Die Beröer zeichneten sich durch ihre edle Gesinnung aus, da sie das Wort unvoreingenommen und offen aufnahmen. Sie wurden in der Heiligen Schrift dafür gelobt, dass sie nicht leichtgläubig waren, sondern das Gehörte anhand der Heiligen Schrift prüften, um festzustellen, ob es wahr war oder nicht. Wir laden Sie ein, die Beiträge im Forum mit dieser Beröer-Haltung zu betrachten und zu prüfen.
Die Perikope von der Ehebrecherin
Zitat von Roland am 28. Januar 2024, 21:52 UhrDie Perikope von der Ehebrecherin (Johannes 7,53 – 8,11) fehlt in einigen alten Hss. Handelt es sich um eine spätere Hinzufügung? Die meisten der gr. Hss (darunter auch alte, wie Codex D) sowie die Mehrheit der alten lateinischen enthalten den Text, ebenso die armenische Übersetzung, die bohairisch-koptische, die palästinensisch-syrische (5. Jhdt.), die äthiopische (5. Jhdt.), die gregorianische (5./6. Jhdt.), die slavonische, arabische und persische. S. Holland und Burgon. In allen Teilen der alten Christenheit war die Perikope bekannt.
Hieronymus erwähnt, dass diese Perikope in vielen gr. und lat. Hss stehe:
„Im Evangelium nach Johannes findet sich in vielen griechischen und lateinischen Handschriften die Perikope der Ehebrecherin, die beim Herrn verklagt wurde.“Dialogus Adversus Pelagionos 2,17; s. Burgon; E. Mauerhofer, S. 238). Pacian von Barcelona (370–390), Ambrosiaster (366–385), Ambrosius (374, Ep. 25,7), Augustinus (396), Didymus (ca. 313 – ca. 398), Faustus (um 400), Rufinus v. Aquileia (400), Hieronymus (ca. 415), Chrysologus (433) und Sedulius (434), aus verschiedenen Gegenden kommend, zitieren alle die Perikope; auch bei Victorius/Victorinus (457), Vigilius von Tapsus (484), Gelasius, Bischof von Rom (492), Cassiodorus (ca. 485 – ca. 585) und bei Gregor dem Großen (Bischof v. Rom, 590–604) finden sich Hinweise. (Vgl. Burgon.) Zahn (Johanneskommentar, S. 726) zeigt, dass sie sich auch in der Didascalia Apostolorum (syr. und lat.; 3. Jhdt. n. Ch.) befindet12. In den Constitutiones Apostolorum (4. Jhdt.) wird Vers 11 zitiert. Mauerhofer (S. 240) schreibt, dass über Papias (70–130 n. Ch.) die Erzählung bis in die apostolische Zeit zurückverfolgt werden könne (Eusebius, Kirchengeschichte 3,39).
Fehlte die Perikope, wäre der Übergang von 7,52 zu 8,12 unklar und abrupt: Worauf bezöge sich JESUS in 8,12 mit „ihnen“? Warum sagt Johannes „wieder“?
Zwei Parteien, die einander feindlich gegenüberstanden, befanden sich im Tempel (V. 40–42). Einige von ihnen wollten JESUS festnehmen. Jedoch legte keiner Hand an IHN (V. 44). Zur gleichen Zeit berieten sich die Mitglieder des Hohen Rats miteinander hinter verschlossenen Türen. Einige tadelten ihre Diener, weil sie JESUS nicht gefangen genommen hatten (V. 45–52). Auf Nikodemus’ Wortmeldung hin antworten die Pharisäer:
Johannes 8, 52
„Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet erstanden ist.“Sollte nun der Apostel Johannes seinen Bericht fortgesetzt haben mit den Worten:
Johannes 8, 12
„Darauf redete JESUS wieder zu ihnen und sagte: ‘ICH bin das Licht der Welt. (…)“?Wen hätte ER dann angesprochen? Und warum schreibt der Evangelist: „wieder“? Nach 7,45 war JESUS nicht im Gespräch mit den Pharisäern. Diese waren in 7,45–52 woanders versammelt, nicht bei JESUS.
Würden die Verse 7,53–8,11 fehlen, würde man unvermittelt aus einem internen Disput im Beratungsraum des Hohen Rats herausgerissen und zurückversetzt zu JESUS im Tempel, ohne Übergangssatz, ohne Erklärung.
Andererseits, wenn man die Verse 7,53–8,11 stehen lässt, wie sie überliefert worden sind, ist der Übergang logisch und folgerichtig: Mit 7,53 schließt Johannes den Bericht über die Beratung der Hohen Rates ab. Am nächsten Morgen kommt JESUS wieder in den Tempel. Nach der Bloßstellung der Schriftgelehrten und Pharisäer (V. 9) und dem kurzen Zwiegespräch mit der Ehebrecherin (V. 11) nimmt JESUS im Tempel seine Unterweisung wieder auf. ER redet „wieder zu ihnen“, d. h. zum Volk (V. 2). Auch ist das Wort JESU von V. 12 thematisch keinesfalls fehl am Platz. Das Licht der Welt hatte Menschen bloßgestellt, die sich aber dem Licht, das sie anleuchtete, nicht stellten (V. 9); sie wollten weiter in der Wolke ihrer moralischen Dunkelheit wandeln. Die ab V. 12 folgende Konfrontation mit den Pharisäern ist eine logische Fortsetzung der Begebenheit mit der Ehebrecherin.
Burgon schreibt:
„These twelve disputed verses, so far from ‘fatally interrupting the course of St. John’s Gospel, if retained in the text’, prove to be even necessary for the logical coherency of the entire context in which they stand.“Zu Deutsch: „Es ist keineswegs so, dass diese zwölf umstrittenen Verse, ‘wenn man sie im Text belässt, unglücklich den Gedankenfluss des Johannesevangeliums unterbrechen’, im Gegenteil: Es stellt sich heraus, dass diese Verse sogar unbedingt nötig sind für die logische Klarheit des gesamten Zusammenhanges, in dem sie stehen.“
Aus: Herbert Jantzen und Thomas Jettel, trans., Das Neue Testament, Die Psalmen, Die Sprüche in deutscher Fassung [Übersetzungskommentar] (Bellingham, WA: Faithlife, 2017).
Die Perikope von der Ehebrecherin (Johannes 7,53 – 8,11) fehlt in einigen alten Hss. Handelt es sich um eine spätere Hinzufügung? Die meisten der gr. Hss (darunter auch alte, wie Codex D) sowie die Mehrheit der alten lateinischen enthalten den Text, ebenso die armenische Übersetzung, die bohairisch-koptische, die palästinensisch-syrische (5. Jhdt.), die äthiopische (5. Jhdt.), die gregorianische (5./6. Jhdt.), die slavonische, arabische und persische. S. Holland und Burgon. In allen Teilen der alten Christenheit war die Perikope bekannt.
Hieronymus erwähnt, dass diese Perikope in vielen gr. und lat. Hss stehe:
„Im Evangelium nach Johannes findet sich in vielen griechischen und lateinischen Handschriften die Perikope der Ehebrecherin, die beim Herrn verklagt wurde.“
Dialogus Adversus Pelagionos 2,17; s. Burgon; E. Mauerhofer, S. 238). Pacian von Barcelona (370–390), Ambrosiaster (366–385), Ambrosius (374, Ep. 25,7), Augustinus (396), Didymus (ca. 313 – ca. 398), Faustus (um 400), Rufinus v. Aquileia (400), Hieronymus (ca. 415), Chrysologus (433) und Sedulius (434), aus verschiedenen Gegenden kommend, zitieren alle die Perikope; auch bei Victorius/Victorinus (457), Vigilius von Tapsus (484), Gelasius, Bischof von Rom (492), Cassiodorus (ca. 485 – ca. 585) und bei Gregor dem Großen (Bischof v. Rom, 590–604) finden sich Hinweise. (Vgl. Burgon.) Zahn (Johanneskommentar, S. 726) zeigt, dass sie sich auch in der Didascalia Apostolorum (syr. und lat.; 3. Jhdt. n. Ch.) befindet12. In den Constitutiones Apostolorum (4. Jhdt.) wird Vers 11 zitiert. Mauerhofer (S. 240) schreibt, dass über Papias (70–130 n. Ch.) die Erzählung bis in die apostolische Zeit zurückverfolgt werden könne (Eusebius, Kirchengeschichte 3,39).
Fehlte die Perikope, wäre der Übergang von 7,52 zu 8,12 unklar und abrupt: Worauf bezöge sich JESUS in 8,12 mit „ihnen“? Warum sagt Johannes „wieder“?
Zwei Parteien, die einander feindlich gegenüberstanden, befanden sich im Tempel (V. 40–42). Einige von ihnen wollten JESUS festnehmen. Jedoch legte keiner Hand an IHN (V. 44). Zur gleichen Zeit berieten sich die Mitglieder des Hohen Rats miteinander hinter verschlossenen Türen. Einige tadelten ihre Diener, weil sie JESUS nicht gefangen genommen hatten (V. 45–52). Auf Nikodemus’ Wortmeldung hin antworten die Pharisäer:
Johannes 8, 52
Sollte nun der Apostel Johannes seinen Bericht fortgesetzt haben mit den Worten:
Johannes 8, 12
Wen hätte ER dann angesprochen? Und warum schreibt der Evangelist: „wieder“? Nach 7,45 war JESUS nicht im Gespräch mit den Pharisäern. Diese waren in 7,45–52 woanders versammelt, nicht bei JESUS.
Würden die Verse 7,53–8,11 fehlen, würde man unvermittelt aus einem internen Disput im Beratungsraum des Hohen Rats herausgerissen und zurückversetzt zu JESUS im Tempel, ohne Übergangssatz, ohne Erklärung.
Andererseits, wenn man die Verse 7,53–8,11 stehen lässt, wie sie überliefert worden sind, ist der Übergang logisch und folgerichtig: Mit 7,53 schließt Johannes den Bericht über die Beratung der Hohen Rates ab. Am nächsten Morgen kommt JESUS wieder in den Tempel. Nach der Bloßstellung der Schriftgelehrten und Pharisäer (V. 9) und dem kurzen Zwiegespräch mit der Ehebrecherin (V. 11) nimmt JESUS im Tempel seine Unterweisung wieder auf. ER redet „wieder zu ihnen“, d. h. zum Volk (V. 2). Auch ist das Wort JESU von V. 12 thematisch keinesfalls fehl am Platz. Das Licht der Welt hatte Menschen bloßgestellt, die sich aber dem Licht, das sie anleuchtete, nicht stellten (V. 9); sie wollten weiter in der Wolke ihrer moralischen Dunkelheit wandeln. Die ab V. 12 folgende Konfrontation mit den Pharisäern ist eine logische Fortsetzung der Begebenheit mit der Ehebrecherin.
Burgon schreibt:
„These twelve disputed verses, so far from ‘fatally interrupting the course of St. John’s Gospel, if retained in the text’, prove to be even necessary for the logical coherency of the entire context in which they stand.“Zu Deutsch: „Es ist keineswegs so, dass diese zwölf umstrittenen Verse, ‘wenn man sie im Text belässt, unglücklich den Gedankenfluss des Johannesevangeliums unterbrechen’, im Gegenteil: Es stellt sich heraus, dass diese Verse sogar unbedingt nötig sind für die logische Klarheit des gesamten Zusammenhanges, in dem sie stehen.“
Aus: Herbert Jantzen und Thomas Jettel, trans., Das Neue Testament, Die Psalmen, Die Sprüche in deutscher Fassung [Übersetzungskommentar] (Bellingham, WA: Faithlife, 2017).