Gefangene, in der Regel immer eins von zwei
Dingen zugrunde liegt, entweder Unreinheit oder Unversöhnlichkeit.
Denn niemand schneidet so tief hinein in das Band, das uns mit Gott
verbindet, als der Unversöhnliche. Er verläßt den Boden der Versöhnung
durch Christus.
Wollt ihr nun den Weg der Liebe betreten, so fangt hier an. Laßt
doch euer Christentum praktisch werden. Es steht geschrieben: „Laß
die Sonne nicht untergehen über deinem Zorn!“, und es sind vielleicht
solche unter uns, die haben Monate und Jahre untergehen lassen
über ihrem Groll. O, das schafft dann furchtbare Zustände in der
Seele! Wundere dich nicht über all das, was du erfahren hast in den
vergangenen Monaten, wenn du in einem Leben des Hasses leben
konntest. Da hast du deine Wohnung auf der Grenze der Hölle aufgeschlagen,
und wundere dich nun nicht, wenn du Tag und Nacht die
finsteren Dämpfe aus der Hölle einatmen mußt.
Nicht so die Braut. Sie kann siebenmal des Tages beleidigt und
unterdrückt werden, und siebenmal steht sie auf und vergibt siebenmal
siebzigmal (Matth. 18,22).
Lieber Bruder, vom Herzen danke ich dir für dein Kommentar weil es die Botschaft für mich war 🙂 …. halte fest was du hast, es ist eine sehr kostbare Gabe. Liebe ist das was am Ende bleibt. Wer die Agape nicht hat der kann auch nicht selbstlos sein und hat noch nicht erkannt wie er erkennen sollte und wir sollen an Erkenntnis zunehmen in dem die Gnade unsere Herzen in Zucht nimmt und weitet. Der Herr segne und behüte dich.
Das sind mal viele Worte für einen Kommentar:)
„Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet; ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens, um Ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichförmig werde,
Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Lasst uns alle, die wir gereift sind, so gesinnt sein; und wenn ihr über etwas anders denkt, so wird euch Gott auch das offenbaren. Doch wozu wir auch gelangt sein mögen, lasst uns nach derselben Richtschnur wandeln und dasselbe erstreben!“
Philipper 3:7-10, 12-16 SCH2000
Diese Bibelstelle finde ich in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Sie spricht auch von der Kraft seiner Auferstehung. Die vielen Worte über die Gemeinschaft seiner Leiden sollten gemeinsam mit der Kraft seiner Auferstehung in Zusammenhang gebracht werden. Um Christus zu erkennen müssen wir das Sterben und das Auferstehen gleichzeitig betrachten, das sehen wir bei Paulus sehr gut, er wurde gesteinigt und in den 3. Himmel entrückt. Wer nur stirbt oder nur aufersteht, hat Christus nicht wirklich erkannt. Dabei ist zu beachten daß wir in einem Prozess stecken und nur stückweise Erkenntnis besitzen.
Shalom, Maranatha
Das Lamm lehrt dich Selbstverleugnung
„Er machte sich selbst zu nichts“, lesen wir von ihm in Philipper
.Die tiefste Bedeutung des Kreuzes ist die Erlösung vom eigenen
Leben, wie Paulus sagt: „Er ist darum für alle gestorben, auf daß
die, so da leben, hinfort nicht sich selbst leben“ (2.Kor. 5,15). Wir
haben erst dann das Kreuz verstanden und die Kraft des Kreuzes erfahren,
wenn wir mit Paulus sagen können: „Unser keiner lebt sich
selber!“ Der Fall der ersten Eltern bestand darin, daß sie sich selbst
zum Mittelpunkt machten. Und wo dies heute eine Seele tut, muß sie
es erfahren, daß Fall und Tod, Trennung und Feindschaft gegen Gott
die Folge ist. In allem, was selbstisch ist, wirkt die Macht Satans,
brennt das verborgene Feuer der Hölle. Solange wir das eigene Leben
nähren, halten wir uns unter dem Fluche; denn Gott hat unser eigenes
Leben verflucht in dem Kreuze. Für sich sein heißt gegen Gott
sein. Das eigene Ich ist gleichbedeutend mit „Fleisch“, und fleischlich
gesinnt sein ist eine Feindschaft gegen Gott (Röm. 8,7).
„Fleisch“ ist der tief eingewurzelte Egoismus; der egoistische
Mensch will alles für sich haben, sich überall und in allem zum
Mittelpunkt machen; und wo ihm dies nicht gelingt, zieht er sich tief
gekränkt zurück.
Das eigene „Ich“ oder das „Selbst“ wird uns in der Heiligen Schrift
in sechs Hauptgestalten gezeigt, nämlich im Selbstvertrauen, in der
Selbsthilfe, im Selbstgefallen, in der Selbstsucht, im Selbstwillen, in
der Selbstherrlichkeit. Sonst wird es auch „das tausendköpfige Ungeheuer“,
„die Mutter aller Sünde und alles Elends“, „der finstere
Despot“ genannt.
Wir betrachten die obengenannten sechs Gestalten:
„Selbstvertrauen“
Es ist nicht genug, daß wir uns Gott anvertrauen; er muß sich auch
uns anvertrauen können. Wir lesen in Johannes 2,24: „Aber Jesus
vertraute sich ihnen nicht, denn er kannte sie alle.“ Leuten, die nur
schauen und empfangen wollen, kann sich Jesus nicht anvertrauen.
Sich wundern ist noch kein Glaube. Jakob wunderte sich, als er die
Himmelsleiter sah, über die Heiligkeit und Güte Gottes, glaubte ihr
aber nicht. Welchen Leuten kann sich Jesus anvertrauen? Solchen,
die sich selber nicht mehr trauen! Solchen, die ihm folgen bis ans
Kreuz, die unter dem Kreuz stehen, die nicht mehr Gaben und Segnungen
suchen, sondern ihn. Johannes ist der einzige Jünger, der
Jesus gefolgt war bis zum Kreuz, und ihm vertraute der sterbende
Meister seine Mutter an, sein Bestes, was er auf Erden hatte. Wir wissen
gar nicht, wie tief das Selbstvertrauen in unserem Herzen sitzt,
bis uns das, worauf wir uns bewußt oder unbewußt stützen, genommen
wird. Weißt du, warum Gott die Israeliten in die Wüste führte?
Damit sie lernten, nach oben schauen und von oben alles erwarten.
Im Lande Gosen kam alles aus dem Boden, was sie brauchten; aber
nun standen sie in der Wüste, hatten unter ihren Füßen nichts als dürren,
heißen Sand, und so mußten sie sich sagen: Wenn uns geholfen
werden soll, so muß uns von oben geholfen werden! Und siehe, von
oben kam Brot, von oben kam das Fleisch (die Wachteln), von oben
kam sogar das Wasser: „Mose schlug an den Felsen, da floß Wasser
herab !“ So zieht uns Gott alles unter den Füßen weg, bis uns nichts
mehr bleibt als er allein. Gott hat immer das höchste Ziel im Auge:
die Erlösung vom eigenen Leben.
Alles zielt darauf ab, daß wir lernen, ihm vertrauen. Und dazu gehören
oft auch Niederlagen. Du kämpfst mit aller Macht gegen die
Sünde oder in Verhältnissen, und du betest ernstlich und aufrichtig zu
Gott: „Ach, Gott, hilf mir und steh mir bei!“ Aber Gott tut, als ob er
es nicht hören wollte. Du schreist noch ernstlicher um Hilfe; aber
Gott stellt sich, als ob er kein Herz hätte für dich. Ist er wirklich unbarmherzig?
Nein! Gerade weil er barmherzig ist, kann er dir nicht
helfen. Denn sonst würdest du nicht erlöst von deinem Selbstvertrauen;
du lerntest nicht kämpfen den guten Kampf des Glaubens,
der den errungenen Sieg des Herrn nimmt; du lerntest nicht sprechen:
„Jesus allein!“ sondern würdest bei deinem alten Thema bleiben:
„Jesus und ich!“
Petrus, der Mann des Selbstvertrauens, konnte schließlich nicht
anders erlöst werden als durch einen Fall. Und so brachte ihn der
Herr dahin, daß er sich gürten und führen ließ und seine Hände ausstreckte
nach den starken, treuen, zarten Hirtenhänden seines Meisters.
Gewöhnlich erzählt man von Jakob, daß er mit Gott gerungen
habe; wenn wir aber 1.Mose 32 lesen, so finden wir, daß geschrieben
steht: „Da rang ein Mann mit ihm.“ Und als Jakob verrenkt am Boden
lag, da rief er aus: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Vorher
hatte er immer sich selbst gesegnet. Nachdem Paulus blind und
hilflos am Boden gelegen war, konnte er rühmen: „Ich vermag alles!“
Als er nichts mehr vermochte, vermochte er alles.
Eine andere Gestalt des eigenen Ichs ist die
„Selbsthilfe.“
Nichts scheint für unsere Natur schwerer zu sein als schweigen
und warten; handeln scheint ihr viel leichter zu sein, und wenn sie dadurch
auch noch so große Schwierigkeiten über sich bringt. „Willst
du, daß ich mit dem Schwert dreinschlage?“ sagen wir mit Petrus;
„sollen wir Feuer vom Himmel fallen lassen?“ sprechen wir mit Johannes.
Sauls Fall fing damit an, daß er nicht warten konnte, bis Gott
zu ihm gekommen wäre; nur noch einige Stunden Wartezeit, und
Gott hätte sein Königreich bestätigt ewiglich.
Selbst Abraham, der wie kein anderer in der Schule Gottes warten
gelernt hatte, verfiel in diesen Fehler, als er sich von seiner Frau Sara
die ägyptische Magd geben ließ, um durch sie den verheißenen
Samen zu erlangen. Darum schwieg Gott ihm gegenüber 13 Jahre; er
hatte Gott die Leitung aus der Hand genommen. Er wollte die Wartezeit
verkürzen in der Meinung, er müsse Gott nachhelfen. Daß wir
nicht besser sind als Abraham, daran wird niemand zweifeln. Unzähligemal
haben wir uns selbst geholfen oder doch wenigstens helfen
wollen und haben uns so große Schwierigkeiten bereitet und
unseren Gott betrübt.
In Psalm 37 finden wir drei Arten der Gebetserhörung:
1. „Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein
Herz wünscht.“
2. „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn.“
3. „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn!“
Es gibt Dinge, die wir heute wünschen, und morgen gibt sie uns
Gott; es gibt Dinge, die wir Gott anvertrauen, und wir dürfen erfahren,
daß er handelt; es gibt Dinge, wo es nötig ist, unsere Seele zu beschwichtigen
und ihr zu sagen: „Sei stille und warte auf ihn!“ Von
„Übergabe an Gott“, „Hingabe an Gott“ und „Überlassen an Gott“ ist
das letztere das Schwerste. Nur wer sich Gott übergeben hat, kann
sich ihm hingeben, und wer sich ihm hingegeben, kann sich ihm
überlassen. Man übergibt sich Gott nur einmal; aber man gibt sich
Stunde für Stunde mit Bewußtsein ihm hin, und so lernt man es, sich
Gott zu überlassen, zu überlassen auch im Dunkeln. Erst wenn wir
Glauben üben, kann Gott unseren Glauben prüfen – vorher nicht! In
1.Mose 15 lesen wir von Abraham, wie sein Glaube geprüft wurde,
indem er warten mußte bei seinem Opfer auf Gott.
Ein weiterer Zug der Selbsthilfe ist, daß wir den Schwierigkeiten
aus dem Wege gehen. Wir versuchen immer das Kreuz, das uns der
Herr gegeben hat, abzuschneiden und abzuhobeln, damit es leichter
und bequemer werde. So machte es Jesus nicht. Er trug sein Kreuz.
Und am Kreuz erkennt er seine Nachfolger. Wenn du nun Stück für
Stück von deinem Kreuz abschneidest, so bleibt dir ja zuletzt nichts
mehr von demselben; aber auch nichts mehr von dem Heiland. Du
sagst: „Dieser und jener muß aus dem Hause; er verbittert uns das
Leben!“ Was heißt das anderes als das Kreuz verkürzen?
Du ziehst dich zurück, denn wie du sagst, versteht man dich nicht!
Was heißt das anderes, als das Kreuz verkleinern? Trotzdem die
Juden Jesus steinigen wollten, ging er wieder zu ihnen. Und als die
Jünger ihn erstaunt fragten: „Willst du wieder dahin gehen?“ antwortete
er: „Wer des Tages wandelt, der stößt sich nicht“ (Joh. 11).
Winde dich nicht aus den rauhen Händen. Und rauhe Hände braucht
Gott, um uns vollkommen und schön zu machen. Wir lesen von
Jesus: Die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und setzten
sie auf sein Haupt (Joh. 19). „Er hielt seinen Rücken dar denen,
die ihn schlugen, und sein Angesicht verbarg er nicht vor Schmach
und Speichel“ (Jes. 50). Er hätte die Macht gehabt, sich selber zu helfen;
aber er hat es niemals getan.
Eine weitere häßliche Gestalt des eigenen Ichs ist die
„Selbstsucht.“
Was ist Selbstsucht? Wie das Wort sagt: Suchen für sich selbst. Sie
ist das Gegenteil von Selbstlosigkeit. Der Selbstsüchtige ist ein Räuber;
er stiehlt Gott das Seine und bringt an sich, was anderen gehört.
Nicht nur auf dem Weltmarkt treibt die Selbstsucht ihr unseliges
Spiel, sondern auch in den Versammlungen der Frommen, in den
Hütten der Gerechten, in den Herzen derer, die dem selbstlosen Jesus
nachfolgen wollen. Selbstsucht ist es, wenn man frömmer sein will
als andere, schöner beten will als andere, wenn man beständig den
Vorzug und Vorteil auf seiner Seite haben will. Die Schrift aber sagt:
„Und verflucht sei, wer betrügt“ (Mal. 1,14).
Viel Trennung unter dem Volk Gottes rührt her von der Selbstsucht,
diesem finsteren Despoten. Der Himmel wäre schon auf Erden,
wenn die Selbstsucht von ihrem Thron entsetzt wäre.
„Gehe hin zur Ameise und lerne von ihr“, sagt Salomo. Was kann
ich vor allem lernen? Selbstlosigkeit! Wie kann der Weinstock fruchtbar
werden? Nur durch Selbstlosigkeit, indem er seinen Saft der Rebe
gibt und sie ihn zur Frucht reift. O wie viele Kräfte, Gaben und Gnaden
werden verschlungen von der Selbstsucht! Wie viele Arbeit bleibt
ungetan um der Selbstsucht willen! Wie viele Seelen gehen verloren,
wie viele Erweckte schlafen wieder ein um der Selbstsucht ihrer Führer
willen!
Die Selbstsucht kann nur dann etwas tun, wenn es etwas Großes
ist, und erwartet nur von großen Leuten etwas. Das Motto der Selbstsucht
heißt: „Ich fühl’s, ich kann für mich nur sein’.“ Alles muß für
mich sein, sonst hat es für mich keinen Wert. Aber wenn die Liebe in
uns erwacht, dann stirbt die Selbstsucht, dann herrscht nicht mehr
das Gesetz des Fleisches, sondern das Gesetz des Geistes. Und dieses
heißt: „Ich fühl’s, ich kann für dich nur sein!“ Dann fragen wir
nicht mehr: Wie viel muß ich aufgeben um Jesu willen?, sondern:
Wie viel darf ich aufgeben für den, der mich geliebt und sich selbst
für mich hingegeben hat? Selbstsucht ist das Gegenteil von Hingabe.
Es hat jemand gesagt: „Wahre Hingabe trachtet immer danach, aufgeben
zu dürfen, und achtet alles für Verlust, was um Jesu willen
nicht aufgegeben werden kann.“
Selbstsucht ist es, wenn man das Mitleid der Menschen erregen
will, wenn man noch beleidigt werden kann, wenn man Dank von
Menschen erwartet, wenn man sich nicht dienen lassen will. Das eigene
Ich spielt vor allem gern den Selbstlosen, der aber doch immer
acht gibt, ob auch jedes Auge auf ihn sehe und jedes Ohr auf ihn höre,
den Dulder, und der es doch nicht verstehen kann, daß ihn nicht jedermann
bemitleidet. Das deutlichste Zeichen der Selbstsucht ist das
Klagen über andere.
Weißt du, was das Geheimnis des Lebens Abrahams war, wie sein
Lebensmotto hieß? Es besteht in drei Worten und heißt: „#ichts für
mich!“ (1.Mose 14,23). Wie er dies praktisch bewies in seinem
Leben, ist uns zur Genüge bekannt. Da habt ihr auch die Lösung des
Geheimnisses, warum Gott zu ihm sagt: „Ich will dir einen Namen
machen!“ „Durch dich und deinen Samen sollen gesegnet werden
alle Geschlechter der Erde!“ „Das Land, darauf du stehst, will ich dir
und deinem Samen geben ewiglich!“ Warum konnte Gott dies tun?
Oh, Abraham suchte nichts für sich. Er war los von sich! Und das ist
doch gewiß die schönste Frucht des Glaubens. Groß war sein Glaube,
aber noch größer war seine Selbstlosigkeit. Selbstlosigkeit ist Liebe.
Denn in der Liebe handelt es sich ja bekanntlich nicht um das „Ich“,
sondern um das „Du.“ Und wenn Paulus 1.Korinther 13 das Kapitel
der Liebe schreibt, meint man fast, er habe die Gestalt Abrahams gezeichnet,
ohne seinen Namen zu nennen. Denn die Summe dieses
Kapitels:
„Die Liebe trägt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles,
sie duldet alles“,
auf wen paßt sie besser als auf ihn! O laßt uns heute das Motto
seines Lebens zu dem unseren machen, und wir haben einen praktischen
Segen aus dieser Stunde!
Die vierte Gestalt des „eigenen Ich“ ist der
„Selbstwille.“
Das Beste, was wir Gott geben können, ist unser eigener Wille.
„Ich habe meine beste Kraft Gott gegeben; aber was es mir schwer
macht, ist mein guter Wille“, sagte mir kürzlich ein Reichsgottesarbeiter.
„Nein“, sagte ich, „da haben Sie Ihr Bestes noch nicht Gott gegeben,
wenn Sie Ihren eigenen Willen noch haben. Das größte Opfer,
das ein Mensch Gott geben kann, ist sein eigener Wille. An allen anderen
Opfern hat Gott keinen Gefallen, solange wir im eigenen
Willen beharren. Lesen Sie, bitte, Hebräer 10,6-10: ,An Schlachtopfern
und Speiseopfern und Brandopfern und Opfern für die Sünde
hast du keinen Gefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme,
um deinen Willen, o Gott, zu tun.‘ Nicht Opfer will Gott von uns,
sondern unseren Willen. Wissen Sie, welches die erste Frage war, die
Paulus an Jesus richtete: ,Herr, was willst du?‘“
Die wahre Bekehrung besteht doch gewiß in nichts anderem als
in dem Entschluß, ein für allemal den eigenen Willen aufzugeben
und in allen Dingen Gottes Willen zu tun. Und unsere ganze Lebensaufgabe
besteht doch darin, nicht dieses und jenes für Gott zu tun
und zu geben, sondern Gottes Willen zu erfüllen.
O wie viel Eigenwille in der Arbeit für den Herrn, ja sogar in den
Gebeten! Man macht Pläne und legt sie Gott vor und sagt: „Siehe, lieber
Herr, das möchte ich jetzt für dich tun, unterschreibe es!“ Nein,
laß Gott die Pläne machen und laß dich von Gottes Geist in Gottes
Wege führen. Die Bergpredigt handelt von der „tieferen Reinigung“,
und dort ist auch von der Reinigung von falschen Gebeten die Rede
und uns ein Mustergebet gegeben, in dem es heißt: „Dein Wille geschehe
wie im Himmel also auch auf Erden.“ Jakobus sagt nicht: „So
der Herr es zuläßt“, sondern: „So der Herr will!“ Darin liegt ein großer
Unterschied. Auch ist ein Unterschied darin, ob ich mich Gottes
Willen unterwerfe, ob ich mich darein ergebe, oder ob ich denselben
mit Freuden tue.
Das Lamm lehrt uns den Willen Gottes mit Freuden tun. Es zeigt
uns, daß wir nur darum einen Willen haben, um mit diesem Willen
Gottes Willen zu tun. Gethsemane ist der Tiefpunkt und Höhepunkt
seines Lebens, und da sprach er: „Vater, nicht mein Wille!“ Er ver-
ließ die Freude und erwählte das Kreuz, weil es dem Vater so wohlgefiel
(Hebr. 12). In allem sprach er: „Ja Vater, also ist es wohlgefällig
gewesen vor dir; es gefällt mir, weil es dir gefällt.“ Er hatte nie
einen Gedanken oder einen Wunsch, der nicht in vollkommener
Übereinstimmung gewesen wäre mit dem Willen seines Vaters. Das
war sein „Joch.“ Daher erfreute er sich einer ununterbrochenen, vollkommenen
Ruhe. Und er lädt auch uns ein, sein Joch auf uns zu nehmen,
damit auch wir Ruhe finden für unsere Seelen. „Ich ruhe auf
einem dreifachen Kissen“, sagt Pearson, nämlich „der unendlichen
Liebe, Weisheit und Macht Gottes.“ Für ihn war Gottes Wille gleichbedeutend
mit Gottes Liebe, Weisheit und Macht, darum seine tiefe
Ruhe.
Wer gerne Frieden hätt’,
der breche seinen Willen;
sonst kann dich weder Gott
noch alle Himmel stillen.
Israel nahm seinen Eigenwillen mit aus Ägypten, darum konnte
es nicht zu Seiner Ruhe kommen (Hebr. 3). Denn etwas wollen, was
Gott nicht will, bringt unserem Inneren viel Zerrüttung, Unruhe und
Schmerz und bewirkt Trennung von Gott. Der eigene Wille ist nicht
ein „Armes und Weniges“, wie es in einem Lied heißt, sondern ein
Tyrann. Aus dem Eigenwillen kommt der Eigensinn, und aus dem
Eigensinn der Irrsinn. Viel mehr, als wir meinen, hat der Eigensinn
ins Irrenhaus gebracht. Der Eigenwille ist der Ruhestörer nicht nur in
der Familie und in der Gemeinschaft, sondern auch im Herzen. Wie
Gott den Eigenwillen ansieht, sehen wir aus 1.Samuel 15,23, wo Samuel
zu Saul sagt: „Eigenwille ist Abgötterei und Götzendienst.“
Saul hat seinen Willen und Gottes Willen miteinander vermischt und
hat dann gesagt: „Ich habe des Herrn Willen erfüllt!“ Darum wurde
er verworfen. Der Eigenwille brachte ihn um sein Königreich.
Eine weitere Gestalt des „eigenen Ich“ ist das
„Selbstgefallen.“
In Römer 15,1-3 lesen wir: „Wir aber, die Starken, sind schuldig,
die Schwachheiten der Schwachen zu tragen, und nicht uns selbst zu
gefallen. Denn auch Christus hat sich nicht selber zu Gefallen gelebt.“
Nach diesen Versen hat das Selbstgefallen seine Wurzeln in der
Selbstkraft und im Selbstkönnen. Petrus hat seine Netze aufgegeben
und konnte sagen: „Wir haben alles verlassen!“ Aber sich selbst und
besonders seine eigene Kraft hatte er nicht verlassen. Dies mußte er
erst nach seinem Fall lernen. Es sagt jemand: „Wie wir mit unserer
eigenen Gerechtigkeit zuschanden geworden sind bei unserer Bekehrung
und die Gerechtigkeit Christi angenommen haben, so müssen
wir früher oder später mit unserer Selbstkraft zuschanden
werden, damit die Kraft Christi in uns wohne.“ O daß Kinder Gottes
es verstehen möchten, daß einer ihrer größten Feinde ihre eigene
Stärke ist! O daß Reichsgottesarbeiter es verstehen möchten, daß die
eigene Stärke das größte Hindernis ist, für Gott Frucht zu bringen!
Gottes Kraft kann niemals anders vollendet werden als in unserer
Schwachheit (2.Kor. 12,9).
Gottes Kraft kann in einem gewissen Maß neben meiner Kraft und
mit meiner Kraft zusammen wirken; aber vollendet wird sie erst
dann, wenn wir das „Schwache Gottes“ geworden sind (1.Kor. 1,25).
Darum sagt David: „Er zerbricht meine Kraft – und gürtet mich mit
seiner Kraft.“ Gott führt solche, die er brauchen will, immer in
Schwachheit hinein. Den Vollkommensten seiner Diener führt er in
die größte Schwachheit. Tieferes als das Kreuz gab es nicht mehr,
und dahin führte ihn Gott.
Wie sehr Christus von allem Selbstgefallen los war, sehen wir am
besten, wenn wir Hebräer 1,3 und Jesaja 53,3 nebeneinander schreiben:
„Der Abglanz der Herrlichkeit Gottes“ und „der Allerverachtetste.“
Die Macht, die Gott seinem Sohne gab, bestand darin, der
Allerverachtetste zu werden, und sein Gebot, das er ihm gab, hatte
den Inhalt, sein Leben zu lassen (Joh. 10,17. 18). Nun haben wir eine
praktische Auslegung für den bekannten Spruch Johannes 1,12: „So
viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht.“ Was für eine Macht?
Ihr Leben zu lassen! Ist das Macht? Ja, das ist des Lammes Macht!
Und diese allein hat den Sieg davongetragen. Demnach bedeutet
„weiterführen“ nichts anderes als „tieferführen“, und wenn wir bitten:
„Herr, stärke mich!“ muß der Heilige Geist vor dem Throne
übersetzen: „Herr, zerbrich mich!“ (Röm. 8,26. 27)
Selbstgefallen kommt immer aus einem Gefühl von eigener Kraft
und Überlegenheit. Wo Ohnmacht ist, ist kein Selbstgefallen. Warum
richtest du deinen Bruder? Warum gibst du deinen Bruder auf?
Warum klagst du über deinen Bruder? Warum suchst du Anerkennung?
Warum bist du anspruchsvoll? Warum schämst du dich der
niedrigen Arbeit? Du hast Gefallen an dir selbst!Warum sprichst du
immer von dir selber? Du hast Gefallen an dir selbst! Einem Verbrecher
muß man jedes Wort über sich selbst herauspressen. Und sind
wir etwas anderes als begnadete Verbrecher? Von allem läßt sich mit
weniger Gefahr reden als von sich selbst.“ Jesus sagt vom Teufel:
„Wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem ,Eigenen‘“, und für
uns liegt die große Gefahr nahe, daß, wenn wir von unserem „Eigenen“
reden, wir sehr leicht lügen. – Joseph hatte in seinem Vaterhaus
und unter seinen Brüdern Gefallen an sich selbst, darum sprach er
von seinen Vorzügen, die ja nicht unberechtigt waren. Aber er mußte
davon erlöst werden, ehe ihn Gott in seine ihm bereitete Stellung einführen
konnte. Er kam in den Kerker, und dort läuterte und reinigte
ihn Gott von allem Selbstgefallen.
Die sechste Gestalt des „eigenen Ich“ ist die
„Selbstherrlichkeit.“
„Ich suche nicht meine Ehre“, sagt unser Herr. Simson brauchte
die Kraft, die Gott ihm gab, statt für Gott, für sich selbst. Er hob die
Tore aus zu Gaza und trug sie auf einen Berg. Er sollte mit dieser
Kraft Israel erlösen; aber stattdessen brauchte er sie, um zu zeigen,
wie stark er sei. Sind nicht auch wir hierin alle schuldig? Wie oft
haben wir uns mit dem, was Gottes war und was im Heiligtum hätte
niedergelegt werden sollen, geschmückt und groß gemacht! Achan
hätte den assyrischen Mantel und die goldene Zunge dem Herrn heiligen
sollen; statt dessen behielt er sie für sich zurück, um sich damit
zu schmücken. Sind wir ehrlich! Haben nicht auch wir schon oft
unser klares Denken und unsere beredte Zunge gebraucht, um uns
selbst zu verherrlichen? Und warum das? Weil wir noch nicht wissen,
was Herrlichkeit ist! Gottes Herrlichkeit ist immer eingehüllt und nur
dem von Gott geöffneten Auge sichtbar. Er hüllte seinen Sohn in
Knechtsgestalt; das Manna war mit Reif bedeckt und die Stiftshütte
mit einem unscheinbaren Dachsfell überzogen. „Des Königs Tochter
ist ganz herrlich inwendig“ (Ps. 45). Des Menschen Herrlichkeit ist
immer nach außen; Gottes Herrlichkeit ist drinnen im Verborgenen.
„Wir sahen seine Herrlichkeit!“ sagte Johannes. Wo sah er Herrlichkeit?
In der Niedrigkeit des Gottessohnes! Johannes sah Herrlichkeit
in der Niedrigkeit; darum konnte er Jesus bis zum Kreuze folgen –
alle anderen Jünger flohen. Wenn diese Herrlichkeit einmal in unser
Herz leuchtet, dann erst verstehen wir, was der Dichter sagt:
Mein „eigenes Ich“ sinkt hin in Schmach,
Das Kreuz ist all mein Ruhm!
Und dann suchen wir keine andere Herrlichkeit mehr als die Herrlichkeit
des Lammes. Petrus machte gern Vergleiche zwischen sich
und anderen. Er sagte z. B.: „Wir haben alles verlassen …“ „Wie oft
muß ich meinem Bruder vergeben?“ Da strahlte überall die Selbstherrlichkeit
hindurch. Darum machte auch Jesus bei jener wunderbaren
Begegnung am See (Joh. 21) Vergleiche, als er ihn fragte:
„Hast du mich lieber?“ – Lieber?! Aber Petrus ging nicht darauf ein;
er hatte es verlernt, Vergleiche zu machen. Er will nichts mehr wissen,
weder von sich noch von anderen, sondern er ist froh, daß er zu
seinem Meister sagen kann: „Du weißt.“ „Alle Güte des Fleisches“
(Jes. 40,7) ist bei ihm verdorrt; denn der Hauch Jahwes hat ihn angeweht.
Wenn wir dem Geistessegen uns öffnen, wie derselbe in Hesekiel
36 beschrieben ist, zerstört er bei uns nicht nur das „grobe
Fleisch“, sondern auch das „fromme Fleisch“, und es wird wahr, was
Gott am Schluß jenes Kapitels sagt: „Ihr werdet Ekel an euch selber
haben!“ Das ist das Gegenteil von Selbstherrlichkeit!
Das Lamm lehrt dich stille sein
„Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund
nicht auf“ (Jes. 53,7). Das erste, was man in der Schule des Lammes
lernt, ist stille sein und sich beugen (Matth. 11,29). Die Schrift spricht
von einem Stillesein vor Gott, von einem Stillesein zu Gott und von
einem Stillesein in Gott. Bevor Gott mit uns redet, müssen wir stille
geworden sein vor ihm. Als Abraham auf sein Angesicht fiel und
schwieg, da redete Gott weiter mit ihm (1.Mose 17). In Kapitel 15
und 16 sehen wir, wie Abraham redete und handelte, und Gott
schwieg – schwieg 13 Jahre lang. Wir lesen Kapitel 16,16: „Und Abraham
war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abraham Ismael gebar“, und
Kapitel 17,1: „Und Abraham war 99 Jahre alt, da erschien Jahwe dem
Abraham.“ Das war eine lange Zeit und wohl die schwerste in seinem
Leben. Denn es gibt nichts Schwereres für ein Kind Gottes, als wenn
sein Gott schweigt.
Das Lamm lehrt dich lieben
„Wie er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte
er sie bis ans Ende“ (Joh. 13,1). Wie hat er geliebt? Er hat die Seinen
mehr geliebt als sich selbst. Und das ist eigentlich „die Liebe
Christi.“ Die Liebe, die aus der Natur kommt liebt nach ihrer Neigung;
die Liebe, die im Gesetz geboten ist, liebt, weil Gott es will; sie
liebt aus Pflicht und liebt den Nächsten wie sich selbst (Luk. 10, 27);
aber die Liebe Christi liebt andere mehr als sich selbst (1.Joh. 3,16).
O wie weit sind wir noch zurück! Schon manchmal haben wir angefangen
zu lieben, und wir sind wohl schnell mit unserer Liebe zu
Ende gekommen. Aber wir haben nicht bis ans Ende geliebt! In seiner
Schule lernen wir allein das rechte Lieben; da lernen wir göttlich
lieben, lieben mit der Liebe, die in seinem Herzen ist. Es gibt kein
Gebiet, auf dem so viel gesündigt wird wie gerade auf diesem. Man
kann mit Haß nicht so viel verderben wie mit falscher Liebe. Man
braucht die Stirn wie ein Kieselstein (Jes. 50) nicht für seine Feinde,
sondern für seine Freunde. Am Ende haben uns unsere Feinde nicht
so viel geschadet wie unsere sogenannten guten Freunde. Und wünschen
wir, daß unser innerer Mensch wachse und gedeihe, so müssen
wir da einmal eine Untersuchung anstellen und eine Reinigung vornehmen.
Im Kapitel der Liebe heißt es: „Die Liebe freut sich der
Wahrheit.“
Liebe ist Wahrheit! Die Liebe hat bei dem Nächsten das Ewige im
Auge, und darauf weist sie mit Zartheit hin, mit Ernst und, wenn es
sein muß, mit Gewalt. Fleischliche Liebe ist blind; aber göttliche
Liebe hat ein helles Auge für die Wahrheit. Fleischliche Liebe liebt,
um wieder geliebt zu werden; wahre Liebe liebt, ohne einen Dank
zu erwarten. Sie denkt nicht daran, was für sie dabei herauskomme,
sondern was für ihren Herrn herauswachse. Wahre Liebe sucht bei
Jesus nur ihn und bei Menschen nur ihre unsterblichen Seelen, nicht
ihre Anerkennung, noch viel weniger ihr Geld.
Liebe ist Hingabe! Sie liebt bis in den Tod, und wenn man sie mit
ihrem Meister ans Kreuz bringt. Fleischliche Liebe liebt auch bis in
den Tod, aber nicht in den Tod Christi hinein, sondern in den geistlichen
Tod. Wie manche Freundschaft führte in den geistlichen Tod
hinein, brachte Wunden, die das ganze Leben hindurch nicht mehr
heilen wollten. Da hat man aus Liebe alles einander gesagt, alles miteinander
besprochen; man konnte nicht leben, wenn man einander
an einem Tag nicht gesehen hatte. Und siehe, nach Jahren schlug die
brennende Liebe in bitteren Haß um. Fleischliche Liebe mündet
immer in Haß. – Wir verstehen unter fleischlicher Liebe nicht sinnliche
Liebe, sondern falsche Liebe unter den Frommen.
Gott in seiner Gnade läßt es zu, daß eines Tages ein Platzregen
von bitteren, ungerechten Vorwürfen kommt und ein eisiger, liebloser
Nordwind an das Liebesgebäude stößt; das morsche Gebäude fällt
dann ein und tut einen großen Fall, den man weithin hört. Wo man
göttlich zu lieben aufhört, da fangen Ungerechtigkeit, Verwirrung
und Tod an. Göttlich lieben lernt man nur in der Schule des Lammes.
Liebe ist Gehorsam!Wann und wie liebe ich göttlich? ist für viele
die brennende Frage. In 1.Johannes 5,2 ist uns eine treffende Antwort
gegeben: „Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben,
wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.“ Wer Gott liebt, liebt
andere zu Gott hin, nicht zu sich. Johannes freute sich, als seine Jün-
ger ihn verließen und Jesus nachfolgten. Warum? Er liebte Jesus!
Wer in Gottes Geboten wandelt, der liebt; denn er zieht durch seinen
Gehorsam seine Brüder und Schwestern in Gottes Wege hinein, und
das ist wahrhaftige Liebe. Und solche Liebe siegt zuletzt und wird anerkannt,
auch wenn sie ihr Leben lang als Härte verschrien wurde.
Jede Freundschaft, die nicht auf demselben Boden steht, ist Feindschaft.
Überhaupt ist Freundschaft pflegen einer der schwierigsten
Punkte. Da braucht es viel Gnade und Wahrheit von oben. Die wenigsten
können wie jener Kirchenvater von sich und seinem Freunde
sagen: „Wir kannten nur zwei Wege, einen zur Kirche und den anderen
zu den Lehrern der Kirche; wir sprachen nur über zwei Dinge,
über Gott und über sein Wort.“
Liebe ist Leben! Ohne Liebe lebt man nicht. Wenn unser Geist zu
erkennen geschaffen ist, so ist unser Herz um zu lieben geschaffen.
Unser Herz ist ebenso für die Liebe gemacht wie der Vogel für den
Flug. Liebe ist der Anfang und das Ende unseres Lebens. Liebe ist die
größte Macht. Nur solange wir lieben, leben wir. Nur wo die Liebe
erwacht, stirbt das Ich, der finstere Despot. Liebe ist das Band der
Vollkommenheit. Liebe umfaßt alles – selbst Gott. Liebe ist das einzige
Gebot, das der Herr den Seinen gegeben hat. Liebe ist das Kennzeichen
der Wiedergeburt und der Beweis der Echtheit unseres
Glaubens. Liebe ist die Frucht des Geistes und der Ersatz für die persönliche
Gegenwart Jesu. Woher kommt die Liebesarmut unter den
Kindern Gottes? Von der Geistesarmut! Wie bekommen wir mehr
Geist? Wenn wir anfangen, mehr zu lieben. Dann ist der dreieinige
Gott auf unserer Seite. Denn er ist ja vor allem der Gott der Liebe.
Ziehet an als die Auserwählten Gottes herzliches Erbarmen!
Das Wort kam mir sofort in den Sinn, als ich den guten Artikel las:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht.“
Johannes 12:24 SCH2000