Evangelikale Zeitschrift „Aufatmen“ wirbt für katholischen Mystiker

JESUS sucht & rettet das VerloreneDas Magazin „Aufatmen“ (Bundes-Verlag) versteht sich als Forum evangelikaler Vordenker. In seiner Frühjahrsausgabe (Nr. 2/2000) präsentiert es in großer Aufmachung den Benediktinermönch Pater Anselm Grün. Sein Konterfei nimmt diesmal die ganze Titelseite ein. Der Artikel „Ein Tag mit Anselm Grün. Protokoll einer Begegnung“ (S.36-44) stellt die Grundlinien seines Denkens vor. Abgesehen von wenigen vorsichtigen Anfragen („Mit einigen … Schriftinterpretationen Grüns tue ich mich allerdings schwer“, S.43) ist der Artikel von Arne Völkel eine Vertrauenswerbung für das Anliegen von Pater Grün und eine warme Empfehlung seiner Bücher: „Der Pater lässt biblische Geschichten lebendig werden, er verleiht ihnen Stimme und Wirkung (…) Dankbar habe ich in der Vorbereitung zu diesem Porträt viele ermutigende Bücher von ihm gelesen.“ (S.44)

Anselm Grün ist ein typischer Vertreter katholischer Mystik. Er leitet den Menschen an, „Gott im Innersten seines Herzens (zu) suchen, das ist der Weg zum wahren Selbst.“ (S.42) Dies geschehe auf dem Weg der Meditation: „Schon das Achten auf den Atem lenkt das Bewusstsein nach innen und erzeugt Ruhe“ (so Grün in seinem Buch „Herzensruhe“, 1998, S.112). Grün lehrt, „dass in uns ein Raum des Schweigens ist, in dem Gott wohnt. … Die Meditation will mich wieder in Berührung bringen mit diesem inneren Ort …  Aber tief unten ist es still. Da kann ich mich fallen lassen … Meditation ist das Eintauchen in die innere Ruhe, die auf dem Grund des Herzens in uns verborgen ist“ (aaO, S.113). An anderer Stelle empfiehlt der Pater „autogenes Training oder Eutonie“ als hilfreichen „Weg, um über den Leib zur Ruhe zu kommen.“ (S.114)  Dabei geht er davon aus, dass im Menschen ein göttlicher Funke sei, den es wiederzubeleben gelte.

Dieses Anliegen des Mönches hat auch der Autor des evangelikalen Magazins „Aufatmen“ verstanden:

Die Benediktiner möchten diesen Funken Gottes im Menschen zur Flamme anblasen („Aufatmen“, 2/2000, S.43).

Völkel bemerkt wohl, dass der Pater sich damit im Gegensatz zum evangelischen Bekenntnis befindet:

Evangelische Christen betrachten den Menschen in der Regel als grundsätzlich durch die Sünde verdorben. … Aber das tut uns offensichtlich nicht sehr gut. Viele Christen erleben sich im ständigen Kampf mit sich selbst.

Dagegen werde in der katholischen Lehre

der Mensch zwar ebenfalls als Sünder betrachtet, aber nicht als gänzlich verdorbenes Individuum. Gemeinhin bringt die katholische Anthropologie (Lehre vom Menschen) dem Menschen mehr Vertrauen entgegen als die protestantische. Für Grün lohnt es, auf den Menschen zu setzen. (S.42)

Völkels Darstellung lässt, obwohl er Pastor der FEG (Bund Freier evangelischer Gemeinden) ist, vorsichtige Zustimmung zur katholischen Position erkennen. Er sagt nicht, dass allein die evangelische Position der biblischen Sicht entspricht (z.B. Röm. 7,18). Der Leser erfährt nicht, dass gerade an dieser Stelle eine entscheidende Schlacht bei der Wiederentdeckung des Evangeliums geschlagen wurde.

Dann benennt „Aufatmen“ eine weltanschauliche Quelle, aus der Pater Grün schöpft, seine Bibelauslegung sei „teilweise stark durch Einflüsse C. G. Jungs geprägt“ (S.43).  Nicht einmal hier kommt es zur Grundsatzkritik, obwohl mittlerweile nicht nur Eingeweihten bekannt ist, dass Jungs tiefenpsychologische Konzeption u.a. durch das Studium spiritistischer Literatur und eigene okkulte Erfahrungen mitgeprägt wurde (siehe die Monographie von Ernst Brenz, Die Vision, Klett-Verlag, S.11, u.a.). Davon erfährt der „Auftamen“-Leser nichts, dafür aber die Vergewisserung, dass Grüns Theologie „keinen Zweifel an der Christuszentrierung seines Denkens aufkommen lässt“. Folglich wird seine Lektüre dem evangelikalen Leserkreis dringend geraten, denn der Pater 2begleitet indem er lehrt, leitet, tröstet und aufbaut. Nach einem Buch von Anselm ist man ein Stück reicher.“ (S.44)

Wie zur Bestätigung berichtet in derselben Ausgabe von „Aufatmen“ eine frühere Absolventin der Bibelschule Wiedenest, wie sie bei ihrer „Reise in die christliche Freiheit“ den Weg von einer evangelikalen Position zur „charismatischen Bereicherung“ gefunden habe (S. 60-65). Schließlich wären u.a. Bücher von Anselm Grün zu einer wichtigen geistlichen Orientierung geworden (S. 64). Dieser Artikel beginnt übrigens mit einer lobenden Darstellung des Familienfestivals SPRING ’99. Hier hätten die verschiedenen Strömungen von Evangelikalen und Charismatikern endlich zueinander gefunden.

Die Verbindung zwischen katholischer Mystik und Charismatischer Bewegung liegt durchaus nahe. Beide Denksysteme sind, wie wir im Informationsbrief schon häufig belegt haben, miteinander verwandt. Beide stehen im Gegensatz zu wichtigen Anliegen des Evangeliums und damit des evangelischen Glaubens. U.a. geht es um die Frage, ob wir Gottes Offenbarung durch religiöse Erfahrungen „in uns“ finden können. Die Bibel verweist uns dagegen auf das äußere Wort (2.Tim 3,15f.).

JESUS betont, dass im Menschen selbst nichts Gutes ist (Mt15, 18-20). Und der persönliche GOTT ist keine kosmische Kraft im Menschen, sondern steht dem Sünder als Richter und Retter gegenüber.

Es ist also kein Zufall, dass viele erst durch die Charismatische Bewegung zu einer neuen Offenheit für Anliegen der Römischen Kirche fanden. So z.B. Heinrich Christian Rust, der 1997 in einem Interview bekannte:

Ich komme aus einem ‚reinrassigen’ baptistischen Haus und hatte keine große Sicht für die Ökumene. Diese Sicht kam unter anderem durch den Kontakt zur Charismatischen Bewegung („impulse“, 4/1997, S.8).

Auch Rust arbeitet ehrenamtlich im Redaktionsteam von „Aufatmen“ mit.

Was also will das Magazin unter den Evangelikalen bewirken? Schon lange wirbt „Aufatmen“ für den Abbau von Grenzen zwischen Evangelikalen, Charismatischer Bewegung und katholischer Kirche. Mit Aufsätzen wie dem über Pater Grün erweckt man den Eindruck, als ob sich die katholische Doktrin mindestens mit der gleichen Berechtigung auf das biblische Fundament berufen könnte, wie der evangelische Glaube. Grüns Bücher, die sich geschmeidig in den Trend der New-Age-Mystik einpassen, werden als Weg zu geistlichem Wachstum und Förderung des biblischen Glaubens empfohlen. Ob Redaktion und Autor wissen, was sie da tun? In jedem Fall dient ihre Publikation der Unterwanderung biblischen Denkens und somit der Verwirrung und Verführung der Leser.

Ulrich Eggers, der Redaktionsleiter, hat sich immer wieder zu dem Ziel bekannt, die lehrmäßig gegebenen Grenzen in ihrer trennenden Wirkung auszuhebeln. Auch andere von ihm maßgeblich geprägte Projekte dienen u.a. diesem Anliegen – z.B. das Familienfestival SPRING.

Bei dem oben zitierten SPRING ’99 war als Referent auch der Präses der Pfingstgemeinden, Ingolf Ellßel, beteiligt. In einem Beitrag für die charismatische Zeitschrift „Stimme der Wahrheit“ berichtet er, wie auf seine Initiative hin Besucher des Festivals um die Geistestaufe gebetet hätten:

Heute stehen uns Pfingstlern viele Türen offen. Vor ein paar Wochen war ich bei dem großen deutschen ‚Spring’99’-Treffen. Dort waren 5000 Menschen, überwiegend Evangelikale, … eine Woche lang zusammen. Man bat mich, einen Pfingstler, über den Heiligen Geist und die Geistesgaben zu sprechen. An einem Abend habe ich mit 15 lutherischen Pfarrern um die Geistestaufe gebetet, und Gott berührte sie wunderbar.

Ulrich Eggers, Protagonist von Vereinigungsprojekten wie „Aufatmen“, SPRING und „Jesus-Tag“ (vgl. den Bericht in Informationsbrief Nr. 200, S. 26f.), ist kein Einzelgänger. Das Festival leitet er gemeinsam mit Hartmut Steeb, dem Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. Zum freien Redaktionsteam von „Aufatmen“ gehören laut Impressum bekannte Evangelikale wie zum Beispiel Karl Albietz, Eckhard Schaefer, Peter Strauch, Roland Werner, Jürgen Werth. Sie alle tragen dieses Konzept wohl mit.

Dabei entgeht ihnen offensichtlich, was mit der biblischen Wahrheit zugleich auf dem Spiel steht. Bei Anselm Grün könnten sie das nachlesen, lehnt der es doch ab, JESUS CHRISTUS als einzigen Erlöser anzuerkennen:

Gott ist für alle Religionen immer auch der erlösende Gott. Glaube ist in allen Religionen wesentlich der Glaube an das rettende und befreiende Wirken Gottes. … Die verschiedenen spirituellen Methoden, die die verschiedenen Religionen entwickelt haben, sind nicht Selbsterlösung, sondern Antwort auf Gott, der an uns wirken und uns heilen und befreien möchte („Mit Herz und allen Sinnen“, 2.Auflage 1999, S.200).

Dieser Satz passt in ein katholisches Lehrsystem, wie uns auch die interreligiösen Veranstaltungen des Papstes belegen. Dem biblischen Evangelium stehen stehen solche Überzeugungen jedoch feindlich gegenüber. Darum gibt es zwischen dem „Aufatmen“-Artikel über den Benediktinermönch und dem Anspruch des Evangeliums keinen Kompromiss, sondern nur ein kräftiges Entweder-oder.

Quelle: Informationsbrief der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium” Nr. 201, August 2000, S. 25 f.
Bildnachweis: Mit freundlicher Genehmigung von www.plakatdienst-koeln.de (wird mit Spenden finanziert). Gestaltung der Plakate: www.lenz-grafik-design.de


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