Ein Glaubensbruder meinte, wenn man auf der Straße predigt und man wird tatsächlich angegriffen, dann stimme etwas mit einem nicht, sonst würde GOTT einen beschützen.
Die Schrift lehrt uns etwas ganz anderes. Als Petrus, Paulus und die Apostel predigten, wurde sie fast ständig attackiert, verhaftet, geschlagen und gesteinigt. Als Petrus unmittelbar nach seiner Tempelpredigt verhaftet und eingesperrt wurde (Apostelgeschichte 4, 3), sagte er sich nicht: „Oh, ich habe wohl falsch gepredigt, sonst hätte GOTT mich beschützt“. Vielmehr freuten sich die Apostel,
Apostelgeschichte 5, 41
… dass sie würdig gewesen waren, um JESU willen Schmach zu erleiden.
Wenn man in der Straßenpredigt angegriffen wird, ist das also völlig normal und man sollte sich so verhalten, wie es uns der HERR gelehrt hat:
Lukas 6, 23
Freut euch über jenen Tag und hüpft, denn – siehe! – euer Lohn ist groß im Himmel; denn genauso handelten ihre Väter an den Propheten.
Am Anfang unseres Straßenpredigtdienstes in den 1970er und 1980er Jahren gab es oft tumultartige Szenen (heute auch noch manchmal), die Menge tobte und wenn wir fertig waren, folgte uns meist eine „Prozession“ von außer sich geratenen Schimpfern. Einmal kann ich mich erinnern, dass sie uns verfolgten und es musste die Polizei einschreiten, um uns aus der Menge zu reißen, damit sie uns nicht lynchten. Was haben wir Anstößiges gepredigt, dass die Menge so in Wut geriet? Wir haben die Sünden mit Namen genannt, allerdings nicht die Sünden nur allgemein, sondern die Sünden der vor uns stehenden Zuhörer.
Ich frage all die Salonprediger der Freikirchen und Missionswerke: Was mag der Inhalt der Predigt von Charles Finney, George Whitefield oder John Wesley gewesen sein, dass ihre Zuhörer oft so in Rage gerieten und Steine und Dreck nach dem Prediger warfen oder ihn gar töten wollten (siehe Tagebuch von John Wesley)? Gewiss haben sie nicht so handzahm gepredigt wie die heutigen Prediger, sondern sie haben die Sünde gegeißelt, detailliert und in allen Facetten, bis der Sündenpfuhl in den Herzen der Zuhörer zum Kochen kam. Ein Prediger GOTTES hat nicht nur Retterliebe, sondern auch einen abgrundtiefen Hass gegen die Sünde, der sich entsprechend in der Predigt wie ein reinigendes Gewitter über die Zuhörer entlädt. Wo die Sünde abgestraft wird durch den HEILIGEN GEIST, flieht die Finsternis und der Teufel fährt oft schon während der Predigt aus; denn nichts hasst der Teufel so sehr wie Strafe. Darum ist Bußpredigt manchmal Strafpredigt. Die Vergebung darf man nur Menschen predigen, die ihre Sünden bereuen, ansonsten wirft man die Perlen vor die Säue.
In ihren evangelikalen Büchern lesen die Frömmler gerne über die Erweckungsprediger und wie sie verfolgt wurden. Greift aber heute ein Prediger die Sünde ähnlich scharf an wie die Erweckungsprediger ihrer Bücher, gehen sie sofort auf Distanz und sie schreien: „Das ist nicht in der Liebe, das ist nicht in der Liebe!“ Schon der HERR hat über diese Heuchler geurteilt, dass sie nur den toten Propheten verehren (Matthäus 23, 29), den lebenden aber verachten sie allezeit.
Quelle: Glaubensnachrichten Juli/August 2016, S. 3
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