Die Beröer zeichneten sich durch ihre edle Gesinnung aus, da sie das Wort unvoreingenommen und offen aufnahmen. Sie wurden in der Heiligen Schrift dafür gelobt, dass sie nicht leichtgläubig waren, sondern das Gehörte anhand der Heiligen Schrift prüften, um festzustellen, ob es wahr war oder nicht. Wir laden Sie ein, die Beiträge im Forum mit dieser Beröer-Haltung zu betrachten und zu prüfen.
Der Augapfel in Psalm 17
Zitat von birnbaum am 28. August 2019, 14:31 UhrDer Augapfel im Psalm 17
Kürzlich „erschien“ mir der 17. Psalm mit all seinen Klagen, Wünschen und Befreiungs– Bitten.
Ein Vers erreichte mein Augenmerk besonders:
»Bewahre mich wie deinen Augapfel, birg mich im Schatten deiner Flügel … « (17: 9, NGÜ 2011)
„Augapfel“, ein besonderes Wort!
Im Hebräischen steht
» ꜂ischon bath_ajin • אישון בת¯עין «
„꜂ischon“ (mask.) ist der Kern, im übertragenen Sinn das Männchen, das Püppchen, und kommt viermal im AT vor
5. Mose 32:10, Ps 17:9, Sprüche 7:2 und 7:9 (hier: im Kern der Nacht)
» bath ajin « ist die Tochter (fem.) des Auges (fem.) , also zusammengenommen
»Der Kern, des Auges Tochter«
Das wortwörtlich zu übersetzen, macht für die meisten Bibelausgaben wenig Sinn, denn es ist schwer verständlich. Also wird man es gemeinverständlich übertragen, wie die Wahl „Augapfel“ zeigt.
Nachdem ich den Text gelesen hatte, wurde ich neugierig, wie andere Pss- Ausgaben diesen Teilvers verdeutschen. Hier die originellsten Varianten:
»Hüte mich, wie den Augapfel das Augenlid« (Samson R. Hirsch, 1885)
»Dem Augensterne gleich behüte mich.« (Paul Rießler, 1954)
»Behüte mich wie das Püpplein im Augapfel.« (Martin Buber 1935)
»So wie Augenlider hüten / Ihren Apfel vor Gefahr … « (Matthias Hermann, 2015)
»Bewahre mich wie das Männlein im Auge (d. h. wie die zarte Pupille) « (H. Viktor Andreae, 1885)
»Behüte mich Herr, wie den Stern im Auge …« (Georg Molin 1986)
»Behüt mich wie ein Männlein Auges=Kinds! « (Martin v. Gerlach, 1924)
»Halte mich wie die Pupille im Auge …« (Konkordates AT, 1994)
»Bewahr´ mich, wie des Auges Bild …« (Julius Hammer, 1861)
»Bewahr mich wie´s Auge, / Wie´s Püppchen im Auge …« (Bernhard Duhm, 1899)
»Wie ein Mensch behutsam sein Auge, den Stern seines Auges schützt, so bewahre mich; …« (Kurt Fenz, 1998)
»Wohlbehütet wie den Glanz der Augen / birgst du mich … « (Buchhäger Psalter [nach der LXX], 2008)
»Bewahr mich, wie des Auges Kind! Birg mich in deinem Schutz …« ( Michel Levy, 1887)
»Hüte mich wie den Kern der Tochter Auge, … « (F. H. Baader, 1978)
Viele der Beispiele stammen aus längst vergangenen Zeiten, aber der O– Text hat sich in Tausenden von Jahren nicht verändert. Die Sprache allerdings schon, ist ärmer geworden, oft um dem Leser nicht „Unverdauliches“ zuzumuten.
Aber die Bildhaftigkeit leidet unter jeder Vereinfachung. Daher schätze ich die alten Übertragungen so sehr!
Freue mich über jeden, der eine ähnlich originelle Übertragung findet – da des vielen Büchermachens kein Ende ist (Prediger 12).
Der Augapfel im Psalm 17
Kürzlich „erschien“ mir der 17. Psalm mit all seinen Klagen, Wünschen und Befreiungs– Bitten.
Ein Vers erreichte mein Augenmerk besonders:
»Bewahre mich wie deinen Augapfel, birg mich im Schatten deiner Flügel … « (17: 9, NGÜ 2011)
„Augapfel“, ein besonderes Wort!
Im Hebräischen steht
» ꜂ischon bath_ajin • אישון בת¯עין «
„꜂ischon“ (mask.) ist der Kern, im übertragenen Sinn das Männchen, das Püppchen, und kommt viermal im AT vor
5. Mose 32:10, Ps 17:9, Sprüche 7:2 und 7:9 (hier: im Kern der Nacht)
» bath ajin « ist die Tochter (fem.) des Auges (fem.) , also zusammengenommen
»Der Kern, des Auges Tochter«
Das wortwörtlich zu übersetzen, macht für die meisten Bibelausgaben wenig Sinn, denn es ist schwer verständlich. Also wird man es gemeinverständlich übertragen, wie die Wahl „Augapfel“ zeigt.
Nachdem ich den Text gelesen hatte, wurde ich neugierig, wie andere Pss- Ausgaben diesen Teilvers verdeutschen. Hier die originellsten Varianten:
»Hüte mich, wie den Augapfel das Augenlid« (Samson R. Hirsch, 1885)
»Dem Augensterne gleich behüte mich.« (Paul Rießler, 1954)
»Behüte mich wie das Püpplein im Augapfel.« (Martin Buber 1935)
»So wie Augenlider hüten / Ihren Apfel vor Gefahr … « (Matthias Hermann, 2015)
»Bewahre mich wie das Männlein im Auge (d. h. wie die zarte Pupille) « (H. Viktor Andreae, 1885)
»Behüte mich Herr, wie den Stern im Auge …« (Georg Molin 1986)
»Behüt mich wie ein Männlein Auges=Kinds! « (Martin v. Gerlach, 1924)
»Halte mich wie die Pupille im Auge …« (Konkordates AT, 1994)
»Bewahr´ mich, wie des Auges Bild …« (Julius Hammer, 1861)
»Bewahr mich wie´s Auge, / Wie´s Püppchen im Auge …« (Bernhard Duhm, 1899)
»Wie ein Mensch behutsam sein Auge, den Stern seines Auges schützt, so bewahre mich; …« (Kurt Fenz, 1998)
»Wohlbehütet wie den Glanz der Augen / birgst du mich … « (Buchhäger Psalter [nach der LXX], 2008)
»Bewahr mich, wie des Auges Kind! Birg mich in deinem Schutz …« ( Michel Levy, 1887)
»Hüte mich wie den Kern der Tochter Auge, … « (F. H. Baader, 1978)
Viele der Beispiele stammen aus längst vergangenen Zeiten, aber der O– Text hat sich in Tausenden von Jahren nicht verändert. Die Sprache allerdings schon, ist ärmer geworden, oft um dem Leser nicht „Unverdauliches“ zuzumuten.
Aber die Bildhaftigkeit leidet unter jeder Vereinfachung. Daher schätze ich die alten Übertragungen so sehr!
Freue mich über jeden, der eine ähnlich originelle Übertragung findet – da des vielen Büchermachens kein Ende ist (Prediger 12).
Zitat von Roland am 28. August 2019, 16:38 UhrHallo Simon,
die Offene Bibel übersetzt den Vers wie folgt:
„Behüte mich wie ein Augenmännlein (die Pupille) des Augenmädchens (, die Pupille), Im Schatten deiner Flügel birg mich„
„Ein Augenmännlein (die Pupille) des Augenmädchens (, die Pupille) – Zwei (auch: in vielen Sprachen, z.B. Lat: pupus und pupilla) verbreitete Umschreibungen der Pupille folgen hier aufeinander. Die erste ist w. „das Männchen“, die zweite w. „die Tochter des Auges“. Entweder steht die „Tochter des Auges“ in Apposition zum „Männchen“ (also: „das Männchen, [d.h.] die Tochter des Auges“) oder in einem Constructus-verhältnis mit ihm (also der heb. Entsprechung des Genitivs: „das Männchen der Tochter des Auges“). Alle uns zugänglichen Auslegungen deuten als Apposition, aber es ist zu fragen, was der Mehrwert dieser Apposition sein soll, wenn doch beide Glieder sonst stets alleine stehen („Männchen (des Auges)“: Dnt 32,15; Spr 7,2; Sir 3,25; 17,22; „Tochter des Auges“: Klg 2,18; Sach 2,12). Vielleicht findet sich hier also ein schönes Bild:
Die beiden Bezeichnungen rühren wohl daher, dass man sich als kleines „Männchen“ in der Pupille des Anderen spiegelt, wenn man ihm in die Augen sieht (Kimchi: „Es heißt ´ischon, weil man darin das Bild eines Menschen sieht.“). Dies war bereits in der Antike auffällig, vgl. Platon, Alkibiades 132e-133a („Hast du beobachtet, dass von dem, der in ein Auge blickt, das Gesicht im Auge gegenüber erscheint wie in einem Spiegel – wir nennen dies Pupille…?“); Plinius, Naturalis Historia XI 53 („So sehr gleicht das Auge einem Spiegel, dass, so klein die Pupille auch ist, sie das ganze Bild eines Menschen widergibt. Dies ist der Grund, warum die meisten Vögel in den Händen von Menschen am ehesten nach den Augen picken, weil sie ihr Bild in ihnen erkennen.“; Stellen nach Hunziker-Rodewald 2009b, S. 138). Hierauf spielt wohl das „Behüten wie jmds Augenmännlein/-mädchen“ (Dtn 32,15; Spr 7,2; Sir 17,22; ähnlich Sach 2,12) an: Nicht, dass man jmdn/etw. so behüten soll wie etwas sehr Verletzliches (Thomas von Aquin: „Die Pupille des Auges wird mit Sorgfalt bewacht, weil nichts, das sie verletzten könnte, erlaubt ist, sich ihr zu nähern.“), sondern so aufmerksam, dass man ihm mit dem Gesicht so nahe ist, dass der/das Behütete sich im Auge des Hüteres widerspiegelt (Hunziker-Rodewald 2009b, S. 140: „Garde-moi comme […] une image pupilline!“). Deuten wir, weil wie gesagt der Mehrwert der Apposition „wie ein Männchen, eine Tochter des Auges“ nicht einzusehen ist, die Fügung als Constructus-verbindung, geht diese Abwandlung des Bildes vielleicht sogar noch einen Schritt weiter: In der antiken Philosophie des Sehens wurde dieses Phänomen des sich in der Pupille widerspiegelnden Männchens bisweilen darauf zurückgeführt, dass das Auge materielle eidola, also „Abbildchen“, in die Pupille aufnahm, beim Anblicken also tatsächlich ein kleines Männchen in die Pupille des Blicken wanderte; so bei Leukipp, Demokrit und Epikur (vgl. Stobaeus, Ecl i 52). So noch bei Gregor von Nyssa, Hom in Cant 4: „Worauf nämlich jemand unverwandt hinschaut, dessen Abbild nimmt er in sich auf.“ (FC 16/1 255). Gott soll den Beter nicht nur so sehr behüten, dass sich dessen Bild in seinen Augen widerspiegelt, sondern sogar so sehr, dass dieses Spiegelbild sozusagen der „Angetraute“ seiner Pupille ist: „Lass mich das Augenmännlein deines Augenmädchens sein!“, „Erbaue meinem Bild ein Heim in deinem Auge!“
Shalom
Roland
Hallo Simon,
die Offene Bibel übersetzt den Vers wie folgt:
„Behüte mich wie ein Augenmännlein (die Pupille) des Augenmädchens (, die Pupille), Im Schatten deiner Flügel birg mich„
„Ein Augenmännlein (die Pupille) des Augenmädchens (, die Pupille) – Zwei (auch: in vielen Sprachen, z.B. Lat: pupus und pupilla) verbreitete Umschreibungen der Pupille folgen hier aufeinander. Die erste ist w. „das Männchen“, die zweite w. „die Tochter des Auges“. Entweder steht die „Tochter des Auges“ in Apposition zum „Männchen“ (also: „das Männchen, [d.h.] die Tochter des Auges“) oder in einem Constructus-verhältnis mit ihm (also der heb. Entsprechung des Genitivs: „das Männchen der Tochter des Auges“). Alle uns zugänglichen Auslegungen deuten als Apposition, aber es ist zu fragen, was der Mehrwert dieser Apposition sein soll, wenn doch beide Glieder sonst stets alleine stehen („Männchen (des Auges)“: Dnt 32,15; Spr 7,2; Sir 3,25; 17,22; „Tochter des Auges“: Klg 2,18; Sach 2,12). Vielleicht findet sich hier also ein schönes Bild:
Die beiden Bezeichnungen rühren wohl daher, dass man sich als kleines „Männchen“ in der Pupille des Anderen spiegelt, wenn man ihm in die Augen sieht (Kimchi: „Es heißt ´ischon, weil man darin das Bild eines Menschen sieht.“). Dies war bereits in der Antike auffällig, vgl. Platon, Alkibiades 132e-133a („Hast du beobachtet, dass von dem, der in ein Auge blickt, das Gesicht im Auge gegenüber erscheint wie in einem Spiegel – wir nennen dies Pupille…?“); Plinius, Naturalis Historia XI 53 („So sehr gleicht das Auge einem Spiegel, dass, so klein die Pupille auch ist, sie das ganze Bild eines Menschen widergibt. Dies ist der Grund, warum die meisten Vögel in den Händen von Menschen am ehesten nach den Augen picken, weil sie ihr Bild in ihnen erkennen.“; Stellen nach Hunziker-Rodewald 2009b, S. 138). Hierauf spielt wohl das „Behüten wie jmds Augenmännlein/-mädchen“ (Dtn 32,15; Spr 7,2; Sir 17,22; ähnlich Sach 2,12) an: Nicht, dass man jmdn/etw. so behüten soll wie etwas sehr Verletzliches (Thomas von Aquin: „Die Pupille des Auges wird mit Sorgfalt bewacht, weil nichts, das sie verletzten könnte, erlaubt ist, sich ihr zu nähern.“), sondern so aufmerksam, dass man ihm mit dem Gesicht so nahe ist, dass der/das Behütete sich im Auge des Hüteres widerspiegelt (Hunziker-Rodewald 2009b, S. 140: „Garde-moi comme […] une image pupilline!“). Deuten wir, weil wie gesagt der Mehrwert der Apposition „wie ein Männchen, eine Tochter des Auges“ nicht einzusehen ist, die Fügung als Constructus-verbindung, geht diese Abwandlung des Bildes vielleicht sogar noch einen Schritt weiter: In der antiken Philosophie des Sehens wurde dieses Phänomen des sich in der Pupille widerspiegelnden Männchens bisweilen darauf zurückgeführt, dass das Auge materielle eidola, also „Abbildchen“, in die Pupille aufnahm, beim Anblicken also tatsächlich ein kleines Männchen in die Pupille des Blicken wanderte; so bei Leukipp, Demokrit und Epikur (vgl. Stobaeus, Ecl i 52). So noch bei Gregor von Nyssa, Hom in Cant 4: „Worauf nämlich jemand unverwandt hinschaut, dessen Abbild nimmt er in sich auf.“ (FC 16/1 255). Gott soll den Beter nicht nur so sehr behüten, dass sich dessen Bild in seinen Augen widerspiegelt, sondern sogar so sehr, dass dieses Spiegelbild sozusagen der „Angetraute“ seiner Pupille ist: „Lass mich das Augenmännlein deines Augenmädchens sein!“, „Erbaue meinem Bild ein Heim in deinem Auge!“
Shalom
Roland
Zitat von Heide Nyaga am 29. August 2019, 07:28 Uhr
Köstlich;
ein „Augenschmaus“ !
Köstlich;
ein „Augenschmaus“ !
Zitat von birnbaum am 29. August 2019, 14:46 Uhr„Augenmädchen“, das ist eine neue Variante, die mir noch nicht vor Augen gekommen ist. Danke!
„Augenmädchen“, das ist eine neue Variante, die mir noch nicht vor Augen gekommen ist. Danke!