Du Pharisäer!

„Du Pharisäer“ ist ein gängiges Schimpfwort, das meistens die lauen Christen ausstoßen gegen andere, die es mit dem Glauben genauer nehmen, als sie. Die lauen Christen schwingen gerne die Pharisäer-Keule.

Was die lauen Christen als Pharisäismus beschimpfen, ist in Wahrheit brennende Liebe zum HERRN JESUS, DER ja SELBST sagt:

Johannes 14, 15

Wenn ihr MICH liebt, haltet ‹und bewahrt› MEINE Gebote!

Je inniger ich JESUS liebe, desto gewissenhafter halte ich alles, was ER und SEINE Apostel uns als Lehre im Neuen Testament hinterlassen haben. Wer diese Haltung als Pharisäismus oder Gesetzlichkeit schlecht macht, wird seinen Lohn bekommen. Ohne die innige Jesusliebe, die sich im Halten SEINER Gebote äußert, hat man auch keine echte Nächstenliebe, nur affektierte Menschenfreundlichkeit und Humanität, aber keine reine Liebe als Frucht des HEILIGEN GEISTES.

Ein enthaltsamer bzw. biblischer Lebensstil hat überhaupt nichts mit Pharisäismus oder Werkgerechtigkeit zu tun, sondern ist das Verlangen eines jeden geistlichen Menschen, das Fleisch unter die Füße zu bekommen und dem GEIST zur Herrschaft zu verhelfen. Paulus schreibt:

Kolosser 3, 5-7

Tötet* also eure Glieder, die auf der Erde sind: Unzucht*, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht – sie ist Götzendienst; dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams, unter denen auch ihr einst wandeltet, als ihr in diesen Dingen lebtet.

„Tötet“ = Der Imperativ drückt im Gr. keine Zeitstufe aus. Die Wahl des Tempus (Aorist oder Präsens) ist aspektbedingt. So wäre es verkehrt, den gr. Imperativ Aorist nekro̱o̱sate als „Habt getötet“ oder „Haltet im Tode“ zu übersetzen.
Der Imperativ Aorist ist gemäß der gr. Grammatik von Hoffmann u. von Siebenthal die Normalbefehlsform (konstatierend-komplexiv; z. B. hier: „Tötet!“). Der Imperativ Aorist kann (in anderen Zusammenhängen) auch ingressiv (d. h. den Beginn einer Handlung betonend) verwendet sein oder effektiv (d. h. das Ziel der Handlung betonend).
Zur Betonung eines durativen Befehls würde im Gr. der Imperativ Präsens verwendet werden: z. B. bei der Aufforderung, eine Handlung ständig oder wiederholt zu tun, oder bei der Aufforderung, mit einer bereits begonnenen Handlung weiterzufahren. (S. Hoffmann und von Siebenthal, Griechische Grammatik zum Neuen Testament, § 212.)

„Unzucht“ = Voreheliche und (überhaupt) außereheliche Geschlechtsverbindung; auch: Hurerei

Über sich selbst schreibt Paulus:

1. Korinther 9, 27; Römer 8, 13

… sondern ich behandle meinen Leib mit Gewalt* und mache ihn zu einem leibeigenen Knecht, um nicht, nachdem ich anderen verkündet habe, selbst verwerflich zu werden ‹weil ich die Probe nicht bestanden hätte›.

… denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben. Wenn ihr aber ‹durch den› GEIST die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben*

„Gewalt“ = o.: ich verschlage meinen Leib ‹wie ein Faustkämpfer, der seinen Gegner pausenlos anfährt›; die Bilder dürften den isthmischen Spielen zu Korinth entnommen sein. (Das Wort hüpoopia̱dsein im Gt. bedeutet eigtl.: „ins Gesicht schlagen“; w.: „unter das Auge schlagen“.)

„leben“ = o.: werdet ihr ‹dazu beitragen, dass ihr› lebt; so könnte man übersetzen, weil im Grundtext das gr. Wort für „leben“ in der Sichform steht.

Ist das auch Pharisäismus? Dann bin ich gerne ein Pharisäer. Überhaupt sollte man nicht so überheblich sein, als sei bei den Pharisäern alles schlecht gewesen. Der HERR JESUS sagt über sie:

Matthäus 23, 3

Alles also, was sie euch sagen, dass ihr es halten sollt, haltet und tut. Aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht …

Es war also alles richtig, was sie lehrten. Nur hielten sie selbst nicht, was sie predigten. Und diese Heuchelei, Wasser predigen und Wein trinken, war der eigentliche Pharisäismus, den der HERR scharf anprangerte:

Lukas 12, 1c

Nehmt euch ‹stets› in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer, welcher ist die Heuchelei.

Im Gegensatz zu den liberalen Sadduzäern, die man mit den heutigen modernen Theologen vergleichen kann, waren die Pharisäer wie die heutigen Pietisten und Evangelikalen. Sie waren bibeltreu, glaubten an Wunder, Engel und die Auferstehung. Darum stand der HERR JESUS ihnen lehrmäßig auch am nächsten. Und dennoch waren sie SEINE größten Widersacher. Warum ausgerechnet sie, die IHM lehrmäßig doch nahestanden? Weil sie zerfressen waren vom Neid auf die große Wirkung SEINER Predigt, im Gegensatz zu der ihrigen. Das wurmte sie. Und das ist auch heute nicht anders. Bei der Straßenpredigt sind gewöhnlich nicht Weltmenschen unsere Widersacher, auch nicht die modernen Theologen, sondern eben die Pharisäer, die voll Missgunst dreinschauen und in ihrer Überheblichkeit natürlich immer besser wissen, wie und was man predigen soll.

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Quelle: Glaubensnachrichten Dezember 2018/Januar 2019 (bearbeitet)


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