Zinzendorf hatte eine erotisch/abartig gefärbte Jesusfrömmigkeit. Das „Seitenhöhlchen“ (Seitenwunde CHRISTI) wird bei ihm zu einer Art Genital, in das er sich venarrt hatte und das er in unzähligen schwülstigen Liedern besang, z. B.
Für Wunden-Würmelein verliebt in seine vier Nägelein, für Kreuz-Luft-Vögelein, kränkelnd vor Liebespein nach Jesu Seitenschrein. Seid Kreuz-Luft-Vögelein und Täucherlein, fahret ins Loch hinein, das ihm der Speer geritzet (Brüdergesangbuch Jahrgang 1746).
Die schönen Zinzendorf-Lieder unserer Gesangbücher sind alles Überarbeitungen von Christian Gregor, der die Liede zensierte, korrigiert und von allem Anstößigem befreite.
Zinzendorf vertrat ein für damalige Verhältnisse liberales Christentum. Das kann man mit unzähligen Zitaten aus seiner Feder belegen, z. B.:
Wir weisen alle Selbstverleugnung zurück, wir treten sie mit Füßen. Als Glaubende tun wir alles, was wir wollen, und nichts darüber hinaus. Wir verlachen alle Abtötung. Der vollkommenen Liebe geht keine Reinigung voraus (Hahn, H. C.; Reichel, H.: Zinzendorf und die Brüder 1977, S. 427).
Hier zeigt sich sehr deutlich – in ähnlichem Sinne wie Luthers „pecca fortiter“ (sündige tapfer) – ein freimaurerisches Denken, das sich stark dem Glaubensbekenntnis der Satanisten annähert:
Tue was dir gefällt, soll sein das ganze Gesetz (Crowley: Gesetze von Thelema).
Unter den zahlreichen pietistischen Gegnern dieser damals „neumodischen Frömmigkeit“ (heute vergleichbar mit der Sekte der „Children of God“) verdient neben Bengels „Abriß der sogenannten Brüdergemeinde“ (1751) und C. G. Hofmanns „Gegründete Anzeige der herrnhutischen Grundirrtümer“ (1749) besonders Testeegens „Warnungsschreiben“ gegen die Herrnhuter besondere Beachtung. Auch erwähnt werden muss Volks „Das entdeckte Geheimnis der Bosheit der herrnhutischen Sekte“ (1749) und H. J. Bothens „Zuverlässige Beschreibung des herrnhutischen Ehegeheimnisses“ (1751).
Um dem Sektenmakel zu entkommen strebte Zinzendorf eine Kirche mit bischöflicher Sukzession nach dem Vorbild der anglikanischen Kirche an. Er verband zu diesem Zweck seine Herrnhuter mit der alten rosenkreuzerischen Brüder-Unität des Jan Comenius und ließ sich vom Comenius-Nachfolger, Bischof D. E. Jablonsky, der selbst im Besitz einer bis auf die Waldenser zurückreichenden apostolischen Sukzession war, zum Bischof der Böhmischen Brüder weihen, einer Bewegung die in der freimaurerischen Literatur zum Rosenkreuzertum gerechnet wird. Das eiserne Rosenkreuz über dem Portal des alten Herrnhuter Friedhofs in Berlin-Rixdorf erinnert noch heute an diese Zusammenhänge (Diehl, L.: Initiatenorden und Mysterienschulen, Berlin 1999).
Auch in Sachen Ökumene war Zinzendorf seiner Zeit weit voraus. Heute sind die Herrnhuter Mitglied des Weltkirchenrates, der KEK, der ACK, sowie Gasmitglied der VEF und der EKD assoziiert. Auf ihrer Synode Anfang Mai 2000 in Herrnhut beschlossen sie, homosexuelle Lebensgemeinschaften zu akzeptieren (Erneuerung & Abwehr 08/2000).
Bildnachweis: Gemeinfrei
Quelle: Glaubensnachrichten 12-2012
[stextbox id=“info“ shadow=“true“ color=“c03fb8″ ccolor=“d8bfd8″ bcolor=“000000″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“ffffff“ bgcolorto=“ffffff“ cbgcolorto=“ffffff“]Dieser Artikel wurde bereits [wpp_count] mal gelesen[/stextbox]
Schreibe einen Kommentar