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Auf einsamer Wacht in finsterer Nacht

Über das christliche Wächteramt

Ein Wächter auf Zions Mauern hat es so an sich, dass er den Horizont der Gemeindeszene kritisch absucht nach verdächtigen Bewegungen und Regungen. Man sollte sich darüber freuen, wenn er eher zu kritisch wacht als zu oberflächlich. Er nimmt sein Amt eben ernst. Statt sich darüber zu freuen, wird er oft beschimpft: „Du richtest, du hast keine Liebe, du siehst überall das Negative!“ Was wollt ihr sonst von einem Wächter hören, ihr Narren! Soll er euch vom schönen Sonnenuntergang berichten oder vom Flug der Wildgänse? Furchtbar, wie blind diese Frömmler sind! „Du siehst nur das Negative!“ Das könnten sie auch einem Polizisten vorwerfen, der gerade einen Räuber verhaftet. Gewiss hat der Räuber auch seine positiven Seiten, die man vielleicht im Rahmen einer Biografie herausstellen könnte. Aber ein Polizist ist kein Schreiber von Biografien, sondern er ist berufen, sich mit den negativen Seiten der Gesellschaft zu befassen, das Unrecht aufzudecken und strafrechtlich zu verfolgen. So ist das auch mit dem christlichen Wächter- und Prophetendienst.

Der tiefste Grund aber, warum die Frömmler das Wächteramt verachten, ist: Ihr Herz schlägt längst für die Gegenseite. Sie würden lieber heute als morgen das Burgtor von innen öffnen und den Feind einladen, die Stadt einzunehmen. Am liebsten würden sie ja dem Antichristen hinten hineinkriechen und eine Willkommenskultur aufbauen für alles Weltoffene und Fleischliche. Ihre Parole lautet: „Nieder mit Zions Mauern, nieder mit allen Grenzen und Zäunen, damit ja niemand „ausgegrenzt“ oder gar „diskriminiert“ werde! Das sind so die gängigsten Phrasen in aller Mund. Einer plappert sie dem anderen nach. Die werden sich wundern, wenn sie einst selbst „ausgegrenzt“ sehen aus dem Reich GOTTES und wenn es heißt:

Matthäus 22, 13

Dann sagte der König zu den Dienern: ‘Bindet ihm Füße und Hände. Nehmt ihn und werft [ihn] hinaus in die Finsternis draußen.’
Dort wird das Weinen sein und das Zähneknirschen.

GOTT schied den Tag von der Nacht, genauso scheidet der HEILIGE GEIST das Licht von der Finsternis. Der Teufel hasst Grenzen, er nennt sie verächtlich Schwarz-Weiß-Malerei, weil er die Grauzonen liebt, wo alles ineinander verfließt und vermischt wird, und keiner mehr weiß, wo es lang geht, und am Ende alle belämmert und eingeschläfert Richtung Hölle torkeln.

Jesaja 5, 20

Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse, die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis, die Bitteres als süß hinstellen und Süßes als bitter!

Quelle: Glaubensnachrichten September 2018, S. 3