Frohbotschaft – Drohbotschaft

Immer wieder wollen mich evangelikale Prediger belehren, dass wir keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft haben sollen. Das ist eine typisch evangelikale Phrase, einer plappert sie dem anderen nach. Evangelium heißt korrekt übersetzt überhaupt nicht „frohe Botschaft“, sondern „gute Botschaft“. Denn nicht für jeden ist die Botschaft froh. Die Gute Botschaft ist Drohbotschaft und Frohbotschaft in einem. Ob einer das Evangelium als Drohbotschaft oder als Frohbotschaft empfindet, hängt ganz davon ab, auf wessen Seite er steht. Wenn z. B. ein Einbrecher die Botschaft hört: „Die Polizei kommt!“, ist das für ihn eine Drohbotschaft, für den Geschädigten aber ist der gleiche Ruf eine Frohbotschaft.

So ist es auch mit dem Evangelium und so erlebe ich es auch immer wieder in meinem Dienst. Ich kenne viele Gläubige, die tun mir recht freundlich ins Gesicht, lehnen mich aber innerlich ab, ja manche hassen mich regelrecht, weil sie meine Predigt als Drohbotschaft empfinden. Wer sich durch die Wahrheit bedroht fühlt, hat gewiss „Dreck am Stecken“, er hat Angst sein frommes Mäntelchen zu verlieren. Ja, die fromm bemäntelten Schönbeter und Frommschwätzer haben Angst, sie könnten dastehen als das, was sie wirklich sind: Fromm verkappte Weltmenschen.

Warum wurden Erweckungsprediger wie Whitefield oder Wesley bei der Predigt oft mit Steinen beworfen und tätlich angegriffen? Oder ich kann auch so fragen: Was mag der Inhalt einer Predigt gewesen sein, der Menschen so in Rage brachte, dass sie Steine auf den Prediger warfen? Eine gefällige Salon-Predigt wie im Evangeliumsrundfunk war das mit Sicherheit nicht, sondern scharfe Attacke gegen die Sünde und die Sünder. Die Frömmler heute ergötzen sich zwar an solchen Predigten, aber nur als Kuriosität, wen sie, bequem im Bett liegend, in alten Büchern davon lesen, bevor sie die Nachttischlampe ausknipsen. Würde jedoch heute ein Prediger so auftreten, wäre das für sie völlig inakzeptabel, und sie würden geifern: „Du musst Liebe predigen, Du musst Liebe predigen!“ Damit erfüllen sich die Worte JESU an ihnen:

[ads_custom_box title=“Matthäus 23, 29″ color_border=“#e87e04„]Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! – weil ihr die Grabstätten der Propheten baut und die Grabmäler der Gerechten schmückt[/ads_custom_box]

d.h. verehrt wird nur der tote Prophet in den Büchern, der lebende Prophet als Zeitgenosse wird grundsätzlich immer abgelehnt, gehasst und verfolgt. Das war nicht nur bei den Juden so, dasist auch im abgefallenen Christentum nicht anders.

Quelle: Glaubensnachrichten 12-2013, S. 2f.

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Kommentare

2 Antworten zu „Frohbotschaft – Drohbotschaft“

  1. Avatar von Janina Bajorat
    Janina Bajorat

    Ich darf an dieser Stelle vielleicht eins bemerken: Paulus hat sich auf seine jeweilige Zuhörerschaft eingestellt und sie nicht für Dinge verurteilt, die sich nicht wissen konnten. Er hat klare und deutliche Worte gefunden, sie aber niemals beschämt aufgrund ihrer Unwissenheit. Er hatte die Weisheit und Erkenntnis Gottes und seine Lehre war nie von oben herab, sondern in dem Wissen, dass er selbst der größte Sünder war. Wer heute auf der Straße zu Menschen predigt, braucht ein demütiges und sanftes Herz, dass in Liebe und geführt durch den Heiligen Geist klare Worte findet und das Wort Gottes am Besten so predigt, wie wir es in der Bibel finden. Schimpfwörter aller Art, gehören für mich nicht dazu.
    Wir wollen Menschen einladen und ihnen aufzeigen, wer sie rettet und das es nur einen einzigen Weg gibt. Es geht nicht darum, einfach mal ein wenig Luft abzulassen und sich dann der entstandenen Feindseligkeiten zu rühmen und sich über die „Verfolgung“ zu freuen. Fazit: Vorsicht, man kann immer von beiden Seiten vom Pferd fallen!

    1. Liebe Janina,

      vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich stimme Dir gerne zu: Man darf Menschen nicht verurteilen und nicht beschämen für das, was sie nicht wissen können. Allerdings bin ich der Meinung, dass man die Sünden auch deutlich ansprechen muss. Ich bin auch der Meinung, dass ein Straßenprediger ein demütiges und sanftes Herz benötigt, um seinen Dienst effektiv durchführen zu können.

      Ich bin mir sicher, dass Johannes der Täufer ein demütiges und sanftes Herz hatte. Er würde in dem Geist und der Kraft Elias der Vorläufer CHRISTI sein und die Menschen zur Buße aufrufen, in Übereinstimmung mit der Prophezeiung in Jesaja 40,3.

      Dennoch sprach er zu den Pharisäern und Sadduzäern besonders ernst. Er bezeichnete sie als „Otternbrut“ (Matthäus 3, 7). Im Lukas-Evangelium nannte er die Volksmenge so, als er sie auf den kommenden Zorn hinwies, dem es zu entfliehen galt. Hierzu war es notwendig, dass sie der Buße würdige Früchte brachten. „Schon ist aber auch die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt…“ (Lukas 3, 8ff).

      Der Grund für die Gefangennahme des Johannes war offensichtlich seine Ehrlichkeit, mit der er die Sünden des Herodes Antipas tadelte. Dies führte zu seinem Tod durch Salome und ihrer schuldigen Mutter.

      Aber Du hast natürlich recht, dass es nicht darum geht, etwas „Luft abzulassen“ und Feindseligkeiten zu provozieren. Wer sich so verhält, dient sicherlich nicht dem KÖNIG der KÖNIGE, sondern seinem eigenen Bauch.

      Vielleicht kommen die Aussagen des Artikels auch „falsch rüber“, da der Autor die von Dir angesprochenen Dinge, nicht berücksichtigt.

      Shalom und viele Grüße

      Roland

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