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Wort und Geist

Die meisten Christen betrachten ihren Glauben nur als weihevollen Schmuck für besondere Anlässe wie Hochzeit, Beerdigung und den sonntäglichen Gottesdienst. Echter Glaube aber sprengt den Rahmen abgestandener Sonntagsfrömmigkeit. Da gerät alles aus dem Häuschen, die Gemeinde, die Familie und die ganze christliche Kulturmasse, die sich an Weihnachten und Ostern wie ein zähflüssiger Brei in die Kirchen hinein und wieder herauswälzt. Sie sind entsetzt wie die Leute zu Pfingsten und sagen: „Was will das werden“ (Apostelgeschichte 2,12)!

So war es auch bei einem Glaubensbruder. Er war kirchlich erzogen und sollte Pfarrer werden. Die Eltern selbst „tief religiös“, wie man so schön sagt. Dieser Bruder empfing das Feuer des HEILIGEN GEISTES. Seitdem fiel er ständig aus seiner Rolle, die er spielen sollte.

Eines Tages ging er mit seiner Mutter auf der Straße. Da hatte er den inneren Drang, jedem der Entgegenkommenden zu sagen: „Bekehrt euch zu JESUS von euren Sünden, sonst werdet ihr verdammt werden!“ Seine Mutter war darüber derart entsetzt, dass sie zu weinen begann und sagte: „Wie kannst du uns nur so eine Schande vor den Leuten machen, was denken sie nun von uns!“

Ja, so sieht das Christsein bei den meisten aus. Alles ist Fassade. Nur das Ego, Prestige und Ansehen hat man im Kopf. Die Menschen lässt man lieber ungewarnt zur Hölle gehen.

Diese brutale Höflichkeit, diese Lieblosigkeit, ja gerade diese Lieblosigkeit nennt man heute „Liebe Christi“. Wer warnt, ist lieblos; wer die Leute ihres Weges gehen lässt, hat den rechten Anstand und Liebe.

Dieser verlogene Geist, der die Wahrheit in Lüge verkehrt, herrscht heute in fast allen Gemeinden. Sie haben zwar die richtige Lehre: CHRISTUS in der Mitte, doch sie haben die falsche Inspiration: aus der Hölle.

Als Satan unseren HERRN versuchte, kam er nicht einer falschen Lehre. Die Lehre, die Satan vorbrachte, war richtig. „Es steht geschrieben“, sagte er und es stand auch geschrieben. Geradeso stehen auch heute die meisten Christen unter der Inspiration Satans, auch wenn sie die rechte Lehre haben. In der Praxis sieht das etwa so aus:

Wenn wir die verkommenen Christen warnen, sagen sie: „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet!“ Sie kommen mit einer biblischen Wahrheit nach der anderen. Aber weil sie von der Hölle entzündet sind, erreichen sie auch mit der reinsten Lehre nur das, was Satan will: keine Aufregung, keiner soll gewarnt werden, alle sollen möglichst schlafend zur Hölle fahren. Sie predigen Liebe und sind zum Vernichten inspiriert. Sie vertreten 1. Korinther 13 als oberstes Lebensprinzip und können dabei gelassen zusehen, wie einer in seinem brennenden Haus liegt und tief schläft. Sie wecken ihn nicht auf. „Das ist seine Privatsphäre“, sagen sie. „Wir wollen nicht persönlich werden, schließlich wissen wir, was sich gehört, jeder hat das Recht auf Selbstverwirklichung. Außerdem könnte man sich Mund und Finger verbrennen.“ So bleiben sie stehen und schauen zu, wie seine Seele verbrennt, immer anständig den Anstand wahrend. Kurz bevor das Feuer zur Neige geht, „bezeugen sie den HERRN“ und rufen in die Flammen: „JESUS liebt dich!“ Erleichtert ob dieses Zeugendienstes gehen sie weiter und sagen: Nun haben wir wieder mal gesehen, wie wichtig es doch ist, die Liebe JESU der ganzen Welt zu bezeugen.“ Merkst du, welch eine Inspiration das ist? JESUS liebt dich. Die reinste Wahrheit. Doch unter satanischer Inspiration wird sie zur unbarmherzigen, teuflischen Ironie.

Mit der Gnade machen sie es genauso. Die Lehre ist richtig. Doch weil sie unter satanischer Inspiration stehen, machen sie mit der Gnadenlehre die Menschen zum christlichen Gesindel. So suhlt man sich im Schmutz der Welt wie ein Schwein in der Jauchegrube, in Gnaden, aus Gnaden, sola gratia, sola fide. Wenn man diese Leute warnt, sagen sie: „Sei nicht so gesetzlich, verkündige uns die Gnade!“ Merkst du, welche Inspiration hinter dem reinen Dogma stecken kann? Satan erreicht heute durch die Rechtgläubigkeit des christlichen Gesindels mehr als durch die Gottlosigkeit der Kommunisten. Du kannst bis in die Haarspitzen rechtgläubig sein, kannst die Autorität der Bibel bis aufs Blut verteidigen, kannst in der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ sein, und doch ein auserwähltes Rüstzeug der Hölle sein. Z. B. die jüdischen Schriftgelehrten: Sie fanden allein in den Propheten 243 Weissagungen, die auf den MESSIAS hinweisen, 75 Stellen fanden sie in den Büchern Moses und 138 in den übrigen Schriften. Du siehst also, sie waren wohl noch etwas mehr in ihrer Bibel zu Hause als du.

Als ER, der HERR JESUS dann auftrat, ein einfacher Baufacharbeiter, der Dialekt sprach (Aramäisch ist ein hebräischer Dialekt), erkannten sie IHN trotz ihrer Schriftkenntnis nicht, sondern verachteten IHN.

Bibelkenntnis ist wichtig, doch nicht letztlich entscheidend. Mit der Bibel kommen sie heute fast alle: die Zeugen Jehovas, Mormonen, Adventisten usw. „Wir gründen uns allein auf die Bibel“, heißt es. Das sagen sie alle. Das sagten auch die Pharisäer. Das sagt auch der Teufel. Er kommt mit der Bibel unterm Arm und sagt: „Es steht geschrieben“ (Matthäus 4,6). Kurz gesagt: Man kann die Bibel so oder so auslegen. Entscheidend ist die Frage, von wem bist du inspiriert, von GOTT oder vom Teufel? Du kannst unter satanischer Inspiration die Bibel vorzüglich auslegen. Ich kannte Besessene, die konnten gewaltig predigen. Darum: Nicht das Wort, sondern

Wort und Geist!
Entscheidend bei der Bibelauslegung
ist der Geist, der dich inspiriert.

Woran erkennt man, welcher Geist einen inspiriert? Bist du von GOTT inspiriert, meidest du die Sünde in jeder Form, bist du von Satan inspiriert, meidest du unter Umständen die Sünde auch, doch eine einzige behältst du dir als Privileg zurück. Und eine einzige Sünde, in der du bewusst ohne Reue lebst, ist ein Kanal, durch den du ständig neuen Zufluss aus der Hölle bekommst. So reicht dieser einzige Kanal aus, deine ganze übrige Rechtgläubigkeit in den Dienst des Allerärgsten zu stellen.

Darum bekenne deine Sünden. Das Sündenbekenntnis schließt diesen Kanal und bringt das Blut JESU über dich. Verlasse auch jede Gemeinde, deren Prediger beharrlich an einer Sünde festhält. Er verkündigt zwar das Evangelium und mag auch sonst kein schlechtes Wort haben, hat aber einen offenen Kanal zur Hölle und bringt seine Zuhörer automatisch unter satanische Beeinflussung.

Quelle: Herausforderung an die verweltlichte Christenheit, Band 1, 3. Auflage 2010, S. 41-45