Verlage: Wie Evangelikale gesteuert werden

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In diesen Tagen verschicken viele Verlage die Werbung für ihr Frühjahrsprogramm. Die der pietistischen Pilgermission St. Chrischona zugehörigen Brunnen Verlage in Gießen und Basel veröffentlichen ihr neues Angebot gemeinsam.

Beide Verlage haben ein „gemeinsames Elternhaus“, publizieren jedoch weiterhin getrennt – noch. In den Büchern stehen immer beide Ortsnamen, Gießen und Basel; der zuerst stehende Ortsname weist auf den zuständigen Verlag hin. Inhaltlich fuhr man in der Vergangenheit einen deutlich entgegengesetzten Kurs: „Gießen“ publizierte liberale Titel und vertrat eine „gemäßigt bibelkritische“ Haltung, die in Auslegungs- und Einleitungsbüchern deutlich sichtbar war. Hier spiegelte sich die Ausrichtung der Chrischona-Gemeinden in Deutschland und der Schweiz wider, auch die desTheologischen Seminars St. Chrischona. Letzteres hatte sich intern bereits in den 1960er Jahren gegen ein Bekenntnis zur Irrtumslosigkeit der Bibel ausgesprochen.

Anders der Brunnen Verlag Basel, zu dem in jüngerer Vergangenheit auch ein französischer Zweig gehörte. Der langjährige Verlagsleiter Hans-Peter Züblin (früher Missionar in Pakistan) bemühte sich engagiert, mit seinem Verlagsprogramm einen bibeltreuen Kurs zu steuern. So wie die französischsprachigen Chrischona-Gemeinden in Frankreich zu einem Gemeindeverband gehörten, der die Irrtumslosigkeit der Bibel teilte, so war ihm dieselbe Ausrichtung für das Basler Verlagsprogramm unverzichtbar. Auf dieser Grundlage bemühte er sich um die Veröffentlichung wertvoller Literatur, die dem einzelnen Christen und der Gemeinde Jesu fundiert dienen konnte. Und für sein Projekt einer gut verständlichen Bibelübersetzung suchte er sich fachkundige Mitarbeiter, welche ein klares Ja zur Inspiration der Bibel hatten. So entstand die Bibel „Hoffnung für alle“, die zwar in Bezug auf ihre Übersetzungsprinzipien und Genauigkeit umstritten ist, die aber wegen ihrer verständlichen Sprache gerne evangelistisch genutzt wird. Der Brunnen Verlag Basel war lange Jahre – auch in der Ausrichtung der mit ihm verknüpften Buchhandlungen in der Schweiz – ein Bollwerk gegen die Bibelkritik. Der Verlagsleitung war es wichtig, keine bibelkritische oder sektiererische Literatur zu fördern; das war einmal.

Mit der Berufung von Dr. Dominik Klenk zum Leiter des Brunnen Verlages Basel hat die Mitgliederversammlung des Chrischona-Gemeindeverbandes 2012 ein Verlagshaus quasi zerstört, das über Jahre ein klar biblisches und geistliches Profil zeigte. Klenk folgte auf Andreas Walter, der in Pension ging; er konnte mit der Bibel „Hoffnung für alle“ expandieren und auf dem von Züblin gelegten Fundament aufbauen. Von 2002 bis 2012 war Klenk Leiter und Prior der ökumenischen Kommunität Offensive Junger Christen (OJC). In diesen Jahren wurde die OJC immer ökumenischer. 2011 gab Klenk das Buch „Lieber Bruder in Rom! Ein evangelischer Brief an den Papst“ heraus. Dies ist ein Dokument erschreckender Blindheit und der Zerstörung des biblischreformatorischen Protestantismus, ein Kniefall vor dem „Heiligen Stuhl“. Dessen Ökumene-Gesäusel zum Reformationsjubiläum 2017 begrüßt Klenk, obgleich Rom die Reformation weiter als Sündenfall einstuft. Vor 40 Jahren warnte Chrischona noch vor den Irrwegen Roms und der Ökumene; das entsprechende Grundsatzpapier landete jetzt wohl im Papierkorb von St. Chrischona.

Die in der Werbung nun vernetzten Verlage gaben sich für 2013 das Motto: „Brunnen – was das Leben wertvoll macht“. Studiert man die Voranzeigen, so wird rasch sichtbar, dass diese Verlagshäuser bewusst ökumenische, linksevangelikale und nicht bibeltreue Titel anbieten wollen. Die Ausrichtung des Programms dokumentiert einen Kurs, der den an der Bibel orientierten ev. Gemeinden nur schaden kann. Beispiele:

Der Brunnen Verlag Basel bietet eine „Gerechtigkeitsbibel“ auf Basis der „Hoffnung für alle“ an, in welcher 3.000 Bibelstellen hervorgehoben werden, „die Gottes Liebe für die Armen und seine Leidenschaft für Gerechtigkeit zeigen“ sollen. Zum Herausgeberkreis gehören auch die Micha-Initiative Deutschland und World Vision.

In der Micha-Initiative haben sich weltweit Evangelikale zusammengefunden, um sich mehr sozial zu engagieren (s. TOPIC 5 u. 10/05) und dabei Ziele der UNO umzusetzen. World Vision ist eine internationale evangelikale Hilfsorganisation und arbeitet vorwiegend in der Entwicklungshilfe. Von daher verwundert es nicht, wenn die beiden Hilfsorganisationen in der „Gerechtigkeitsbibel“ fordern, „sich hier und jetzt für Gerechtigkeit einzusetzen ……“ Soziales Engagement wird betont, Evangelisation und Mission bleiben auf der Strecke.

Die zerstörerische Ausrichtung des Brunnen Verlages Gießen in Bezug auf einen bibeltreuen Glauben wurde mit der Publikation „Das letzte Wort hat die Liebe. Über Himmel und Hölle …“ von Rob Bell deutlich sichtbar. Der US-Pastor und Emerging Church-Aktivist stellt die biblische Lehre der ewigen Verdammnis in Frage; sein Buch wurde weltweit von bibeltreuen Theologen kritisiert, und Bell musste in der Folge auch die von ihm mit gegründete Gemeinde verlassen. Letzteres verschweigt der Verlag, wenn er jetzt für die Taschenbuchausgabe desselben Buches wirbt. Zweideutig und irreführend wirbt der Verlag mit der Aussage: Für

Menschen, die über die schwierigen Themen des Glaubens nicht nur stolpern, sondern dazu begründet mitreden wollen…

Dass Bell Gottes Wort verdreht und damit Glauben zerstören kann, wird schlicht verschwiegen.

Vom Benediktiner-Pater Anselm Grün, dem – wie „Gießen“ schreibt – „Autor zahlreicher geistlicher Bestseller“, werden zwei Titel (Co-Autor ist Clemens Bitdinger) angeboten. Eines ist ein „individueller Fastenkalender“ für die Zeit „zwischen Aschermittwoch und Ostern 2013″. Damit öffnet sich der einst evangelikal-pietistische Verlag weiter dem unbiblischen Katholizismus, einer Fasten-Praxis, welche die Reformatoren begründet ablehnten – und Brunnen Gießen öffnet sich auch für die Irrlehren eines Anselm Grün. Offenbar ist es den Verantwortlichen bei Brunnen Gießen völlig egal, dass Grün schrieb: „In manchen Köpfen schwirrt noch immer die Idee herum, dass Gott seinen Sohn sterben lässt, um unsere Sünden zu vergeben. Doch was ist das für ein Gott, der den Tod seines Sohnes nötig hat, um uns vergeben zu können?“ [Grün, „Erlösung. Ihre Bedeutung in unserem Leben“, Kreuz-Verlag 2004, S. 7]. Ihn dann noch als Verfasser von „geistlichen Bestsellern“ vorzustellen, ist blanker Hohn: Wirklich „geistlich“ ist eine von Gottes Geist und Wort getränkte Haltung – diesbezüglich führt Grün allerdings in die Irre.

Natürlich darf der „neue evangelikale Feminismus“ nicht fehlen. In Kürze erscheint beim Brunnen Verlag Basel der Titel „Himmelstöchter! Warum die Stärke der Frau in der Kirche gebraucht wird. Und warum das biblisch ist.“ Verfasser ist „die Autorin Roland Hardmeier“ (Autorin? – Hier hat wohl jemand eine etwas zu stark feministisch eingefärbte Brille aufgehabt!?). Das Buch kommt mit Empfehlung von Elke Werner, der Ehefrau des CVJM-Generalsekretärs Roland Werner. Im Vorwort schreibt sie: „… (das Buch) wird jedem Leser helfen, genauer hinzuschauen, den roten Faden in der Bibel ernst zu nehmen und die wenigen missverständlichen Bibelstellen, die vermeintlich Frauen in ihren Aufgaben einschränken, anders zu bewerten. Es zeigt auf, dass Gott Frauen in gleicher Weise achtet, begabt, beruft und sendet wie Männer.“ Was in der Heiligen Schrift unbequem scheint, das wird kurzerhand umgedeutet, beiseitegeschoben oder abgeschafft. Nur so gelangt man zu Ältestinnen und Pastorinnen …

In den Reihen evangelikaler Verlage schreitet die geistliche Selbstzerstörung weiter voran und hat mit dem Brunnen Verlag Basel jetzt wohl ein neues Opfer.

Für nähere Informationen und Textbelege:
Topic 02/2013

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