Die Straßenpredigt ist keine Gemeindepredigt, sondern reine Bußpredigt. Man kann in der Straßenpredigt nicht systematische Theologie entfalten, sondern man muss in den Vorübergehenden prägnante Sätze zurufen, die sich in ihrem Gewissen verfangen. Am besten ist es, einfach das Sündenregister zu ziehen, d. h. die Sünden mit Namen aufzählen. Oft erlebe ich es dann, dass Leute, die schon 20 Meter weitergegangen waren, wieder zurückkommen und fragen: „Was haben Sie da gesagt, Rauchen ist Sünde?“ Die Leute hören nur, was sie selbst betrifft, und das sind eben die einzelnen Sünden des alltäglichen Lebens. Auch der Anspracheton der Bußpredigt muss ein gewisses Maß an Aggressivität enthalten; denn die Menschen hören erst, wenn sie sich angegriffen fühlen.
Der Gedanke, das Schuldbewusstsein zu wecken, muss die treibende Kraft aller Bußpredigt sein, d. h. die Menschen zu erwecken aus dem Sündenschlaf. Wo ich es schaffe, das Gewissen eines Menschen aufzuwecken, habe ich einen Menschen vom Tode erweckt; denn hier beginnt der Pulsschlag geistlichen Lebens. Beweggrund aller Missionsarbeit aber muss die Liebe sein, die Retterliebe. Wer nur predigt, weil es ihm Spaß macht, Menschen zu schulmeistern oder Macht über sie auszuüben, der ist fehl am Platz. Manche Gläubige sagen mir: Du darfst nicht gegen dieses und jenes predigen, Du musst so oder so predigen. Ich persönlich bin da weitherziger und mache keinem Vorschriften. Ich prüfe nur, ob die Motive sauber sind. Wer die Retterliebe im Herzen hat, der kann predigen, was er will und wie er will, es ist immer richtig. Wer keine Retterliebe hat, der kann noch so rechtgläubig predigen, es ist trotzdem alles falsch, weil der Beweggrund falsch ist: Geltungssucht, Wichtigtuerei und Selbstdarstellung.
Quelle: Glaubensnachrichten 06-2016, S. 4
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