Jesus Freaks

Bei den Jesus Freaks handelt es sich um eine religiöse Bewegung auf der Basis einer jugendlichen Subkultur. Seit der ersten Jesus-Freaks-Gruppe, die 1991 in Hamburg entstand, haben sich mittlerweile 80 (z. T. kleinere) Gruppen in ganz Deutschland und darüber hinaus gebildet.

OpenClips / Pixabay
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Als Gründerfigur wird Martin Dreyer genannt, der Anfang der 1990er Jahre eine freikirchliche „Pastorenausbildung“ in der Theologischen Ausbildungsstätte der Anskar-Kirche in Hamburg absolvierte. Ihre geistliche Prägung könnte man als evangelikal-charismatisch bezeichen, wobei Spontanität und Kreativität in der Ausübung ihrer Religion eine entscheidende Rolle spielt. Als Vorbild gilt die Jesus-People-Bewegung aus den 60er- und 70er-Jahren, die aus den USA auch nach Deutschland herübergekommen ist. Zum Unterschied zu den Jesus Freaks handelt  es sich bei der Jesus-People-Bewegung um eine Erweckungsbewegung.

Ich bin der absolute Freak, ich bin durchgeknallt für Jesus! Ich bin ein Jesus Freak!

So ähnlich begründet Martin Dreyer den Namen seiner Bewegung. Ein Freak bedeutet noch etwas ganz anderes. Im Englisch-Wörterbuch bedeutet Freak:

  • Laune
  • Missbildung
  • Ungewöhnlich, abnorm, verrückt, ausgeflippt
  • Begeisterter
  • Süchtiger

In den Jahrmärkten des letzten Jahrhunderts war eine Sache ganz populär: eine Freak-Show. Dort wurden Menschen, die einen abnormen Körperbau haben ausgestellt: Frauen ohne Unterleib, Kleinwüchsige, Frauen mit Vollbart, Mongoloide, geistig Behinderte, Menschen mit riesigen Geschwüren. Diese missgebildeten Menschen bezeichnete man ursprünglich als Freaks. Im übertragenen Sinn sehen sich so die Jesus Freaks.

Dachverband der Jesus Freaks ist der deutsche Verein Jesus Freaks International e. V. (JFI). JFI ist seit 1994 ein gemeinnütziger Verein und hat seinen Hauptsitz in Falkensee (bei Berlin). Seit Ende 2004 haben die Jesus Freaks eine Aktiengesellschaft (Jesus Freaks Commercial AG), die den „freakstyle-shop“ betreibt und das „Freakstock“ finanziert. Dieser Schritt wurde notwendig, da ein Verein nur in beschränktem Maße im Geschäftsleben (Verkauf von Merchandise) tätig sein kann.

Damit sind die Jesus Freaks die erste „christliche“ Aktiengesellschaft in Deutschland. Da die Erlöse u.a. aus „Freakstock“-Gastronomie und Bekleidungsverkauf den für gemeinnützige Vereine zulässigen Höchstbetrag von 30.000 Euro jährlich überstiegen, haben die Freaks mit der AG die ihrer Ansicht nach „ideale Rechtsform“ gewählt. Allein die Gründungskosten beliefen sich auf einen fünfstelligen Betrag. Der bisherige Verein bleibt getrennt von der AG bestehen und ist mit einem Anteil 27,5% Hauptaktionär. Die übrigen Aktien befinden sich in Besitz von bisher 125 Jesus-Freaks. Nach Freak-Angaben müssen potentielle Aktienkäufer direkt mit der Freak-Zentrale in Sehnde in Kontakt treten. Als Fernziel plant die AG,

im Bereich der christlichen Kleidung Weltmarktführer zu werden.

Wie dieses höchst kapitalistisch anmutende Gebaren mit dem sonst so alternativ-antigesellschaftlichen Auftreten der Freaks zu vereinbaren ist, bleibt rätselhaft.

Daran kann man erkennen, dass es sich bei den Freaks nicht um eine Gemeinde handelt, sondern um einen Verein und um ein gewinnorientiertes Unternehmen (AG). Wie so oft, wird dem Bodenpersonal suggeriert, dass es sich hierbei um eine „Gemeinde“ handeln würde. Die Mitglieder sind jedoch keine „Gemeindeglieder“, sondern Verbraucher, die mit dem Kauf von Merchandise zur Gewinnoptimierung des Unternehmens beitragen sollen. Eine ähnliche Unternehmensform findet man auch bei anderen religiösen Gruppen, wie z. B. bei den Zeugen Jehovas. Das Wort GOTTES lehrt etwas anderes:

[stextbox id=“alert“ caption=“Matth. 10, 8b“ shadow=“true“ ccolor=“ffff00″ bgcolor=“ffffff“ cbgcolor=“9A007B“ bgcolorto=“ffffcc“ cbgcolorto=“6C0057″]…..umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet.[/stextbox]

In ihrer Selbstdarstellung sind die Freaks der Überzeugung, dass sie jene Menschen für JESUS erreichen, die ihrer Meinung nach außerhalb der Wertenorm der Gesellschaft stehen oder von bibeltreuen Gemeinden angeblich abgelehnt würden.

Typisch für diese Gruppierung ist ein betont jugendlicher Umgang (was manchmal aufgesetzt wirkt). So werden „Gottesdienste“ „Jesus-Abhäng-Abende“ genannt, zum Abendmahl statt Wein (bzw. Traubensaft) auch Bier gereicht, Abendmahlsliturgien gerappt oder „Thrash Metal-Lobpreislieder“ gesungen. Als Symbol wird ein in ein Omega gestelltes A verwendet, welches eine Ähnlichkeit mit dem Anarcho-A aufweist. Das A und O stehen für den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets und verweisen auf JESU Aussage: Ich bin der Anfang und das Ende.

Die Jesus Freaks feiern jedes Jahr das „Freakstock – The Jesus Festival“, um sich zwischen den Gruppen auszutauschen und Außenstehenden einen Einblick in die Jesus-Freaks-Bewegung zu ermöglichen.

Sind die Weichen zur Ökumene schon gestellt? Man ist versucht die Frage mit „ja“ beantworten, wenn man sich z. B. die „Jesus Freaks“ in Freiburg anschaut: Norbert Aufrecht, Stadtmissionar und Vorsitzender der Evangelischen Allianz, sieht in der Arbeit der „Jesus Freaks“ keine Konkurrenz zur Jugendarbeit anderer Gemeinden – eher eine wichtige Ergänzung. Er bestätigt:

Es gibt christliche Kreise, da braucht man einen Kurs in Frommdeutsch, um dazuzugehören.

In vielen Gemeinden existiere eine Binnenkultur, die es nur schwer möglich mache, dass Jugendliche dort ihren Platz finden und sich entfalten können.

Konventionelle, kirchliche Gemeinden sind leider oftmals eher etwas für den gehobenen Mittelstand – ein Jugendlicher mit neuen Ideen kommt selten über den Status eines Jugendgruppenleiters hinaus,

sagt Aufrecht. Er hoffe deshalb, dass die „Jesus Freaks“ bald Mitglied in der Evangelischen Allianz werden – einem Zusammenschluss von freikirchlichen Gemeinden in Freiburg.

Natürlich kann es sein, dass Berührungsängste da sind, denn gerade in Stilfragen gibt es erhebliche Meinungsunterschiede, aber der Glaube verbindet,

meint Aufrecht.

Und wir können sicher voneinander lernen.

Die Jesus Freaks sehen darin eine Gelegenheit, ein lästiges Klischee loszuwerden:

Nämlich dass wir Abendmahl mit Pommes und Cola feiern,

sagt Simon Küsters. ( http://www.frsw.de/littenweiler/kirchen2.htm)

Verwendete Literatur:
Betanien Newsletter Nr. 40 vom 26. Juli 2005
http://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_Freaks
http://www.sippe-w.de/html/body_jesus_freak.htm


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