Die meisten großen Seelen der Welt waren einsam. Einsamkeit scheint ein Preis zu sein, den der Heilige für seine Heiligkeit bezahlen muss.
Die vorchristlichen Propheten waren unter sich sehr verschieden, aber sie hatten eines gemeinsam: ihre Einsamkeit. Sie liebten ihr Volk und ehrten die Religion ihrer Väter, aber ihre Loyalität zu GOTT und ihr Eifer um das Wohlergehen ihrer Nation Israel entfremdeten sie den Massen. „Ich wurde meinen Geschwistern ein Fremder, und den Kindern meiner Mutter ein Unbekannter“, rief einer von ihnen aus und sprach für alle anderen mit.
DER HERR JESUS starb allein in der Dunkelheit, verborgen vor den Blicken der Menschen; und niemand sah IHN, als ER siegreich auferstand und aus dem Grab kam.
Manchmal reagieren wir aus einem religiösen Reflex heraus und wiederholen pflichtbewusst die „richtigen“ Worte, obwohl sie weder unsere wirklichen Gefühle wiedergeben noch durch unsere persönliche Erfahrung abgedeckt sind. Jemand mag z.B. heiter sagen: „Oh, ich bin nie einsam. JESUS hat gesagt, dass ER immer bei mir ist.“
Dieses Zeugnis, das die meisten Christen auf Lager haben, ist zu nett, um wahr zu sein. Es drückt aus, was der Sprecher denkt, es sollte wahr sein; nicht was er durch Erfahrung als wahr erkannt hat. Dieses heitere Verneinen der Einsamkeit beweist nur, dass der Sprecher nie den Weg mit GOTT gegangen ist, ohne die mutmachende Unterstützung der Gesellschaft. Das Gefühl der Gemeinschaft, das er irrtümlich der Gegenwart CHRISTI zuschreibt, kommt wahrscheinlich von der Gegenwart freundlicher Menschen. Erinnere dich daran: Du kannst kein Kreuz in Gemeinschaft tragen. Auch wenn jemand von einer großen Menschenmenge umgeben ist: Sein Kreuz ist allein seines, und die Tatsache, dass er es trägt, sondert ihn ab. Die Gesellschaft hat sich gegen ihn gewandt; sonst hätte er kein Kreuz. Niemand ist ein Freund des Mannes mit dem Kreuz. „Sie verließen IHN alle und flohen.“
Der Schmerz der Einsamkeit kommt aus unserer Natur. GOTT hat uns füreinander gemacht. Der Wunsch nach menschlicher Gemeinschaft ist natürlich und recht. Die Einsamkeit des Christen kommt von seinem Weg mit GOTT in einer ungöttlichen Welt. Dieser Weg sondert ihn (..) ab, nicht nur von der unbekehrten Welt(…). Sein Inneres schreit nach Gemeinschaft mit anderen seiner Art, mit anderen, die seine Sehnsucht verstehen, seine Wünsche, sein Aufgehen in der Liebe CHRISTI. Da es in seinem Freundeskreis so wenige gibt, die innere Erfahrungen teilen, sieht er sich gezwungen, seinen Weg allein zu gehen.
Der Mensch, der die Gegenwart GOTTES tatsächlich erfahren hat, wird nicht viele finden, die ihn verstehen. Er wird natürlich gewisse soziale Gemeinschaft finden im Umgang mit religiösen Menschen in den Aktivitäten der Gemeinde; aber echte geistliche Gemeinschaft wird schwer zu finden sein.
Er sollte nichts anderes erwarten. Schließlich ist er ein Fremdling und Pilger… Er hat einen anderen GEIST als die Volksmengen, die die Vorhöfe des Hauses des HERRN zertreten. Er hat gesehen, was sie nur vom Hörensagen kennen; und er geht unter ihnen umher ähnlich wie Zacharias, als er vom Altar zurückkehrte und die Leute tuschelten: „Er hat eine Vision gesehen.“
Es ist gerade diese Einsamkeit, die ihn auf GOTT zurückwirft. „Wenn auch Vater und Mutter mich verlassen, der HERR nimmt mich auf.“ Da er keine menschliche Gemeinschaft finden kann, sucht er in GOTT, was er nirgendwo sonst finden kann. Er lernt in innerer Einsamkeit, was er in der Menge nicht hätte lernen können: dass CHRISTUS alles in allem ist; dass ER uns zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung gemacht wurde, dass wir in IHM das höchste Gut des Lebens haben.
Quelle: Tozer, A. W.: The Dwelling Place of GOD
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