Willow Creek und Alpha-Kurs

Die amerikanische Willow Creek-Gemeinde in Chicago versucht mit ihren Evangelisations-Programmen nicht nur Kirchenferne zu erreichen, sondern baut seit 1996 auch ein weltweites Netz von Partnergemeinden auf. Einerseits will man diese Gemeinden zentral mit Visionen und Ideen versorgen, andrerseits werden sie nach ökumenischem Muster vernetzt. Dazu heißt es in einer Veröffentlichung von Willow Creek:

Das Willow Creek Netzwerk versteht sich als eine Visionsgemeinschaft von Menschen aus den verschiedensten Kirchen und Gemeinden, die nach dem biblischen Auftrag Gemeinde bauen und dabei voneinander lernen wollen.

Nemo / Pixabay

Nach eigenen Angaben gehören zu diesem Netzwerk mittlerweile 8000 Gemeinden aus über 90 Denominationen in mehr als 25 Ländern. Laut WiIlow Creek Deutschland darf jeder Partner werden, dem Weltevangelisation und Gemeindebau am Herzen liegen. Konfessionelle Prägungen mit ihren theologischen Hintergründen sind dabei Nebensache.

Eine Organisation, die ähnlich ausgerichtet ist wie Willow Creek, ist die Alpha-Kurs-Bewegung. Auch sie will Kirchenferne erreichen. Willow Creek und Alpha werden im November diesen Jahres erstmals auf einem Willow Creek-Kongress in Nürnberg zusammenarbeiten. Alpha ist ein auf zehn Wochen angelegter Kurs, in dem christliche Grundwahrheiten vermittelt werden sollen. Dabei werden allerdings nur die theologischen Inhalte vermittelt,

worin alle größeren Denominationen und Traditionen übereinstimmen.

In Deutschland laufen zur Zeit rund 640 Alpha-Kurse, die von einem Verein koordiniert werden.

Ursprünglich stammt der Alpha-Glaubensgrundkurs aus der anglikanischen Gemeinde Holy Trinity Brompton (London). Dort wurde er von deren Pastor Nicky Gumbel entwickelt, der auch zu den Hauptrednern in Nürnberg zählen wird. Gumbels Gemeinde war die erste europäische Gemeinde, in der in den 90er Jahren der berüchtigte Torontosegen Hunderte von Gemeindegliedern lachend und brüllend zu Boden streckte.

Der Alpha-Kurs ist auch unter Katholiken sehr beliebt und hat sogar den „Segen“ des Papstes. In den speziellen Alpha-Unterlagen für Katholiken wird u. a. darauf verwiesen, dass die Lehren von Maria und den Heiligen „in Kursen nach Alpha notwendig sind“. Ähnlich wie Willow Creek hat auch Alpha ein Netzwerk aufgebaut. Auf Konferenzen, an Trainingstagen und im sogenannten „Alpha-Forum“ tauschen ev. Landeskirchler, Evangelikale, Charismatiker und Katholiken Erfahrungen aus und kommen sich näher. Durch den Kongress in Nürnberg werden nun zwei ökumenisch geprägte Netzwerke miteinander vernetzt. Laut Willow Creek Deutschland ist es jedoch keine strategische, sondern eine punktuelle Zusammenarbeit. Im letzten Jahr hatten allerdings Vertreter der Lausanner Bewegung Deutschland eine Bündelung von Willow Creek-Kongressen, ProChrist-Veranstaltungen und Alpha-Glaubenskursen angeregt. Dazu wurde sogar eine „Strategie 2006“ aus der Taufe gehoben, um dies bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland in drei Jahren zu realisieren.

(TOPIC Nr. 3/2003)


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