Evangelist Klaus Vollmer hatte homosexuelle Beziehungen
Zitat von Roland am 21. Februar 2022, 21:03 UhrKlaus Vollmer (* 30. Dezember 1930 in Berlin; † 4. Juni 2011 in Uelzen) war ein deutscher Autor und evangelisch-lutherischer Theologe. Er arbeitete als Pastor und Evangelist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.
Vollmer war gelernter Maschinenschlosser und wollte ursprünglich Ingenieur werden. Auf einer Veranstaltung des CVJM hörte er 1948 einen Vortrag von Johannes Busch. Er entschloss sich danach, Evangelist zu werden. 1952 bis 1955 erhielte er seine theologische Ausbildung an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Von Olav Hanssen, dem damaligen theologischen Leiter des Johanneums, wurde sein Denken nachhaltig geprägt. Auf dessen Empfehlung hin kam er ab 1955 als Mitarbeiter an die Evangelische Akademie Loccum. 1958 wurde er Mitarbeiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und wirkte danach als Evangelist im Reisedienst in Veranstaltungen der Kirchengemeinden und der landeskirchlichen Zeltmission. Durch seine Ordination am 1. Juli 1962 wurde er Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.
Als Evangelist beteiligte er sich an Evangelisationen und Glaubenskonferenzen in Deutschland und in den Jahren 1974 bis 2004 in Südafrika. Neben der evangelistischen Arbeit hatte Vollmer das Ziel, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende für die Kirche zu gewinnen. Ab 1972 wirkte er in der Gruppe 153 – Ev.-luth. Missiondienst e.V. mit, die sich als Impulsbewegung für Mitarbeitende in den Gemeinden verstand. Aus Anfängen in der Studentenarbeit im Jahr 1968 gründete er 1977 die evangelische Bruderschaft „Kleine Brüder vom Kreuz“ (heute: Evangelische Geschwisterschaft) mit Sitz in Hermannsburg und einem seit 1978 betriebenen Zentrum auf Hof Beutzen, wo Vollmer auch langjährig wohnte.
Missbrauchsvorwürfe
Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs durch Vollmer wurden einer breiteren Öffentlichkeit im Jahr 2022 bekannt.[1] Er soll in einer Bruderschaft junge Männer missbraucht haben[2], was von der Anfangszeit der 1977 von Vollmer gegründeten Bruderschaft Kleine Brüder vom Kreuz bis zu Beginn der 1990er Jahre erfolgt sei.[3] Die Vereinigung Evangelische Geschwisterschaft als Nachfolgeorganisation der Bruderschaft hatte 2019 nach dem Bekanntwerden von früheren sexuellen Beziehungen und sexuellen Übergriffen eine Aufarbeitungskommission beauftragt. Ich zitiere aus der Studie der Aufarbeitungskommission:
„Das besondere Charisma Klaus Vollmers sowie verbindliche und durchaus elitäre Strukturen verliehen der Bruderschaft in den Anfangsjahren für viele eine große Dynamik und Anziehungskraft. Viele richteten ihre Berufs- und Lebenspläne danach aus, der Idee einer engen Glaubens- und Lebensgemeinschaft folgend. Heute werfen wir auf diese Zeit auch einen kritischen Blick: Es kam in diesen Jahren zu einem übersteigerten Verständnis von Berufung, von Verpflichtung und von persönlicher Bindung zum Leiter. Unzulässige Übergriffe in einzelne Biographien, unzureichender Abstand zwischen Seelsorge und Beeinflussung sowie die Abwertung von Frauen in Rede und Umgang sind zu beklagen.
Auch von Klaus Vollmer selbst mit angestoßen, begann Mitte der 1980er Jahre ein langer Prozess der Wandlung. Etliche Brüder der Anfangszeit verließen die Gemeinschaft. Klaus Vollmer trat als Leiter immer mehr in den Hintergrund, ein Nachfolger in dieser Funktion wurde bewusst nicht eingesetzt. Ein demokratisch gewähltes Gremium (Konventsrat) übernahm die Leitung der Gemeinschaft. In den 1990er Jahren traten Frauen in den Konvent ein, die Tagungen wurden auch für Familien ausgerichtet. Es begann ein Miteinander aller Generationen. Nach Ablauf einer Dekade der Diskussion wurde 2011 der Name in „Evangelische Geschwisterschaft“ geändert und so der faktischen Veränderung Rechnung getragen.
Im Frühjahr 2017 erfuhren alle Geschwister, dass es in früheren engen Vertrauensverhältnissen mit Meister-Jünger-Charakter neben Abhängigkeiten auch sexuelle Übergriffe sowie längerfristige sexuelle Beziehungen gab. Das betrifft die Anfangszeit bis zum Beginn der 1990er Jahre. Es zeigte sich die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung.“[4]
In der 2022 vorgelegten Studie der Kommission äußert der als externer Gutachter beigezogene Hamburger Therapeut und Theologe Christian Braune:
„Klaus Vollmer hat es in den Jahren seiner Tätigkeit in der Evangelisch-lutherischen Kirche verstanden, bewusst, zielgerichtet und konsequent Bedingungen zu schaffen, die es ihm erlaubten, missbräuchliche grenzverletzende sexuelle Beziehungen zu jungen Männern aufzunehmen.“[5]
In der Studie kommt Braune zu der Einschätzung, die mangelnde Personalaufsicht der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers habe den Missbrauch mitermöglicht. Unter anderem aus diesem Grund hält die Landeskirche einen ergänzenden Aufarbeitungsprozess für erforderlich, der durch externe Fachleute erfolgen soll.[6] Zudem leitete das Landeskirchenamt Hannover disziplinarische Vorermittlungen ein, weil die Landeskirche Informationen zu einem möglichen sexuellen Missbrauch an einem damals Minderjährigen durch den Pastor unvollständig und falsch an die Aufarbeitungskommission weitergegeben haben soll.[7]
Die Nachrichtenagentur Idea schreibt:
„Der 2011 im Alter von 80 Jahren gestorbene Evangelist Klaus Vollmer (Hermannsburg) hatte jahrelang homosexuelle Beziehungen zu Mitgliedern der von ihm gegründeten Bruderschaft ‚Kleine Brüder vom Kreuz‘. Er habe dabei seine Leitungsposition und charismatische Wirkung genutzt, um diese Beziehungen einzugehen. So heißt es in dem am 18. Februar veröffentlichten Bericht einer von der ‚Evangelischen Geschwisterschaft‘ eingesetzten Kommission.
Die Geschwisterschaft ist 2011 aus der Bruderschaft hervorgegangen. 2017 waren erste Informationen über Vollmers Verhalten bekanntgeworden. Daraufhin hatte die Geschwisterschaft, der aktuell 58 Mitglieder angehören, eine Aufarbeitungskommission eingesetzt. Aus dem Bericht geht hervor, dass alle jungen Männer mit sexuellem Kontakt zu Vollmer älter als 18 Jahre gewesen seien. Es gebe keine Hinweise auf ’strafrechtliche relevante Sachverhalte‘. Als geistlicher Leiter und Pastor habe Vollmer aber ‚massiv und fortdauernd kirchliches Recht verletzt‘.
Darüber hinaus gibt es dem Bericht zufolge inzwischen auch glaubhafte Hinweise, dass Vollmer einen sexuellen Übergriff gegenüber einem Minderjährigen begangen habe, der nicht der Geschwisterschaft angehörte.“[8]
Quellen:
[1] Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Pastor in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19.02.2022
[2] Missbrauch in Bruderschaft? in Cellesche Zeitung vom 18.02.2022
[3] Unsere Geschichte bei Evangelische Geschwisterschaft
[4] Bericht der „Aufarbeitungskommission der Evangelischen Geschwisterschaft e.V“ vom Februar 2022
[5] Pastor schuf Abhängigkeitsverhältnisse bei evangelisch.de vom 18.02.2022
[6] Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegen verstorbenen Pastor, Pressemitteilung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vom 18.02.2022
[7] Missbrauchs-Vorwürfe in Landeskirche nicht weitergegeben? bei ndr.de vom 18.02.2022
Klaus Vollmer (* 30. Dezember 1930 in Berlin; † 4. Juni 2011 in Uelzen) war ein deutscher Autor und evangelisch-lutherischer Theologe. Er arbeitete als Pastor und Evangelist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.
Vollmer war gelernter Maschinenschlosser und wollte ursprünglich Ingenieur werden. Auf einer Veranstaltung des CVJM hörte er 1948 einen Vortrag von Johannes Busch. Er entschloss sich danach, Evangelist zu werden. 1952 bis 1955 erhielte er seine theologische Ausbildung an der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertal. Von Olav Hanssen, dem damaligen theologischen Leiter des Johanneums, wurde sein Denken nachhaltig geprägt. Auf dessen Empfehlung hin kam er ab 1955 als Mitarbeiter an die Evangelische Akademie Loccum. 1958 wurde er Mitarbeiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und wirkte danach als Evangelist im Reisedienst in Veranstaltungen der Kirchengemeinden und der landeskirchlichen Zeltmission. Durch seine Ordination am 1. Juli 1962 wurde er Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers.
Als Evangelist beteiligte er sich an Evangelisationen und Glaubenskonferenzen in Deutschland und in den Jahren 1974 bis 2004 in Südafrika. Neben der evangelistischen Arbeit hatte Vollmer das Ziel, ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende für die Kirche zu gewinnen. Ab 1972 wirkte er in der Gruppe 153 – Ev.-luth. Missiondienst e.V. mit, die sich als Impulsbewegung für Mitarbeitende in den Gemeinden verstand. Aus Anfängen in der Studentenarbeit im Jahr 1968 gründete er 1977 die evangelische Bruderschaft „Kleine Brüder vom Kreuz“ (heute: Evangelische Geschwisterschaft) mit Sitz in Hermannsburg und einem seit 1978 betriebenen Zentrum auf Hof Beutzen, wo Vollmer auch langjährig wohnte.
Missbrauchsvorwürfe
Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs durch Vollmer wurden einer breiteren Öffentlichkeit im Jahr 2022 bekannt.[1] Er soll in einer Bruderschaft junge Männer missbraucht haben[2], was von der Anfangszeit der 1977 von Vollmer gegründeten Bruderschaft Kleine Brüder vom Kreuz bis zu Beginn der 1990er Jahre erfolgt sei.[3] Die Vereinigung Evangelische Geschwisterschaft als Nachfolgeorganisation der Bruderschaft hatte 2019 nach dem Bekanntwerden von früheren sexuellen Beziehungen und sexuellen Übergriffen eine Aufarbeitungskommission beauftragt. Ich zitiere aus der Studie der Aufarbeitungskommission:
„Das besondere Charisma Klaus Vollmers sowie verbindliche und durchaus elitäre Strukturen verliehen der Bruderschaft in den Anfangsjahren für viele eine große Dynamik und Anziehungskraft. Viele richteten ihre Berufs- und Lebenspläne danach aus, der Idee einer engen Glaubens- und Lebensgemeinschaft folgend. Heute werfen wir auf diese Zeit auch einen kritischen Blick: Es kam in diesen Jahren zu einem übersteigerten Verständnis von Berufung, von Verpflichtung und von persönlicher Bindung zum Leiter. Unzulässige Übergriffe in einzelne Biographien, unzureichender Abstand zwischen Seelsorge und Beeinflussung sowie die Abwertung von Frauen in Rede und Umgang sind zu beklagen.
Auch von Klaus Vollmer selbst mit angestoßen, begann Mitte der 1980er Jahre ein langer Prozess der Wandlung. Etliche Brüder der Anfangszeit verließen die Gemeinschaft. Klaus Vollmer trat als Leiter immer mehr in den Hintergrund, ein Nachfolger in dieser Funktion wurde bewusst nicht eingesetzt. Ein demokratisch gewähltes Gremium (Konventsrat) übernahm die Leitung der Gemeinschaft. In den 1990er Jahren traten Frauen in den Konvent ein, die Tagungen wurden auch für Familien ausgerichtet. Es begann ein Miteinander aller Generationen. Nach Ablauf einer Dekade der Diskussion wurde 2011 der Name in „Evangelische Geschwisterschaft“ geändert und so der faktischen Veränderung Rechnung getragen.
Im Frühjahr 2017 erfuhren alle Geschwister, dass es in früheren engen Vertrauensverhältnissen mit Meister-Jünger-Charakter neben Abhängigkeiten auch sexuelle Übergriffe sowie längerfristige sexuelle Beziehungen gab. Das betrifft die Anfangszeit bis zum Beginn der 1990er Jahre. Es zeigte sich die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung.“[4]
In der 2022 vorgelegten Studie der Kommission äußert der als externer Gutachter beigezogene Hamburger Therapeut und Theologe Christian Braune:
„Klaus Vollmer hat es in den Jahren seiner Tätigkeit in der Evangelisch-lutherischen Kirche verstanden, bewusst, zielgerichtet und konsequent Bedingungen zu schaffen, die es ihm erlaubten, missbräuchliche grenzverletzende sexuelle Beziehungen zu jungen Männern aufzunehmen.“[5]
In der Studie kommt Braune zu der Einschätzung, die mangelnde Personalaufsicht der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers habe den Missbrauch mitermöglicht. Unter anderem aus diesem Grund hält die Landeskirche einen ergänzenden Aufarbeitungsprozess für erforderlich, der durch externe Fachleute erfolgen soll.[6] Zudem leitete das Landeskirchenamt Hannover disziplinarische Vorermittlungen ein, weil die Landeskirche Informationen zu einem möglichen sexuellen Missbrauch an einem damals Minderjährigen durch den Pastor unvollständig und falsch an die Aufarbeitungskommission weitergegeben haben soll.[7]
Die Nachrichtenagentur Idea schreibt:
„Der 2011 im Alter von 80 Jahren gestorbene Evangelist Klaus Vollmer (Hermannsburg) hatte jahrelang homosexuelle Beziehungen zu Mitgliedern der von ihm gegründeten Bruderschaft ‚Kleine Brüder vom Kreuz‘. Er habe dabei seine Leitungsposition und charismatische Wirkung genutzt, um diese Beziehungen einzugehen. So heißt es in dem am 18. Februar veröffentlichten Bericht einer von der ‚Evangelischen Geschwisterschaft‘ eingesetzten Kommission.
Die Geschwisterschaft ist 2011 aus der Bruderschaft hervorgegangen. 2017 waren erste Informationen über Vollmers Verhalten bekanntgeworden. Daraufhin hatte die Geschwisterschaft, der aktuell 58 Mitglieder angehören, eine Aufarbeitungskommission eingesetzt. Aus dem Bericht geht hervor, dass alle jungen Männer mit sexuellem Kontakt zu Vollmer älter als 18 Jahre gewesen seien. Es gebe keine Hinweise auf ’strafrechtliche relevante Sachverhalte‘. Als geistlicher Leiter und Pastor habe Vollmer aber ‚massiv und fortdauernd kirchliches Recht verletzt‘.
Darüber hinaus gibt es dem Bericht zufolge inzwischen auch glaubhafte Hinweise, dass Vollmer einen sexuellen Übergriff gegenüber einem Minderjährigen begangen habe, der nicht der Geschwisterschaft angehörte.“[8]
Quellen:
[1] Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Pastor in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19.02.2022
[2] Missbrauch in Bruderschaft? in Cellesche Zeitung vom 18.02.2022
[3] Unsere Geschichte bei Evangelische Geschwisterschaft
[4] Bericht der „Aufarbeitungskommission der Evangelischen Geschwisterschaft e.V“ vom Februar 2022
[5] Pastor schuf Abhängigkeitsverhältnisse bei evangelisch.de vom 18.02.2022
[6] Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegen verstorbenen Pastor, Pressemitteilung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers vom 18.02.2022
[7] Missbrauchs-Vorwürfe in Landeskirche nicht weitergegeben? bei ndr.de vom 18.02.2022