Ostara – germanische Göttin oder Erfindung?

Gegen die Existenz einer germanischen Göttin mit dem Namen Ostara, die mit einem Frühlingsfest verbunden gewesen sein soll und auf deren Namen das heutige Osterfest zurückgeht, sind sehr viele Bedenken vorgebracht worden. Und pünktlich zur Osterzeit taucht dergleichen auch regelmäßig in den populären Medien auf.

Die Skepsis ist auch nicht ganz unberechtigt. Andererseits sind die Indizien aber doch nicht so schlecht, wie vielfach behauptet. Vor allem die oft und völlig kritiklos nachgebetete Behauptung, Jacob Grimm habe diese Göttin erst nachträglich aus dem Namen des Osterfestes erschlossen, verrät grundlegende Unkenntnis der Quellen und stellt die Tatsachen auf den Kopf, wie wir noch sehen werden.

Das Wort Os-Tara ist keltischen Ursprungs und ist der Ausdruck für das Erwachen des Lebens nach der Winterpause, also den Frühlingsbeginn. Die frühere Forschung kennt eine keltisch-germanische Göttin mit dem Namen Ostara.

Im 8. Jahrhundert erklärt der englische Kirchenhistoriker Beda Venerabilis (673–735) in seinem Werk „De temporum Ratione“, einer Streitschrift zur Terminierung des Osterfestes nach der römischen Kirchentradition entgegen der Praxis der iro-schottischen Kirchentradition, die Herkunft des Wortes Ostern. Beda belegte, dass die Göttin Eostrae, dem Eosturmonath (April; ahd. ôstarmânôt) seinem Namen verlieh:

Der Eosturmonath, heute Passahmonat bezeichnet, war früher benannt nach einer ihrer Göttinnen, welche Eostre genannt wurde, zu deren Ehren Feste in diesem Monat gefeiert wurden. Jetzt benennen sie die Passahzeit mit ihrem Namen, womit die Freuden der neuen Feierlichkeit unter dem Namen der altehrwürdigen Göttinnenverehrung angerufen werden.

Wer war Beda Venerabilis?

Beda Venerabilis (dt. Beda der Ehrwürdige, engl. the Venerable Bede) (* 672/673 bei Wearmouth in Northumbria; † 26. Mai 735 im Kloster Jarrow) war ein angelsächsischer Benediktinermönch, Theologe und Geschichtsschreiber. Er wird als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 25. Mai.

Beda wurde 672 oder 673 bei Wearmouth in Northumbria im heutigen Sunderland, County Durham, geboren. Bereits mit sieben Jahren kam er in das Kloster St. Peter in Wearmouth, in die Obhut der Lehrer und Erzieher Benedict Biscop und Ceolfrid. Als Biscop 682 das Kloster St. Paul in Jarrow bei Newcastle upon Tyne gründete, übersiedelte der junge Beda zusammen mit Abt Ceolfried. Mit 19 Jahren wurde er Diakon und mit 30 Jahren Priester. Er wirkte als Lehrer und verbrachte dort sein restliches Leben.

Beda Venerabilis gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten des Frühmittelalters. Seine Schriften werden der northumbrischen Renaissance zugeordnet. Er hat mit seinen Schriften nahezu sämtliche OstaraWissensgebiete der damaligen Zeit abgedeckt und in vielen Fällen Werke verfasst, die für lange Zeit kanonische Geltung erlangten. In das Gebiet der Grammatik fallen Schriften über die Orthographie und über die Metrik sowie, zur Vermittlung des für die Textinterpretation nötigen Sachwissens, die Enzyklopädie De Rerum naturis, die auch viele naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt, in das der Rhetorik ein Werk über rhetorische Figuren (de schematibus et tropis), in die der Astronomie und Arithmetik mehrere Werke zur Zeitrechnung, der sogenannten Computistik, (De temporum ratione), das im zweiten Teil auch eine Weltchronik enthält, die Ostertafeln (Circulus paschalis), der Kalender, ein Werk über die Zeiteinteilung (De temporibus) und weitere kleinere, z. T. in ihrer Echtheit umstrittene Werke. Hauptinteresse jener Zeit war die Berechnung des beweglichen Osterfestes, um es für alle Länder verbindlich und gleichzeitig zu datieren. Dies war für Beda insofern von einiger Brisanz, als in seinem Lebensraum der alexandrinisch-römische Osterzyklus und die in Irland und England geübte Osterrechnungspraxis aufeinandertrafen und zu Konflikten um die Berechnung des Ostertermins führten; zudem galt es, sich von dem im merowingischen Frankenreich gebräuchlichen Osterzyklus des Victorius von Aquitanien abzugrenzen. Eine faktische Einigung war zwar auf der Synode von Whitby 664 erreicht worden, doch fehlte nach wie vor die eindeutige und langfristige Umsetzung. Beda schuf ein kohärentes System der Zeiterfassung und -berechnung und setzte die bis heute maßgebliche Zeitrechnung in Jahren nach Christi Geburt durch und schrieb die Ostertafeln des Dionysius Exiguus bis zum Jahr 1063 fort. Außerdem wies er einen Kalenderfehler nach, der erst im 16. Jahrhundert durch die Gregorianische Kalenderreform behoben wurde und berechnete (nicht nur aus biblischen Vorgaben) den 18. März 3952 v. Chr. als Anbeginn der Welt.

In seinen historischen Darstellungen zeigt er sich, was die Datierungspraxis betrifft, von Dionysius Exiguus beeinflusst. Seine Historia ecclesiastica gentis Anglorum (Kirchengeschichte des englischen Volkes) von 731 zählt zu den wichtigsten historiographischen Werken des Abendlandes und besticht durch eine neutrale Quellenauswertung. Das Werk behandelt die Geschichte Englands von der Eroberung durch Caesar bis ins Jahr 731. Es befasst sich unter anderem mit der angelsächsischen Festlandsmission bei Friesen und (Alt)Sachsen. Beda erwähnt auch den fränkischen Teilstamm der Boruktuarier zwischen Ruhr und Lippe, er erwähnt die Missionare Willibrord und Suitbert und gedenkt der Klostergründung Suitberts in Kaiserswerth. Alfred der Große übersetzte diese Kirchengeschichte später ins Angelsächsische.

Weitere historiographische Werke werden heute eher der Hagiographie zugerechnet, obwohl es eine solche Unterscheidung im Frühmittelalter nicht gab. Denn Geschichte war Heilsgeschichte: die Vita (et miracula) Cuthberti in Versen und in einer Prosafassung, das Martyrologium Bedae, eine Sammel-Biographie über die Äbte von Wearmouth. Den breitesten Raum nehmen zahlreiche Kommentare zu verschiedenen biblischen Büchern ein, die in den Bereich der Theologie, näherhin der Exegese fallen. Ein Hilfsmittel der Exegese ist die Schrift über die biblisch-kirchliche Geographie (De locis sanctis). Predigten (Homiliae) ergänzen das theologische Werk. Nur bruchstückhaft sind die Gedichte Bedas erhalten, darunter Hymnen, Epigramme, ein Gedicht über das jüngste Gericht (De die iudicii) wie auch Psalmen. Altenglische Werke wie das „Totenlied“ soll der Gelehrte ebenfalls verfasst haben. Auch eine geringe Zahl von Briefen ist überliefert.

Die Verehrung Bedas besonders im frühen Mittelalter war groß. Er genoss nahezu kirchenvätergleichen Rang, da er sich auf die orthodoxen Autoritäten stützte. Dies betraf vor allem seine Wirkung als „Erforscher der Heiligen Schrift“, als Computist und als Lehrer, was auch in zahlreichen falschen Zuschreibungen zum Ausdruck kommt. Seine Schriften fanden auch auf dem Kontinent Verbreitung.

Im Jahre 1899 sprach Papst Leo XIII. Beda heilig und ernannte ihn zum Doctor ecclesiae. Die sterblichen Überreste Beda Venerabilis‘ ruhen in der GaliläischenKapelle der Durham Cathedral in Durham. Eine Gedenktafel für ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Aus dieser Stelle, der einzigen, bei der eine Eostra belegt ist, bewies J. Grimm eine der Eostra entsprechende deutsche Göttin Ostara, eine Gottheit des strahlenden Morgens und des aufsteigenden Lichts (01). Die mythologische Forschung hat sehr verschieden Stellung zu der Existenzberechtigung Ostaras genommen. Gegen sie haben Stellung genommen R.M. Meyer, Golther, Weinhold, Mannhardt, Rehm, Wilh. Müller, H. Kaufmann u.a., anerkannt haben sie Wolf, Panzer, Neus, Mogk, P. Herrmann, Quitzmann, Kolbe, Hocker, Köhler, Albers, Kuhn21 u.a., in neuerer Zeit vor allem Schönbach und Kluge (12).

Argumente der Ostara-Kritiker

Die Ostara-Kritiker betonen, dass der Ostermonat nicht nach der Göttin benannt zu sein braucht. Er kann lediglich als Bezeichnung der Himmelsgegend, als der Monat des wiederaufgehenden und wachsenden Morgenlichts oder als Benennung für den Passahmonat interpretiert werden, weil nach altkirchlichen Bestimmungen Ostern erst nach der Frühlingsgleich gefeiert werden durfte, d. h. wenn die Sonne wieder zum genauen Ostpunkt zurückgekehrt war. Dass die Germanen eine Austrô, eine Göttin der Morgenröte, wie die Inder eine Ushas, die Griechen eine Eos und die Römer eine Aurora verehrten, sei durch kein Zeugnis aus dem Heidentum bewiesen. Und selbst im Falle der Existenz einer germanischen Göttin Ostara wäre von ihr nichts bekannt als der Name und dass ihr zu Ehren im Frühjahr festliche Tage gefeiert wurden.

Argumente der Ostara-Befürworter

Als Beweis für die Existenz der Ostara führte man die zahlreichen mit Ostar- zusammengesetzten Orts- und Personennamen an. Fricke argumentiert, dass der Namens eines Steinblocks in Westfalen „im Oestern“ auf Ostara zurück zu führen ist, zumal aus derselben Gegend eine Steinplatte mit folgender Runeninschrift stammt:

Dhu gautar osta, ous il sin grosta“ („Du guter Osta, aus deinem Antlitz leuchtet) (02)

Hocker führt als einziger ein im Kloster Corvey aufbewahrtes altes Lied an, aber ohne weitere Quellenangabe: „Eostar, Eostar, erdhan modor“. Für viele Forscher ist die Tatsache, dass die „Kirche“ den Namen Ostern für das Passahfest gebrauchte, ein Beweis, wie tiefe Wurzeln der Dienst der Ostara bei unseren Vorfahren geschlagen hat.

Außerdem ist nach der bisherigen Forschung ganz sichergestellt, dass im althochdeutschen der April „ôstarmânoth“ hieß, was mit unserem neuhochdeutschen „Ostern“ zusammenhängt. Ferner ist bewiesen, dass der heidnische Name und die heidnischen Bräuche eines Frühlingsfestes, wie sie überall auf der Welt gefeiert werden, auf das „christliche“ Fest der Auferstehung, für dessen Feier das Konzil von Nicäa den ersten Sonntag nach der Frühlingstagundnachtgleiche als Datum bestimmt hatte, übertragen wurde.

Ostara wurde gefeiert als Göttin des strahlenden Morgens, des aufsteigenden Lichtes sowie als Göttin des wiederkehrenden Frühlings. Ihr Kult erstreckte sich über ganz Niedersachsen, Westfalen und Niederhessen, wahrscheinlich auch über Friesland, Jütland und Seeland (03) und auch über Bayern, wie die von Quitzmann aufgeführten Ortsnamen beweisen (04). Nach Fricke (05) gehörte Ostara dem Herthadienst, einem Kultus der Naturkräfte zu, und war besonders in Westfalen sehr bekannt, wo ihr Schweineopfer dargebracht wurden. Nach Hoops (06) wurde sie besonders in Niederdeutschland verehrt, wo ihr der Monat Mai gewidmet war, Maiblumen geopfert und Maibäume errichtet wurden. Ostara erschien beim Eintritt des Frühlings neben Donar, als Schwester Thors. Als solche hatte sie Anteil an den Osterfeuern, nach Kuhn und Panzer ist sie mit den drei Schicksalsschwestern eng verbunden. Die Gebräuche mit dem Osterwasser und das ihr heilige fließende Wasser deuteten auf einen Quellenkultus. Die Sitte in Hessen, am 2. Ostertag Blumensträuße in eine Höhle zu tragen und dann kühles Wasser zu schöpfen, gilt als Rest des Ostarakultus. Kränze aus Tausendschön, Küchenschelle und gelben Lilien, Kräuter und Mechthildenkränze wurden ihr dargebracht. Die Birke war ihr heiliger Baum, ihre heiligen Tiere waren der Hase und das „Osterkälbchen“ oder „Marienkäferchen“. Ihre Lieblingsopfer waren Eier und Opferbrote (Osterfladen). Andere unblutige Opfer wurden ihr geweiht. Dem Äußeren nach wird sie beschrieben als ein gleich der Eos sich leicht fortbewegendes, in ein goldschimmerndes Gewand gehülltes Wesen mit gelben Schuhen. Vielleicht war sie eine besondere Gestalt der Himmelskönigin. Grimm bringt die Osterspiele mit der Ostara in Zusammenhang, und manche Züge der „Palmeselprozession“ gehörten ursprünglich der alten heidnischen Göttin Ostara an.

Heute sind noch viele Orte und Plätze nach Ostara bzw. Eostar (bedeutet Licht oder Aufgang des Lichts: Ost = Eos) benannt, z. B. Osterhofen, Osterhagen, Osterholz u.a.m. Der Osterstein im Blankenburgischen hat behauene Löcher, welche anzeigen, dass dort vielleicht der befestigte Altar und das Bild der Göttin gestanden habe. Ihr Hauptfest wurde im April gefeiert, wovon derselbe Ostermonat hiess, welchen er auch behielt, als Karl d. G. den Monaten deutsche Namen gab. Bei diesem Feste wurden die Osterfeuer auf den Anhöhen angezündet.

Weitere Quellen bestätigen die Existenz Ostaras

An diesem größten der christlichen Feste, überlebten verschiedene uralte, heidnische Zeremonien. Zu Beginn ist der Name selbst nicht christlich, sondern heidnisch. ‚Ostara‘ war die Göttin des Frühlings der Anglo-Sachsen (07)

Ostern – der Name Ostern kommt zu uns von Ostera oder Eostre, der Anglosächsischen Göttin des Frühlings, für die ein jährliches Frühjahrsfest gehalten wurde. Es ist von diesem heidnischen Fest , daß einige unserer Ostergebräuche abstammen (08).

Das Christentum hat, als es mit den Germanen in Berührung kam, seinem hohen christlichen Fest viele heidnische Sitten und Bräuche einverleibt, die mit ihrem Frühlingsfest verbunden waren . . ., das zu Ehren des Sterbens des Winters, der Geburt eines neuen Jahres und der Rückkehr der Sonne gefeiert wurde. Der Name des christlichen Festes stammt von Eostur-monath oder Ostermonat, der unserem Monat April entspricht und der, nach Beda (De Temp. Rat., Kap. xv), der Frühlingsgöttin Eostre oder Ostara geweiht war (09).

Seitdem Bede, der Erwürdige (De ratione temporum 1:5), wurde die Herkunft des Ausdrucks für das Fest der Auferstehung Christi allgemein für das Anglosächsische Eastre, einer Göttin des Frühlings…das althochdeutsche Pluralwort für Tagesanbruch, eostarun angesehen; von dem das Deutsche Ostern, und das Englische Easter abstammt (10).

In Babylonien… wurde die Göttin des Frühlings, Ishtar genannt. Sie wurde mit dem Planeten Venus identifiziert, weil…[er] vor der Sonne aufgeht…oder vor ihr untergeht… scheint er das Licht zu lieben (das heißt, Venus liebt den Sonnengott)…In Phönizien wurde sie Astarte; in Griechenland, Eostre (verwandt mit dem griechischen Wort ‚Eos,‘ Morgendämmerung), und in Deutschland, Ostara (dies stammt von dem deutschen Wort ‚Ost‘ ab, welches die Direktion der Morgendämmerung ist) genannt(11).

Die Heiden benutzten typischerweise viele verschiedene Namen für denselben Gott oder dieselbe Göttin. Nimrod, die Person der Bibel, der die Stadt Babylon (1.Mose 10,8) erbaute, ist ein Beispiel. Er wurde unter den Namen Saturn, Vulkan, Kronos, Baal, Tammuz, Molech und anderen, verehrt, aber er war immer nur derselbe Gott – der Feuer oder Sonnengott, der allgemein von fast allen antiken Kulturen verehrt wurde.

Die Göttin Ostara war nicht anders. Sie war eine Göttin mit vielen Namen – die Göttin der Fruchtbarkeit – die im Frühjahr verehrt wurde, wenn alles Leben erneuert wurde.

Der weitbekannte Historiker, Will Durant, schreibt in seinem berühmten und anerkannten Werk „Geschichte der Zivilisation“, S. 235, 244-245:

Ishtar (Astarte für die Griechen, Ashtaroth für die Juden), interessiert uns nicht nur als ein Analog der Ägyptischen Isis und Prototyp der Griechischen Aphrodite, und der Römischen Venus, sondern als die formelle Erbin einer der seltsamsten Bräuche der Babylonier…welches uns hauptsächlich von einem Zitat des Herodotus bekannt ist: „Jede einheimische Frau ist verpflichtet, einmal in ihrem Leben im Tempel der Venus (Oster) zu sitzen und Verkehr mit einem Fremden zu haben.“

Die Herkunft des Ostereis beruht auf der Fruchtbarkeitsüberlieferung der Indo-Europäischen Rassen…Für sie war das Ei ein Symbol des Frühlings…Im Christentum hatte das Ei ihm eine religiöse Interpretation verliehen, indem es ein Symbol der Felsengruft wurde, aus der Christus durch Seine Auferstehung in ein neues Leben hervortrat (Francis X. Weiser, Handbook of Christian Feasts and Customs, (Handbuch der Christilichen Feste und Bräuche), S. 233).

Dies ist ein klares Beispiel, wie heidnische Symbole und Bräuche „christianisiert“ werden, z.B. christlich tönende Namen werden über heidnische Bräuche gelegt. Dies geschieht, um Leute irrezuführen – und- damit sie sich besser fühlen, daß sie Bräuche folgen, die nicht in der Bible angegeben sind.

Bitte beachte folgendes:

Während der christlichen Observanz von Ostern… wurden Volksbräuche angesammelt, von denen viele von antiken Zeremonien und Symbolen heidnischer Frühlingsfestlichkeiten von Europa und dem Nahen Osten überliefert wurden …zum Beispiel Eier…waren sehr prominent als Symbole neuen Lebens und der Auferstehung (13).

Ostern war

ursprünglich das Frühlingsfest zu Ehren der germanischen Licht- und Frühlingsgöttin, die im Angelsächsischen als Eastre bekannt war (14).

[Der Hase] war die Begleitung der germanischen Göttin Ostara (15).

[Der Osterhut war ursprünglich] ein Blumen- oder Blätterkranz. Der Kreis oder die Krone stand für die Sonne und ihren Weg am Himmel, der die Wiederkehr des Frühlings brachte.“ Die Neueinkleidung zu Ostern entwickelte sich, weil „es als unhöflich und damit als unglückbringend angesehen wurde, wenn man die skandinavische Frühlingsgöttin (oder Eastre) in irgend etwas anderem als einem neuen Gewand begrüßte, denn die Göttin schenkte der Erde ein solches (16).

[Ostergebäck:] Es handelt sich dabei um einen heidnischen Brauch . . . Ihre jeweilige Licht- und Frühjahrsgöttin verehrten auf diese Weise die Ägypter, Chinesen, Griechen und die germanischen Völker des nördlichen Europa (17).

Der nur im englisch- und deutschsprachigen Raum gebrauchte Ausdruck kommt mit höchster Wahrscheinlichkeit von Ostara, Osterr oder Eastre, dem Namen einer Göttin der heidnischen Sachsen. Sie verkörperte den Osten, den Morgen, den Frühling (18).

Aschtoreth, Anath, Astarte und Aschera sind Manifestationen einer Hauptgottheit Westasiens . . . Verwandt mit der kanaanitischen Aschtoreth war die babylonische Ischtar (die Venus der Römer). . . . Viele Gelehrte glauben, daß der Fruchtbarkeitskult seinen Anfang in Babylonien hat, dessen Himmelskönigin . . . Ischtar war (19).

Nach Beda Venerabilis, einem englischen Historiker (Anfang des 8. Jahrhunderts), ist das Wort [Ostern] von dem altnordischen Wort Ostara oder Eostre abgeleitet und bezeichnet das Frühlingsfest am 21. März, der Frühlings-Tagundnachtgleiche, wenn die Natur nach dem Winter erwacht. Daher also die Hasen, die für ihre Fruchtbarkeit bekannt sind, und die Eier, deren Bemalung die Strahlen der wiederkehrenden Sonne und die Nordlichter, die Aurora borealis, darstellt (20).

Das christliche Fest, das an die Auferstehung Christi erinnert und in dieselbe Zeit fällt wie das jüdische Passah und seit den frühesten Tagen des Christentums mit heidnischen Riten aus Europa, die mit der wiedererwachenden Jahreszeit zu tun hatten, vermischt wurde. . . . Viele heidnische Bräuche sind noch lebendig, wie das Entzünden neuer Feuer zur Zeit des Tagesanbruchs bei den Maya wie auch in Europa, zur Genesung, für das erneuerte Leben und zum Schutz der Ernten. . . . In England rollen Kinder Ostereier. Überall jagen sie nach den bunt gefärbten Ostereiern, die der Osterhase gebracht hat. Das ist nicht nur ein Kinderspiel, sondern ein Überbleibsel eines Fruchtbarkeitsritus, wobei die Eier und der Hase Fruchtbarkeit symbolisieren. Ferner war der Hase der Begleiter der germanischen Göttin Ostara, von der das Fest über das deutsche Wort Ostern seinen Namen hat (21).

Ostern. Ursprünglich das Frühlingsfest zu Ehren der germanischen Licht- und Frühlingsgöttin, die im Angelsächsischen als Eastre bekannt ist. Schon im 8. Jahrhundert wurde der Name von den Angelsachsen auf das christliche Fest übertragen, durch das man die Auferstehung Christi feierte. In der A. V. [Authorized Version] kommt es einmal (in Apg. 12:4) vor, ist jedoch eine falsche Übersetzung (22).

Fazit

Bisher ist die Beweisführung, die sich gegen die Existenz Ostaras wendet, für mich wenig überzeugend, denn die Befürworter dieser These scheitern mangels überzeugender Argumente (und vor allem mangels Kenntnis der harten Fakten!) kläglich.

Bei all dem erstaunt vor allem die Hartnäckigkeit der entsprechenden Versuche, deren Motive und Stoßrichtungen nicht ganz nachvollziehbar sind. Denn fast alle in den antiken lateinischen Quellen genannten Götzennamen der Germanen sind mit weit größerer Unsicherheit behaftet (nur einmal erwähnt, keine Entsprechung in den altnordischen Quellen, keine theophoren Orts- oder Personennamen, keine archäologischen Befunde), ohne dass man hier mit vergleichbarem Eifer agitieren würde. Könnte es sein, dass die Kritiker einem (schon lange relativierten) Bild des 19. Jahrhunderts verhaftet sind, das in romantischem Überschwang ein Konstrukt einer „Hochgöttin“ postulierte?

Eine Schwierigkeit sehe ich darin, dass niemand weiß, ob die Namensform der Göttin den sprachlichen Wechsel des Monatsnamens zum Althochdeutschen noch mitgemacht hat. Mit der Form Austro ist man auf alle Fälle auf der sichereren Seite.

In jedem Fall dürfte es sich um eine untergeordnete Göttin gehandelt haben, die sich weder im Kult noch in der Mythologie, sondern im jahreszeitlichen Brauchtum niedergeschlagen hat. Die Stellung der Göttin dürfte eher der der Idisen oder Matronen entsprochen haben.

Fußnoten

(01) Jacob Grimm: Deutsche Mythologie. 4. Ausg., besorgt von E. H. Meyer. Berlin 1875–78. 3 Bde.

(02) W. Fricke: Das mittelalterliche Westfalen oder die alten Sitten, Gesetze, S. 7f.

(03) Ferd. Freiherr v. Andrian: Der Höhenkultus asiatischer u. europäischer Völker. Wien 1891, S. 353

(04) Anton Quitzmann: Die heidnische Religion der Baiwaren. Erster faktischer Beweis der Abstammung dieses Volkes. Leipzig und Heidelberg 1860, S. 129

(05) W. Fricke: Das mittelalterliche Westfalen oder die alten Sitten, Gesetze, Gerichte, Zustände und Gewohnheiten der Roten Erde. Minden i.W. 1890, S. 54

(06) Heinrich Hoops: Sassenart. Niedersächsische Volkssitten und Bräuche. Bremen 1922, S. 46f., 55).

(07) Ethel L. Urlin, Festival, Holy Days, and Saints, S. 73).

(08) Hazeltine, S. 53

(09) The Encyclopedia Britannica [Chicago, 1959], Band 7, S. 859

(10) Die Neue Katholische Encyclopedia, 1967, Vol. 5, S. 6

(11) Englehart, S. 4

(12) http://de.wikipedia.org/wiki/Beda_Venerabilis#cite_note-3

(13) Encyclopedia Britannica, 1991 Ed., Vol. 4, S. 333

(14) The Westminster Dictionary of the Bible

(15) Funk & Wagnalls Standard Dictionary of Folklore, Mythology and Legend

(16) The Giant Book of Superstitions

(17) Dreimal Schwarzer Kater, R. Brasch

(18) Curiosities of Popular Customs von William S. Walsh

(19) Harper’s Bible Dictionary [New York, 1961], S. 46, 47

(20) The Encyclopedia Americana [New York, 1956], Band IX, S. 506

(21) Funk & Wagnalls Standard Dictionary of Folklore, Mythology and Legend [New York, 1949], Band 1, S. 334, 335

(22) The Westminster Dictionary of the Bible [Philadelphia, 1944] von John D. Davis, S. 145

Weitere Quellen

http://www.wurzelwerk.at/thema/noreiadieeule18.php

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 18597ff.

Wörterbuch der Mythologie: Eostar. Wörterbuch der Mythologie

 

Bildnachweis:
„Ostara“ von Unbekannt – Originally from de.wikipedia; description page is/was here. original upload date 2004-01-30. Original uploader was Rumpenisse at de.wikipedia. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ostara.jpg#mediaviewer/File:Ostara.jpg


Kommentare

2 Antworten zu „Ostara – germanische Göttin oder Erfindung?“

  1. Die Beweisführung scheint auf den ersten Blick relativ gelungen, bezeichnet aber hauptsächlich Quellen um 1850 als Belege, welche in ihrem Wortlaut relativ ähnlich sind. Da, zumindest für mich nicht deutlich ersichtlich, überprüft wurde ob sich die jeweiligen Autoren hier nicht einfach gegenseitig zitieren schrumpft das zunächst reichhaltig erscheinenede Material leider strak zusammen. Am glaubwürdigsten mag hier noch die Aussage nach Beda sein, wobei mir der Verweis auf die Ursprüngliche Quelle im Literaturverzeichnis fehlt um diesen (möglichen) Fakt nachprüfen zu können.

    1. Natürlich gibt es noch weitere Quellen, die den heidnischen Ursprung des Osterfests belegen, die auch älter als 1850 sind. Allerdings würde es den Rahmen dieses Artikel sprengen, auf alle Quellen einzugehen bzw. zu zitieren.

      Auch Eginhart belegt beispielsweise den althochdeutschen Monatsnamen „ostarmanoth“, so dass man davon ausgehen kann, dass die Göttin im deutschen Raum „Ostera“ oder „Ostara“, germ. „Austró, genannt wurde.

      Ein weiterer wichtiger Hinweis sind die Quellen, z. B. die zahlreichen mit „Oster-“ oder „Ostar-“ zusammenhängenden Orts- und Personennamen wie etwas Osterode im Harz, welches der Überlieferung nach seinen Namen von der Göttin Ostara hat, Osterholz in Westphalen usw. Die Externsteine im Teutorburger Wald werdenin einer Überlieferung von 1750 „Eostrae Rupes“ (Ostaras Felsen) genannt, und die Chronik des Pastors Pustekuchen von 1762 berichtet vom Kult dieser Göttin an den Externsteinen. Ähnlich berichtet auch das „Wernigerödische Intelligenz-Blatt“ Nr. 19 vom 09.05.1797 in seiner Rubrik „Gemeinnützige Mittheilungen“ in dem Artikel „Über Osterfeuer“:

      „Unsere Nachbarn im Lande zünden nämlich am Abend des ersten christlichen Osterfeiertags, ohne Scheu und Nachdenken, wieder seit einigen Jahren von neuem der heidnischen Göttin Ostara Ehren Opfer- und Gedächtnisfeuer vor ihren Dörfern und Anhöhen, wo sergleichen sind, an … Unsere Stadteinwohner (zum Ruhm sei’s ihnen nachgesagt) handeln hierin vernünftiger. Sie bleiben, wenn’s  auch weiter nichts ist, doch fest auf ihren Posten der Aufklärung stehen. Wenigstens schämen sie sich noch bis jetzt dieses Rückschrittes ins Heidenthum, dieser kleinlichen, abergläubigen Lustbarkeit. Sie verlachen den Aberglauben unserer Vorfahren, welche durch diese, in spätern Zeiten mit dem Namen Osterfeuer belegten Feuer-Opfer, von der Göttin Ostra die Vertilgung des den Gewächsen schädlichen Geschmeißes zu erlangen hofften.“

      Ein weiteres Beispiel, das sich auf Ostara bezieht, ist der sog. „Ostastein“, eine nur noch in Nachzeichnungen erhaltene Votivtafel, die im 16. Jh. im Schaumburgischen gefunden wurde, aber aus der Zeit um 1100 n. Chr. stammt. Das Bild zeigt eine Gestalt mit Hörnerhelm und Füllhorn, die weiblich oder männlich sein kann, dazu ein Sonnen- und Mondsymbol. Vielleicht ist „Osta“ als „Ostra“ bzw. „Ostara“ zu lesen, vielleicht aber auch nur als „Ase-Gott“.

      Wie bereits erwähnt, könnten noch viele weitere Quellen angeführt werden – dies würde jedoch den Rahmen sprengen.

       

       

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert